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Ein Königreich für die Leidenschaft

Ein Königreich für die Leidenschaft

Titel: Ein Königreich für die Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JENNIFER LEWIS
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sie nur hoffen. Aber wer weiß, vielleicht hatte er sie längst vergessen und lag in den Armen irgendeiner Filmschönheit. Doch auch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie rief ihn nicht an, weil sie ihn bitten wollte zurückzukommen. Oder weil sie ihm sagen wollte, dass sie ihn liebe und ohne ihn nicht leben könne. Nein, sie wollte ihm die Wahrheit über Vanu gestehen und war überzeugt, dass sie damit das Richtige tat.
    Und sie wollte seine Stimme noch ein letztes Mal hören …
    Mit zitternden Fingern gelang es ihr schließlich, seine Nummer zu wählen. Zweimal hatte sie sich vertippt. Es klingelte. Tausend Dinge gingen ihr durch den Kopf. Wie war sie nur auf die verrückte Idee gekommen, ihn so spät noch anzurufen? Das war sehr unhöflich. Wahrscheinlich war er wütend und …
    „Hallo.“
    Beim Klang seiner Stimme stockte ihr der Atem, so aufgewühlt war sie. „Hallo, AJ …“
    „Lani!“
    Das klang verblüfft, wenn nicht gar schockiert. Dass der Anruf aus Rahiri kam, konnte er wahrscheinlich auf seinem Display sehen. Aber er hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass sie es war. Sie hatten noch nie miteinander telefoniert. „Ja, ich bin’s.“ Ihr Hirn war wie leer gefegt. „Wie … wie geht es dir?“
    „So einigermaßen. Habe viel zu tun. Und du? Wie geht’s dir?“
    Nervös ging Lani in ihrem Schlafzimmer hin und her. Sie hatte nicht angerufen, damit sie Höflichkeiten austauschten. Aber wie sollte sie anfangen? „Mir geht’s gut.“ So viel mehr wollte sie ihm sagen. Dass sie ihn liebte und ihn schrecklich vermisste.
    „Und dem Baby?“
    „Auch gut. Davon gehe ich wenigstens aus. Morgen habe ich wieder einen Termin beim Arzt. Aber ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist.“ Sie schluckte. „Entschuldige, dass ich so spät anrufe.“
    „Ist was mit Mom?“
    Seine Stimme klang besorgt. Kein Wunder, wenn sie ihn mitten in der Nacht anrief. „Nein, es geht ihr gut. Die Vorbereitungen für die Krönung halten sie vollkommen in Atem.“ Sie biss sich auf die Zunge. Warum musste sie ihn auch an die Krönung erinnern? Möglicherweise dachte er, sie wollte ihm Vorwürfe machen. „Ich habe dich angerufen, weil ich dir etwas sagen muss.“
    „So?“
    „Ja.“ Wieder stockte sie. Gab es eine gute Methode, jemandem zu sagen, dass man seinen Bruder gehasst hatte? Nein. „Vanu und ich … wir haben nicht … wir waren nicht …“ Himmel, wie sollte sie es bloß erklären?
    AJ schwieg.
    „Ich habe ihn nicht geliebt.“ Endlich war es heraus.
    AJ sagte nichts.
    Wahrscheinlich runzelte er jetzt die Stirn und grübelte über das nach, was sie ihm da sagte. „Ich habe ihn nicht mal gemocht.“ Ermutigt durch AJs Schweigen, fuhr sie fort: „Er war kalt, zynisch und grausam.“ Und dann fügte sie hinzu: „Ich habe ihn gehasst.“
    Immer noch herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Aus Furcht vor AJs Reaktion überlief sie ein eiskalter Schauer. Aber sie konnte die Worte nicht mehr zurücknehmen und wollte es auch nicht.
    „Was hast du gesagt?“, fragte er so leise, dass sie sich anstrengen musste, ihn zu verstehen.
    O Gott, war er jetzt wütend auf sie? Verachtete er sie, weil sie schlecht über seinen toten Bruder sprach? „Entschuldige, AJ. Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen. Immerhin war er dein Bruder, und eigentlich sollte man nicht schlecht über die Toten sprechen. Aber ich musste es tun, auch wenn du jetzt weißt, dass ich nicht das nette Mädchen aus Rahiri bin. Auch ich habe böse Gedanken …“
    „Ich habe ihn ebenso gehasst wie du“, sagte er klar und deutlich.
    „Was?“
    „Ich habe ihn gehasst, und das aus tiefster Seele. Was hat er dir angetan?“, wollte er wissen. „Hat er dir wehgetan?“
    „Nicht körperlich, wenigstens nicht sehr. Aber er war grausam. Er hat mich verhöhnt und erniedrigt, wenn wir allein waren. Wenn andere dabei waren, war er der liebenswürdigste Ehemann, den man sich vorstellen konnte.“
    „Das ist ja unglaublich!“
    „Aber wahr“, flüsterte sie, den Tränen nahe.
    „Lani, ich will damit doch nicht sagen, dass ich bezweifle, was du sagst. Im Gegenteil, ich glaube dir jedes Wort. Denn Vanus Gemeinheiten kenne ich nur zu gut.“
    „Du hast nie etwas gesagt …“
    „Du auch nicht.“
    „Ich wollte dir nicht wehtun.“
    Er lachte schallend los. „Ich dir auch nicht. Es ist nicht zu fassen! Um dem anderen die Erinnerung an Vanu nicht zu zerstören, haben wir einander ständig etwas vorgemacht, obwohl wir ihn beide

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