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Ein königlicher Verführer

Ein königlicher Verführer

Titel: Ein königlicher Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Celmer
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Menschenseele kannte und von den anderen wegen ihres Dialekts verspottet wurde. Und weil die anderen Kinder Briefe, Päckchen und Besuch von ihren Eltern bekamen, Melissa aber nichts von alledem.
    Irgendwann hatte sie dann begriffen, dass all ihr Bitten und Schluchzen keine Wirkung auf ihre herzlosen Verwandten hatte. Sie lernte, überall hinzugehen, wo man sie hinschickte, und zwar ohne Wenn und Aber. Es hatte sie hart gemacht, und je härter sie wurde, desto weniger kümmerte sie sich um die anderen, und schließlich begannen die Mädchen, sie zu respektieren. Doch jetzt wollte sie ihre Freundschaft auch nicht mehr, sie genügte sich selbst. Außerdem lief sie so nicht Gefahr, verletzt zu werden, wenn sie weniger Menschen an sich heranließ.
    Ja, vielleicht war es etwas kindisch, ihre Geschwister zu meiden, aber beruhten Freundschaften nicht auf Gegenseitigkeit? War es denn zu viel von ihnen erwartet, sie gelegentlich mal zu kontaktieren? Warum sollte es immer sie sein, die sich bemühte? Und warum sollte sie sich immer wie das fünfte Rad am Wagen fühlen?
    Vielleicht war es genau das, was sie an Chris so sehr mochte: Er hatte keine verborgenen Absichten, und seine Zuneigung war ehrlich. Er akzeptierte sie so, wie sie war. Sie hatte immer gewusst, wenn sie ihren Mr. Right gefunden hatte, würde sie niemand anderen mehr brauchen.
    Während sie sich selbst bemitleidete und gleichzeitig dafür hasste, kroch Melissa unter die Bettdecke und schlief ein. Als sie aufwachte, tobte draußen ein Gewitter, und der Regen schlug gegen das Fenster. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es bereits nach acht war.
    Missgestimmt stand sie auf, schob die Vorhänge beiseite und sah aus dem Fenster. Der Himmel war durch und durch grau, und es regnete. Außerdem sah es so aus, als würde es einer dieser Tage werden, an dem man wegen der feuchten Kälte fror wie ein Schneider. An einem solchen Tag hatte sie ihre Eltern verloren und würde niemals vergessen, wie ihr Kindermädchen mit verweinten Augen in ihr Zimmer gekommen war, um ihr mitzuteilen, dass die Eltern nie wieder nach Hause kommen würden.
    Sie zitterte und versuchte, die schlimmen Erinnerungen abzuschütteln. Den Vorhang zog sie wieder vor, als könnte sie so das unangenehme Wetter fernhalten, und ging voll düsterer Gedanken ins Bad.
    Fest entschlossen, sich vom Wetter nicht ihre Laune verderben zu lassen, duschte Melissa ausgiebig, zog sich an und nahm sich besonders viel Zeit für ihre Haare und das Makeup. Anschließend fühlte sie sich wieder besser, und als sie sich auf den Weg machte, um nach Chris zu suchen, kam das Zimmermädchen Elise, um das Bett frisch zu beziehen. Sie war rothaarig und sommersprossig, und wirkte trotz ihrer Zierlichkeit selbstbewusst, was Melissa sehr liebenswert fand. Sie war so anders als die Angestellten im Palast von Morgan Isle. Nicht, dass diese jemals unfreundlich gewesen waren, aber irgendwie schienen sie nicht so mit Melissas Art klarzukommen und sich von ihr eher eingeschüchtert zu fühlen.
    Das Mädchen knickste. „Haben Sie gut geschlafen, Mylady?“, fragte sie mit ihrem bezaubernden irischen Akzent.
    „Ja, vielen Dank, Elise. Wissen Sie vielleicht, wo ich Prinz Christian finde?“
    „Wahrscheinlich ist er im Salon und trinkt seinen Morgenkaffee.“
    „Na, dann sehe ich da mal nach.“
    Als sie die Treppen hinuntergegangen war, fand sie Chris dort, wo Elise ihn vermutet hatte. Er saß in einem gemütlichen Sessel am Fenster, eine Tasse Kaffee neben sich und eine Zeitung auf dem Schoß.
    „Guten Morgen“, begrüßte sie ihn.
    Er lächelte sie an und war offensichtlich erfreut. Bewundernd musterte er ihr langes Kleid, dessen fließender Stoff ihren schlanken Körper besonders gut zur Geltung brachte. Das Haar fiel ihr in weichen Wellen sanft über die Schultern, und augenscheinlich gefiel ihm, was er sah. „Guten Morgen.“
    Die dunkle Wolke, die seit dem Aufwachen über ihr gehangen hatte, löste sich urplötzlich in Nichts auf und Melissa fühlte sich mit einem Mal glücklich. Er war der einzige Mensch auf dieser Welt, der sie mit einem Lächeln aus den Abgründen ihrer schlechten Laune herausholen konnte.
    Chris legte sie Zeitung zusammen und stand auf. „Du siehst einfach bezaubernd aus, Prinzessin.“
    Mit seinen dunklen Leinenhosen und der cremefarbenen Tunika sah er selbst sehr gut aus. Sein feuchtes Haar verriet ihr, dass er erst vor Kurzem geduscht hatte, und unweigerlich musste sie an den Abend denken, an dem er

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