Ein Königreich für einen Kuss!
Er ist es nicht gewohnt, von mir getrennt zu sein.“
„Kein Problem. Falls er unruhig wird, bringe ich ihn zurück, und wir spielen mit den alten Büchern.“
Sie musste lachen. „Das doch lieber nicht! Okay, wann wollt ihr los?“ Sie wusste selbst nicht, warum sie ihm so blind vertraute, was Nicky betraf. Offenbar betrafen alle Vorbehalte, die sie gegen ihn hatte, nur sie selbst. Andererseits, der Kuss von vorhin – war der nicht ein Zeichen dafür, dass der Sex der vergangenen Nacht doch kein One-Night-Stand gewesen war?
Eine Woche später hatte sich nicht viel verändert. Nicky hatte mehr Worte der fremden Sprache aufgeschnappt, und Stella verbrachte viel Zeit in der Bibliothek und widmete sich ihrer Arbeit, die sie begeisterte. Jede Nacht schlief sie mit Vasco, und zwar immer in diesem Turmzimmer. Zwar hatte sie ihn schon ein paar Mal gefragt, wessen Raum das sei. Aber er hatte immer nur ausweichend geantwortet, es sei ihr Raum. Nie war er da, wenn sie aufwachte. Doch obwohl sie darüber enttäuscht war, fragte sie ihn nicht nach dem Grund dafür. Schließlich waren sie kaum zehn Tage zusammen. Da konnte sie nicht erwarten, dass er ihretwegen seinen Lebensstil änderte. Das, was sie in den Nächten mit ihm erlebte, tröstete sie auch immer wieder über diese Enttäuschung hinweg. Immerhin fand sie jetzt zurück in ihre Suite.
Auch tagsüber war Vasco ihr gegenüber sehr aufmerksam und behandelte sie wie seine Geliebte, selbst wenn andere dabei waren. Zweimal waren sie mit Nicky in der Stadt gewesen und durch die Straßen gebummelt wie eine richtige Familie. Sosehr Stella das auch genoss, sie konnte sich vorstellen, wie in der Stadt über sie geklatscht wurde. Der junge König, zusammen mit einer alleinstehenden Frau mit Kind – und keine Hochzeit in Sicht. Das war in den Augen der Leute sicher schockierend. Die „Tanten“ schwiegen, lächelten freundlich und kümmerten sich rührend um Nicky. Und die Palastangestellten behandelten Stella wie einen Gast, obwohl sie doch eher mit ihnen auf einer Stufe stand. Denn schließlich hatte auch sie hier eine Aufgabe zu erfüllen.
Die Zukunft war kein Thema. Vasco schien davon auszugehen, dass sie und Nicky für immer in Montmajor bleiben würden. Und da Stella selbst noch keine Entscheidung getroffen hatte, stellte sie auch keine entsprechenden Fragen. Außerdem hatte sich auch noch keine Gelegenheit dazu ergeben. Entweder waren immer irgendwelche Diener in Hörweite, oder sie war mit Vasco im Bett. Denn sowie er sie küsste, vergaß sie alles um sich her und gab sich ganz diesem unglaublich erregenden Glücksgefühl hin.
So war der Palast so etwas wie eine kleine abgeschlossene Welt für sie geworden, in der nur Nicky, Vasco und die wunderschönen Bücher existierten. Alles andere interessierte sie nicht mehr.
Umso schlimmer war das Erwachen, als ihre frühere Arbeitskollegin Elaine ihr eine E-Mail mit dem Wortlaut schickte: „O mein Gott, Stella, bist du das?“ Sie hatte einen Link beigefügt, der auf einen Artikel in einem Magazin verwies. Die Schlagzeile „Eine königliche Romanze?“ verhieß nichts Gutes, und der Artikel selbst hätte nicht schlimmer sein können. „Der attraktive König von Montmajor“, hieß es da, „wurde mit einer unbekannten Amerikanerin und ihrem Kind gesichtet. Ist es sein Kind? Und wer ist die junge Frau? Nur eine königliche Geliebte oder die zukünftige Königin?“ Darunter war ein großes Foto von einem Stadtbummel abgedruckt. Vasco und Stella, die Nicky an der Hand hielten, waren deutlich darauf zu erkennen, wobei Stella Vasco bewundernd ansah, während er männlich beherrscht nach vorn blickte.
Auch das noch! Stella biss sich wütend auf die Unterlippe. Was sollte sie darauf antworten? Nein, das bin ich nicht? Unmöglich. Nur eine königliche Geliebte oder die zukünftige Königin? Wenn Vasco das sah! Vielleicht aber würde er den Artikel auch nie zu Gesicht bekommen, denn auch Stella hatte von diesem Magazin noch nie etwas gehört. Schnell googelte sie den Namen und stellte fest, dass es in Luxemburg und nur in kleiner Auflage herauskam. Aber immerhin hatte Elaine den Artikel in Kalifornien im Internet gefunden, obwohl sie keine Ahnung hatte, dass Stella in Montmajor war. Nur ihre beste Freundin Karen hatte Stella eingeweiht. Die anderen, also auch Elaine, gingen davon aus, dass sie mit Nicky Urlaub in Europa machte.
Aber irgendwie musste sie auf die E-Mail reagieren. Vielleicht mit: „Bin momentan nicht zu
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