Ein Königreich für einen Kuss!
hätte er doch noch reichlich Zeit, wenn sie wieder abgereist wären.
Wahrscheinlich war er auf irgendeiner Party, amüsierte sich mit irgendwelchen reichen Adeligen und hatte sie und Nicky vollkommen vergessen. Aber warum störte sie das? Sie hatte gut zu tun und genoss es, mit den wunderschönen alten Büchern umzugehen. Warum sah sie dann dauernd auf die Uhr und starrte auf die Tür, wann immer sie sich öffnete? Und war enttäuscht, wenn es wieder nur ein Diener war?
Sie aß nur wenig. Und obwohl es ein Jammer war, das delikate und sehr sorgfältig zubereitete Essen kaum berührt wieder zurückgehen zu lassen, so hatte sie doch nur wenig Appetit. Leise seufzend nahm sie die Serviette vom Schoß und stand auf, fest entschlossen, sofort auf ihr Zimmer zu gehen. Wieder öffnete sich die Tür, und wieder blickte Stella hoch. Nur dass diesmal tatsächlich der Hausherr eintrat! Ihr stockte der Atem, und das Herz klopfte ihr wie verrückt.
Schnell kam er auf sie zu. „Es tut mir so leid, dass ich das Abendessen verpasst habe.“
Sie starrte ihn an wie einen Geist, unfähig, etwas darauf zu entgegnen. Denn leider sah er wieder atemberaubend gut aus in der dunklen Hose mit dem eng geschnittenen weißen Hemd, das seinen muskulösen Oberkörper sehr vorteilhaft betonte. „Wo … wo sind Sie denn gewesen?“, brachte sie schließlich heraus.
Diese sehr direkte Frage war wohl nicht ganz passend, denn er sah sie erstaunt an. „Ich bin in Monteleon gewesen, um einen alten Freund zu besuchen. Wir hatten uns lange nicht gesehen, und so habe ich vollkommen die Zeit vergessen.“ Er ging um den Tisch herum, hob Stellas Weinglas hoch und trank daraus. Bevor sie ihn auch nur verblüfft ansehen konnte, kam ein sichtlich nervöser Diener herein und reichte Vasco ein gefülltes Glas.
„Danke.“ Er nickte dem Diener zu, der sich schnell wieder zurückzog, blickte dann aber mit einem gewissen Bedauern auf das Glas in seiner Hand. „Ich bin sicher, dieser Wein schmeckt nicht halb so gut wie der aus dem Glas, das Ihre Lippen berührt haben.“ Dann trank er einen Schluck, während er um den Tisch herumging.
Wie kommt er dazu, so etwas zu sagen? Fassungslos sah Stella ihm hinterher, dann blickte sie auf ihr eigenes Glas. Unwillkürlich wurde sie rot bei dem Gedanken, daraus zu trinken. Doch so schnell würde sie sich nicht verunsichern lassen. „Ich schlage vor, dass ich mit den Büchern und Schriften anfange, die unmittelbar mit der königlichen Familie zu tun haben. Es ist erstaunlich, was da zwischen und in den Büchern versteckt ist, und ich könnte mir vorstellen, dass Sie das gern getrennt archivieren würden.“
„Gute Idee.“ Er stand jetzt am anderen Ende des Tisches, setzte sein Glas ab und streckte sich, sodass sich die Muskeln deutlich unter dem Hemd abzeichneten.
Was sollte das? Wollte er sie beeindrucken? „Soll ich Ihnen die Bücher zeigen, die ich mir zuerst vornehmen möchte? Natürlich erst, wenn Sie gegessen haben.“
„Das habe ich bereits.“ Ungeniert blickte er auf ihren Ausschnitt und lächelte bewundernd. „Obgleich ich lieber mit Ihnen gegessen hätte. Die Aussicht ist so viel besser.“ Langsam musterte er sie von oben bis unten.
Unter seinen eindeutigen Blicken wurde ihr glühend heiß. „Es … es war ein bisschen merkwürdig, in diesem riesigen Raum allein zu essen“, stieß sie hervor, nur um etwas zu sagen.
„Es tut mir wirklich sehr leid, und ich verspreche Ihnen, dass es nie wieder vorkommen wird.“
Das nahm sie ihm nicht ab, denn sein Versprechen, mit ihr zu wandern, hatte er auch nicht gehalten. Er war ein Schmeichler, der genau wusste, wann er was zu sagen hatte. „Wollen wir dann in die Bibliothek gehen?“, fragte sie kühl.
„Gern.“ Er kam wieder auf sie zu und legte ihr wie selbstverständlich den Arm um die Taille.
Bei seiner Berührung erschauerte Stella, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Was war nur mit ihr los? Hatte sie zu viel getrunken? Nein, wahrscheinlich nicht mehr als zwei Gläser …
„Ich bin ganz staubig“, meinte Vasco unbefangen, während er mit ihr den Raum verließ. „Vielleicht sollte ich mich eben schnell noch umziehen. Die Bücher sind sicher schon verstaubt genug.“
„Aber das ist doch nicht nötig.“ Wenn er mich bloß nicht immer so anlächeln würde! „Ist Monteleon weit? Sind Sie selbst gefahren?“
„Ja.“ Er grinste. „Mit dem Motorrad. Für manche Strecken ist es sehr viel geeigneter als ein großes Auto. Der einzige
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