Ein königlicher Verführer
glomm ein gefährlicher Funke. „Ich höre.“
„Nach heute Abend will ich mit dir nichts mehr zu tun haben, ist das klar?“
Heiße Wut ballte sich in seinem Innern zusammen. Am liebsten hätte er diese anmaßende Hexe an sich gerissen und geschüttelt … geküsst, ihren Widerstand überwunden, ihr dieses lächerliche Shirt vom Körper gerissen und …
Alex trat einen Schritt vor und sah Angst in ihren Augen aufflackern.
Dazu hast du auch allen Grund, Darling, dachte er grimmig. In diesem Moment läutete das Telefon, und Maria griff nach dem Hörer wie nach einem Rettungsring.
„Hallo?“ Sie lauschte und räusperte sich, weil ihre Stimme zu versagen drohte. „Ja, sí, ich weiß. Auch das weiß ich. Tut mir leid, dass du so lange auf meinen Rückruf warten musstest.“ Ihr Blick flog zu Alex, dann wandte Maria ihm den Rücken zu, als würde ihr das mehr Privatsphäre geben. „Können wir das nicht ein andermal diskutieren?“
Ihr ungebetener Besucher ging um sie herum und stellte sich so hin, dass er ihren Gesichtsausdruck beobachten konnte. Hatte dieser Mann denn gar kein Taktgefühl? Was dachte er, mit wem sie telefonierte? Etwa Joaquin?
Fast hätte sie aufgelacht, denn die weinerliche Stimme am anderen Ende der Leitung gehörte ihrer Mutter, und was die zu sagen hatte, war immer dasselbe.
„Lass mich dir nur noch schnell eine gute Neuigkeit mitteilen“, unterbrach Maria ihre Litanei über ihre Cousine Angela und deren Spitzenjob in einer Versicherungsfirma. „Du erinnerst dich noch an das Angebot, ein Geburtstags-Collier für Königin Tia von Aristo zu designen? Ich habe den Auftrag bekommen!“
Sie wartete, obwohl sie eigentlich gar nicht wusste, worauf. Luz war nicht der Typ, vor Freude zu kreischen, nur weil ihre einzige Tochter die Chance ihres Lebens bekam.
„Du?“ Das klang so zweifelnd und ungläubig, dass Maria für einen Moment gequält die Augen schloss. Auch, wenn sie wusste, dass sie von ihrer Mutter absolut nichts zu erwarten hatte, schaffte die es doch immer wieder, sie zu verletzen. Eigentlich müsste sie nach all den Jahren längst immun sein.
„Ich dachte, dir ist der Auftrag durch die Lappen gegangen, weil du einfach nicht gut genug warst.“
„Ja, so sah es zunächst aus …“, erklärte Maria mit rauer Stimme. „Aber die Dinge haben sich geändert. Es gab ein Problem mit dem Gewinner, und …“
„Na, egal. Hauptsache, du hast den Deal an Land gezogen. Jetzt pass aber auf, dass du nicht wieder alles ruinierst. Nimm dir ein Beispiel an deiner Cousine Angela. Die hat ein kluges Köpfchen auf den Schultern.“
„Ja, ich weiß“, pflichtete Maria erschöpft bei. „Es ist schon spät. Lass uns morgen weiterreden.“
Ein tiefer Seufzer drang an ihr Ohr. „So Gott will, dass ich morgen überhaupt noch da bin. Und bitte, Maria, versuch jetzt nicht wieder, mit vorzumachen, die Ärzte haben recht, wenn sie behaupten, ich hätte eine Gesundheit wie ein Pferd. Was wissen die schon!“
Darauf gab es keine adäquate Antwort.
„Gute Nacht“, murmelte Maria. „Ich liebe …“ Zu spät. Luz hatte, wie meistens, einfach aufgelegt.
Himmel noch mal! Sie kannte ihre Mutter seit annähernd achtundzwanzig Jahren! Wie brachte es diese Frau nur fertig, sie mit ihren perfiden Giftpfeilen immer noch treffen zu können?
„Na, war er etwa gar nicht interessiert an deiner charmanten Liebesbezeugung?“, fragte Alex gedehnt und brachte damit das Fass zum Überlaufen.
„Lass uns zum Ende kommen!“, forderte Maria kalt.
„Nichts lieber als das.“ Mit einem dünnen Lächeln hielt er ihr einen goldenen Stift entgegen. „Unterzeichne den Vertrag.“
Das ging ihr dann doch zu schnell. „Akzeptierst du meine Bedingungen?“, fragte sie voller Misstrauen.
Plötzlich war er bei ihr, umfasste ihre Schultern und schüttelte sie ziemlich unsanft. „Schluss mit den Spielchen! Du brauchst diesen Auftrag, weil du sonst am Boden liegst. Zumindest finanziell. Und versuche nicht, meine Intelligenz zu beleidigen, indem du es leugnest! Unterschreib endlich, Maria!“
Ihr Herz raste, die Unterlippe zitterte. Und für den Bruchteil einer Sekunde hasste Alex sich selbst. Was war nur mit ihm los? Hatte er es je nötig gehabt, eine Frau mit Androhung von Gewalt zu überreden. Obwohl, er wollte ihr ja gar keine Gewalt antun, sondern …
„Unterschreib!“
Maria nahm den Stift, legte das inzwischen ziemlich knitterige Dokument auf die Werkbank, strich es glatt und setzte ihre Unterschrift an
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