Ein königlicher Skandal
zeitgenössische Kunstwerke. Sie bildeten einen krassen Gegensatz zu dem alten Gemäuer, trotzdem passten sie perfekt hierher.
Sie lächelte dem Diener zu, der ihr in der Eingangshalle entgegenkam. „Ich brauche Kaffee und frische Luft“, sagte Rosa heiter.
„Hier entlang, Hoheit“, erwiderte er und führte sie zu einem Innenhof.
Begeistert sah sie sich um. Anscheinend hatte jemand die alte Burg schon vor Jahren verschönert. Verschiedene Kletterrosen standen in voller Blüte und verströmten einen betörenden Duft. Ein Springbrunnen plätscherte leise, eine Pergola aus Wildem Wein spendete Schatten, und Gardenien blühten in großen Terrakottatöpfen.
Liegestühle und bequeme Sessel sowie ein großer Holztisch verrieten, dass dieser Hof oft genutzt wurde. Nach einem letzten Blick ging Rosa über die warmen Steinplatten und trat in den Schatten.
Das Herz blieb ihr fast stehen, als Max durch eine reich verzierte alte Glastür trat. Er ließ sich nicht anmerken, ob er überrascht war, Rosa im Hof zu treffen. Stattdessen musterte er sie eingehend.
„Hast du gut geschlafen?“
„Ich habe die alten Gewohnheiten sehr schnell wieder angenommen“, entgegnete sie und überspielte ihre Nervosität mit einem Lächeln. „Danke, ich habe sogar sehr gut geschlafen.“
„Schön. Setz dich und trink ein Glas Limonade. Oder hättest du lieber Kaffee?“
„Selbst gemachte Limonade?“
„Natürlich“, bestätigte er.
„Das klingt verlockend, aber ich hätte auch gern Kaffee, um wieder munterer zu werden.“
Die Getränke wurden zusammen mit kleinen Kuchenstücken und frischem Obst gebracht. Da das Abendessen erst wesentlich später stattfand, als sie gewohnt war, griff Rosa hungrig zu. Während sie aßen, erzählte Max ihr das Neueste über die Familie.
Sobald das Thema erschöpft war, sagte Rosa: „Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten für dich.“
„Was gibt es?“, fragte er angespannt.
Sie atmete tief ein. „Mein Chef in Neuseeland hat bestätigt, dass es sich um Mehltau handelt. Die Weinstöcke auf den drei betroffenen Gütern müssen ausgegraben und verbrannt werden. Es ist zu spät, um sie zu retten.“
Fluchend sprang Max auf und ging auf dem Hof hin und her, um sich abzureagieren. Sein dunkles Haar schimmerte wie Bronze im Sonnenlicht.
Nach einer Weile blieb er stehen und sah sie durchdringend an. „Bist du ganz sicher?“
„Tut mir leid, ja. Es gibt keine Zweifel – das Labor hier, das in Neuseeland bestätigen es, und ich auch. Wir sind uns einig, dass alles niedergebrannt werden muss.“ Da sie es nicht verschweigen konnte, fügte sie hinzu: „Aber selbst dann gibt es keine Garantie, dass nicht noch mehr Pflanzen erkranken.“
Der Springbrunnen neben ihnen plätscherte beruhigend. Rosa empfand in diesem Augenblick jedoch alles andere als Ruhe. Weil sie sich vorstellen konnte, wie Max sich jetzt fühlte, stand sie auf und ging zu ihm. Ohne ihn zu berühren, blieb sie vor ihm stehen.
„Tut mir leid“, wiederholte sie.
„Es ist nicht deine Schuld“, erklärte er schroff.
Sein abweisender Tonfall verletzte sie, doch er meinte es nicht persönlich. Er musste den Winzern die schlimme Nachricht überbringen. Darum verübelte Rosa ihm die zornige Reaktion nicht. An seiner Stelle würde sie genauso mit dem Schicksal hadern, das diese Plage über das Land geschickt hatte.
„Mehltau bricht meistens in einem feuchten Frühjahr aus“, erklärte sie, „und er breitet sich rasend schnell aus. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Krankheit erst im Spätsommer aufgetreten ist und sich auf drei Weingärten beschränkt.“
„Hoffentlich hast du damit recht“, erwiderte er mit unterdrücktem Ärger. „Also schön, auf dem betroffenen Gelände werden alle Weinstöcke ausgegraben und verbrannt. Dann darf dort mindestens zehn Jahre lang nichts gepflanzt werden.“
„Das ist die einzige Möglichkeit“, bestätigte sie.
„Ich weiß. Was ist mit den angrenzenden Weingärten?“, fragte er gepresst.
Rosa zögerte nur kurz. „Bisher ist dort zwar kein Mehltau aufgetreten, aber meiner Meinung nach sollten sie auch niedergebrannt werden. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme. Wenn es zu keinem weiteren Befall kommt, haben wir genug Spritzmittel für das ganze Tal.“
Max presste die Lippen fest aufeinander, ehe er seufzte. „Es wird nicht leicht, die Winzer zu überzeugen, wenn die Rebstöcke keine Anzeichen der Krankheit zeigen.“
„Das ist mir klar. Aber sie vertrauen dir. Vielleicht
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