Ein königlicher Verführer
Wir haben seine Erlaubnis zu heiraten.“
Sie holte tief Luft und stellte erstaunt fest, wie erleichtert sie war. Zwar hatte sie nicht damit gerechnet, dass Phillip sie nach Hause bestellt hätte – und selbst wenn, hätte sie nicht auf ihn gehört. Vermutlich war er einfach froh, sie los zu sein. Chris äußerte sich nicht dazu, und sie fragte auch nicht, weil es nicht mehr wichtig war.
„Hast du ihm erzählt, warum wir es so eilig haben?“, wollte sie wissen.
„Selbstverständlich nicht. Das geht niemanden etwas an.“ Sein Blick schweifte lächelnd von ihrem Bauch zu ihrem Gesicht. „Wann wissen wir es sicher?“
„In ein paar Wochen, denke ich. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, wann man es feststellen kann.“ Aber tief in ihrem Inneren wusste sie bereits, dass sie schwanger war. Sie konnte es förmlich fühlen. Und obwohl die Dinge sich schneller ergaben, als sie gedacht hatten, konnte sie es kaum erwarten, eine eigene Familie zu gründen.
Eigentlich erstaunte sie nur, wie gut Chris der Gedanke gefiel, jetzt zu heiraten. Er hatte es ihr bisher noch nicht gestanden, aber er hatte sich wohl unsterblich in sie verliebt. Fairerweise musste sie zugeben, dass sie ihm ihre Liebe auch noch nicht gestanden hatte. Sie wusste, dass sie ihn liebte, ihrer Meinung nach war es aber noch nicht an der Zeit, es ihm zu sagen.
Chris’ Eltern und Schwestern kamen am Nachmittag zurück, und er versammelte seine Familie, um die Verlobung bekannt zu geben. Vor lauter Nervosität zitterten Melissa die Hände. Alle waren ja sehr nett zu ihr gewesen, und die Königin hatte ihr sogar verraten, dass Chris etwas für sie empfand – was aber, wenn sie die Verbindung zwischen ihnen ablehnten?
„Wunderbar“, sagte die Königin und drückte Melissas Hände. Der König schüttelte seinem Sohn die Hand, um danach Melissa zu umarmen und ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. Niemand verlor ein Wort darüber, wie schnell das alles gegangen war, und beinah kam es Melissa so vor, als hätten sie damit gerechnet. Vielleicht lag es daran, dass der König so krank war, und sie es nicht erwarten konnten, dass Chris endlich heiratete. Außerdem würde der Herrscher sicher überglücklich über einen Enkel sein.
Die Begeisterung, die Chris’ Geschwister an den Tag legten, war etwas gedämpfter. Sie waren nicht direkt unhöflich oder feindselig, aber ihre Umarmungen wirkten etwas steif, und als sie ihr gratulierten, lächelten sie nur halbherzig. Melissa machte ihnen keinen Vorwurf deshalb, dass sie vorsichtig waren, schließlich kannten sie die Prinzessin von Morgan Isle kaum. Vermutlich würde sie genauso empfinden, wenn sie in ihrer Lage wäre.
Weil sie nicht wusste, wie sie ihre Bedenken zerstreuen sollte, schwieg sie lieber. Sie würden mit der Zeit schon mitbekommen, dass Melissas Gefühle für Chris aufrichtig waren, sie musste nur Geduld beweisen.
Später am Abend rief Sophie an, um ihr zu gratulieren. Melissa stellte überrascht fest, dass sie besorgt klang.
„Bist du sicher, dass du das möchtest?“, erkundigte Sophie sich. „Drei Wochen sind wenig Zeit, und du kennst ihn ja kaum.“
„Ich bin mir sicher“, beharrte Melissa. Selbst wenn es nicht hundert Prozent waren, neunundneunzig waren es auf jeden Fall.
„Der Prinz muss ja etwas ganz Besonderes sein, wenn du dich so schnell in ihn verliebt hast.“
Er war genauso, wie sie sich ihren Ehemann immer vorgestellt hatte. „Ja, das ist er.“
„Ich freue mich darauf, ihn kennenzulernen. Vielleicht verbringt ihr beide ein paar Tage von euren Flitterwochen hier?“
„Das werde ich Chris vorschlagen. Wenn die Planung der Hochzeitsfeierlichkeiten abgeschlossen ist, komme ich für ein paar Tage in den Palast zurück, um meine Sachen zu packen.“
„Ich weiß, dass die letzten Monate hier bei uns sicher nicht einfach für dich gewesen sind“, sagte Sophie. „Und ich freue mich für dich, dass du jemanden gefunden hast.“
Vermutlich freute sie sich tatsächlich, dass Melissa nicht mehr länger ihr Problem war, mit dem sie und ihre Geschwister sich beschäftigen mussten.
„Wir geben ein Festessen, wenn du hier bist“, fuhr Sophie fort. „Nur die Familie.“
„Klingt toll.“ Melissa zweifelte nicht daran, dass man damit ihren Fortgang feiern wollte.
Nach dem Telefonat suchte Melissa nach Chris und fand ihn in seinem Büro. Er stand auf, als sie den Raum betrat. „Wie fühlst du dich?“
„Aufgeregt. Und ein wenig überwältigt. Es gibt so viel zu tun,
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