Ein königlicher Verführer
Chris, „ich halte recht viel von ihr. Ich glaube, sie wird eine gute Ehefrau und Mutter.“
„Mir ist aufgefallen, dass sie letzte Nacht bei dir im Zimmer geschlafen hat“, erwähnte Aaron.
Dachte sein Bruder wirklich, dass er den Rest seines Lebens mit einer Frau verbrachte, von der er nicht wusste, ob sie im Bett zu ihm passte? Zumindest im Schlafzimmer sollten sie etwas gemeinsam haben. „Was willst du damit sagen?“
„Wenn Mutter herausfindet, dass ihr vor der Hochzeit miteinander schlaft, wird sie vor Wut platzen.“
„Ja“, stimmte Anne ihm zu. „Sie denkt tatsächlich, dass wir alle noch unschuldig sind. Nur bei Louisa liegt sie damit nicht daneben.“
Louisa warf ihrer Schwester einen gereizten Blick zu.
„Mit wem ich schlafe, geht unsere Mutter gar nichts an“, erwiderte Chris. „Aber wir werden sehr diskret sein.“
„Wie willst du ihr alles beibringen?“, fragte Anne und meinte damit den Lebkuchenmann und die drohende Missernte.
„Erst mal noch gar nicht, jedenfalls nicht vor der Hochzeit.“
„Und Vaters Gesundheitszustand?“
Chris kam zu dem Schluss, ihnen die Wahrheit zu sagen. „Sie weiß Bescheid.“
„Du hast es ihr erzählt !“, rief Anne vorwurfsvoll.
„Sie ist nicht dumm und hat es selbst herausgefunden. Ihr musste es einfach auffallen. Und außerdem können wir es schlecht geheim halten, wenn Vater sich für die Herzpumpe entscheidet.“
„Soweit wir das beurteilen können, entwickeln sich die Dinge zu ihren Gunsten“, meinte Aaron. „Je früher er stirbt, desto früher wird sie Königin.“
„Genug!“, herrschte Chris ihn an, wobei er nicht nur seine Geschwister, sondern auch sich selbst erschreckte. „Sie ist jetzt ein Mitglied der Familie, und ich erwarte, dass ihr sie alle mit dem nötigen Respekt behandelt, verstanden?“
Seine Geschwister nickten schweigend.
Auch wenn vieles von dem stimmte, was sie gesagt hatten, fühlte Chris das unerklärliche Verlangen, Melissa zu verteidigen. Er wollte nicht sein ganzes Leben lang mit diesen Vorhaltungen konfrontiert werden. Seine Geschwister mussten lernen, mit der Situation umzugehen und mit ihr zu leben.
So wie er.
9. KAPITEL
Die Königin engagierte eine namhafte Hochzeitsplanerin, weil Melissa nicht die geringste Ahnung hatte, wie man eine Hochzeit ausrichtete. Diese reiste mit einer ganzen Schar Assistenten an und erstellte unzählige Listen von Dingen, die es innerhalb der nächsten drei Wochen zu erledigen galt.
Einige Tage später, als sie gerade die Blumendekoration auswählte, spürte Melissa plötzlich ein Ziehen im Unterleib, das für gewöhnlich ihrer Regel voranging. Zunächst hoffte sie, dass es nur ein Zufall war oder sie etwas Falsches gegessen hatte. Als die Krämpfe jedoch stärker wurden, musste sie sich in das Unvermeidliche fügen, und Tränen der Enttäuschung traten ihr in die Augen.
Was war bloß los mit ihr? Das letzte Mal, als sie geweint hatte, war sie zehn gewesen.
Weil sie sich um keinen Preis vor der Königin und der Hochzeitsplanerin die Blöße geben wollte, erhob sie sich von ihrem Platz. „Würden die Damen mich bitte entschuldigen?“
Die Königin sah ihr offensichtlich ihren Schmerz an, denn sie runzelte besorgt die Stirn. „Ist alles in Ordnung?“
Mühsam rang sie sich ein Lächeln ab. „Krämpfe“, flüsterte sie.
Die beiden Frauen nickten verständnisvoll.
„Ich nehme nur schnell etwas gegen die Schmerzen“, sagte Melissa.
„Warum legen Sie sich nicht einfach eine Weile hin?“, schlug die Königin besorgt vor, als wäre Melissa eine Mimose. Aber im Moment kam ihr diese Entschuldigung allerdings sehr recht.
„Ich glaube, das tue ich“, entgegnete Melissa. Sie verabschiedete sich und ging ruhig die Treppen zu ihrem Zimmer hoch, während sich ihr Magen verkrampfte. Doch dieser Schmerz verblasste angesichts des Kummers in ihrem Herzen. Sie war sicher gewesen, schwanger zu sein und hatte es sich so sehr gewünscht. Was wohl Chris dazu sagen würde? Ob er jetzt die Hochzeit verschob?
Sie dachte darüber nach, es ihm erst nach der Trauung zu gestehen. Falls er vorher heimlich in ihr Zimmer kam, konnte sie immer noch vorgeben, Kopfschmerzen zu haben. Oder sie erzählte ihm, dass sie aus Respekt vor seiner Mutter mit dem Sex bis zu den Flitterwochen warten wollte.
Als ihr klar wurde, dass sie ernsthaft darüber nachdachte, Chris anzulügen, fühlte sie sich elend. Lügen und Betrug waren keine gute Grundlage für eine junge Ehe, und sie durfte ihm die
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