Ein Königreich für einen Kuss!
erreichen, weil ich ständig mit einem europäischen Monarchen im Bett liege. Melde mich später. Im Übrigen kümmere dich um deinen eigenen Kram.“ Hysterisch lachte sie auf. Das ging natürlich nicht. Also löschte sie alles bis auf den ersten Halbsatz und fügte noch eine Abschiedsfloskel hinzu. Dann schlug sie den Laptop zu und verließ die Bibliothek. Sie würde sich jetzt sowieso nicht auf ihre Arbeit konzentrieren können. Und vielleicht sollte sie Vasco allmählich doch mal fragen, wie er sich ihre Zukunft vorstellte.
Zumindest war sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht schwanger. Da er sich nach der ersten Nacht immer geschützt hatte, ging sie davon aus, dass er auch beim ersten Mal ein Kondom benutzt hatte, was sie nur nicht bemerkt hatte.
„Stella!“ Beim Klang der vertrauten Stimme blieb sie sofort stehen. „Wohin willst du so eilig?“ Vasco trat neben sie und legte ihr den Arm um die Taille. „Du hast doch hoffentlich mich gesucht?“
Verdammt, warum fiel es ihr in seiner Gegenwart nur immer so schwer, sich auf sachliche Dinge zu konzentrieren? Sie räusperte sich. „Ich möchte etwas mit dir besprechen.“
„Gern. Worum geht es? Um Astrophysik? Den Heiligen Gral? Literatur? Das Mittagessen?“ Er drückte ihr einen Kuss auf den Nacken, und Stella wurden die Knie weich.
„Vasco, lass uns irgendwo hingehen, wo wir allein sind.“
„Mit dem größten Vergnügen. In unseren Raum.“
„Nein, an einen Ort, wo es kein Bett gibt.“
„Keine Lust mehr auf Sex?“ Frech grinste er sie an. „Dann lass uns rausgehen. Komm.“ Er hakte sie ein und ging mit ihr den Flur hinunter. Durch eine Seitentür gelangten sie zu einer langen Treppe, die in einer sanft hügeligen Landschaft unterhalb der Schlossmauern endete. Auf den saftigen Wiesen weideten Kühe, und in der Ferne war auch eine Schafherde zu sehen.
Als Vasco einen schmalen Pfad einschlug, war Stella froh, dass sie flache Schuhe trug. „Wohin gehen wir?“
„Nirgendwohin.“ Vasco hielt sie fest bei der Hand. „Da bin ich am liebsten.“
„Ach so.“ Sollte sie jetzt das Thema anschneiden, das ihr auf der Seele lag? Nicky war bei den „Tanten“, die ihn auch zum Nachmittagsschlaf hinlegen würden. So konnte sie ruhig etwas länger wegbleiben. Sie nahm all ihren Mut zusammen. „Vasco, ich bin mir nicht ganz klar über meine Stellung hier.“
„Wieso? Du bist für die Restaurierung der Bücher angestellt.“ Er schmunzelte.
„Du weißt genau, was ich meine. Wie stehen wir zueinander?“
„Wir stehen uns sehr nahe, würde ich sagen.“
„Das schon. Aber bin ich nun … Betrachtest du mich nun als deine … feste Freundin?“
„Aber sicher.“
Dann nahm er ihre Beziehung also ernst.
„Aber es ist noch mehr als das“, fügte er hinzu. „Du bist die Mutter meines Sohnes. Wir sind eine Familie.“
„Ja?“ Offenbar ging Vasco davon aus, dass sie durch Nicky unauflösbar miteinander verbunden waren. Das war in gewissem Sinn richtig, aber bedeutete es auch, dass sie irgendwann heiraten würden? Doch so direkt mochte sie ihn nicht fragen, denn sie kannten sich schließlich noch nicht einmal einen Monat. Wollte sie ihn denn eigentlich heiraten und damit ihr freies Leben aufgeben?
Ja, natürlich wollte sie ihn heiraten. Mit Entsetzen musste sie sich eingestehen, dass sie sich in der kurzen Zeit unsterblich in ihn verliebt hatte. Ein Mann wie er war ihr noch nie begegnet, und von dem fantastischen Sex einmal abgesehen war er außerdem der buchstäbliche Märchenprinz, den sich jedes Mädchen wünschte. Er hatte sie auf sein Schloss entführt, regierte ein friedliches und schönes Königreich, in dem es offenbar keine Armut gab, und in zwei Stunden Flugzeit war jede europäische Hauptstadt erreichbar. Außerdem ging sie einer sehr befriedigenden Arbeit nach.
Dennoch, hatte er vor, sie zu seiner Königin zu machen, oder würde sie immer die königliche Mätresse bleiben? Im Grunde ihres Herzens kannte sie die Antwort. Aber sie musste es genau wissen. „Warum schlafen wir eigentlich nie in deinem oder in meinem Zimmer? Warum immer in dem Turmzimmer?“
„Das ist eben unser besonderer Raum.“
„Aber mein Schlafzimmer ist wunderschön, und ich bräuchte dann keinen Babysitter für Nicky.“
„Vielleicht hättest du es dann bald satt, mich immer in deinem Bett zu haben.“
Oder du hättest mich satt … „Warum verschwindest du immer mitten in der Nacht?“
Vasco drückte ihr kurz die Hand. „Ich habe geschäftlich
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