Ein königlicher Skandal
Tage nie bereuen.“
„Ich auch nicht“, erwiderte sie und zwang sich zu lächeln.
Kurz nachdem sie die Villa betreten hatte, begann Rosa zu packen. Wenig später landete der Helikopter, der Rosa nach Porto di Castellante bringen sollte.
Sobald sie auf den Flur trat, sah sie Max. Er hatte vor der Schlafzimmertür gewartet und sagte nun leise: „Leb wohl, süße Rosa.“
Tränen schnürten ihr die Kehle zu. „Leb wohl“, stieß Rosa erstickt hervor. „Und danke für alles.“
Sie blieb stehen, weil sie seine Finger auf dem Arm spürte. Mit angehaltenem Atem drehte sie sich um. Max wirkte um Jahre gealtert und erschöpft. Seine Miene war undurchdringlich, als er sich zu Rosa beugte und sie auf die Stirn küsste.
„Du wirst eine großartige Königin. Werde glücklich!“
„Und du?“, rief sie heftig.
„Ich glaube“, antwortete er gepresst, „dass sogar der größte Schmerz mit der Zeit nachlässt.“
„Glaubst du das wirklich?“, fragte sie schlicht und schüttelte traurig den Kopf. „Leb wohl, Max.“
Als der Jet in Neuseeland landete, waren die Neuigkeiten bereits um die Welt gegangen. Sogar auf dieser Seite des Globus berichteten die Medien ausführlich über die Krise, in der eine der reichsten Königsfamilien steckte.
In ernstzunehmenderen Zeitungen wurden die Auswirkungen auf die staatliche Sicherheit diskutiert. Die meisten Zeitschriften konzentrierten sich auf die pikanten Einzelheiten der lange zurückliegenden Affäre zwischen Königin Eva und Giovanni. Überall waren Fotos der beiden abgedruckt. Oft prangten Aufnahmen der Erben daneben, die auf den Thron verzichtet hatten.
Doch nirgendwo wurde auch nur angedeutet, dass mehr als Freundschaft zwischen Rosa und Max sein könnte.
Einige Tage lang wurden die Gehwege vor Rosas Wohnung von Journalisten belagert. Schließlich gaben sie auf, weil Rosa und Kate jede Stellungnahme verweigerten.
Rosas Geschwister riefen oft an oder schickten ihr E-Mails. Alle waren sich einig, dass es am besten war, wenn sie sich so weit wie möglich von dem ganzen Chaos fernhielt. Einmal sprach sie am Telefon sogar mit dem König persönlich. Er ordnete an, dass sie keinerlei Interviews gab.
Als sie sich nach seiner Gesundheit erkundigte, wehrte er die Frage mit knappen Worten ab.
Die gesamte Königsfamilie von San Rinaldi hielt geschlossen zusammen und schwieg. Der Palast gab keinen Kommentar. Im Labor sprach niemand über den Skandal. Nur der Chef rief Rosa zu sich und schlug ihr vor, Urlaub zu nehmen. Sie hätte in letzter Zeit müde gewirkt.
Energisch lehnte sie den Vorschlag ab. Sie brauchte die Ablenkung dringend. Auch wenn Rosa jeden Morgen die Spuren einer fast schlaflosen Nacht überschminkte. Und wenn es gar nicht mehr anders ging, half eine halbe Schlaftablette.
Eines Tages schleuderte Rosa zu Hause eine Zeitung auf den Boden. Darin war ein Interview mit einer entfernten Cousine von Giovannis Frau abgedruckt. Wütend stieß Rosa eine Verwünschung aus.
„Kopf hoch“, bemühte Kate sich, ihre Freundin aufzumuntern. „Es hätte schlimmer kommen können. Wenigstens ist bisher in dem ganzen Durcheinander niemand umgekommen. Über Drogen oder Kindersklaven habe ich auch noch nichts gelesen.“
Rosa lächelte matt. „Damit hat das Herrscherhaus von San Rinaldi auch nichts zu schaffen“, erwiderte sie seufzend.
„Wenigstens etwas. Und du hast offenbar den Mehltau auf San Rinaldi besiegt. Wie läuft es bei der Arbeit?“
„Sehr gut“, antwortete Rosa automatisch.
Obwohl Kate sie fragend ansah, sprach sie nicht weiter über San Rinaldi. Rosa war ihr äußerst dankbar dafür.
Natürlich hatte sie gewusst, dass Max ihr sehr fehlen würde. Aber so schrecklich hatte sie es sich nicht vorgestellt. Das Leben ohne ihn kam ihr leer und trostlos vor. Ein entsetzlicher Tag reihte sich an den anderen, und ein Ende war nicht in Sicht.
Nachts wurde es am schlimmsten. Schmerzlich sehnte Rosa sich nach Max. Hätte sie wenigstens einen Hinweis darauf, dass er an sie dachte! Bald würde sie daran zweifeln, ob jene sonnigen Tage und wundervollen Nächte mit ihm überhaupt existiert hatten, in denen sie sich zum ersten Mal nur als Frau gefühlt hatte.
Seine Frau …
Selbst die wissenschaftliche Arbeit, die Rosa sonst immer begeistert hatte, verlor für sie jeglichen Reiz. Das Glück war aus ihrem Leben geschwunden. Wie leichtfertig hatte sie behauptet, die Erinnerung an die schönen Tage würde genügen! Rosa hatte nicht geahnt, welche bittersüße Qual
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