Ein Königreich für einen Kuss!
ihre Unabhängigkeit. Glaub mir, sie ist nicht auf der Suche nach einem Ehemann.“ Heirat war bisher kein Thema gewesen, da sie sich erst vor kaum einem Monat kennengelernt hatten. Welches Paar sprach nach so kurzer Zeit schon vom Heiraten? Heutzutage war man jahrelang zusammen, bevor man sich zur Ehe entschloss. Wahrscheinlich wusste Stella genauso wenig wie er, was sie eigentlich wollte.
Spöttisch hob Tomy die Augenbrauen. „Also wirst du sie dir als eine Art Mätresse halten?“
„Unsinn!“ Hastig trank Vasco einen Schluck Champagner. „Natürlich nicht!“
„Dann als Geliebte?“
Verärgert blickte Vasco den Freund an. „Ja. Warum nicht?“
„Weil Frauen auf Dauer nicht mit dem Status der Geliebten zufrieden sind. Den ersten Monat, ja, vielleicht auch das erste Jahr. Aber irgendwann erwarten sie, dass du beweist, dass es dir ernst ist mit der Beziehung. Besonders wenn da auch noch ein Kind ist.“
„Nicht in diesem Fall. Ich weiß, wie ich sie glücklich machen kann.“ Bisher hatte ein Kuss alle Probleme gelöst, wie er in angespannten Situationen immer wieder hatte feststellen können.
Tomy lachte kurz und trocken auf. „Das mag eine gewisse Zeit lang klappen, aber irgendwann erwartet sie einen Heiratsantrag.“
„Dazu wird es nicht kommen.“ Vasco sah sich kurz im Saal um. Auch um fünf Uhr morgens war die Party noch in vollem Gange. „In der Ehe gehen die besten Beziehungen kaputt. Wie viele von den Paaren hier führen wirklich noch eine glückliche Beziehung? Die meisten Ehepartner verachten einander. Deshalb gehen sie auch so gern auf Partys, wo sie endlich mit anderen Menschen flirten und tanzen können. Nein, ab dem Tag der Hochzeit geht es mit jeder Beziehung abwärts, das kannst du mir glauben.“
„Aber deine Eltern waren doch mehr als vierzig Jahre verheiratet.“
„Ja, und sie haben sich vom ersten Tag an gehasst, zumindest hatte ich immer den Eindruck. Sie haben nur geheiratet, weil meine Mutter mit meinem Bruder schwanger war und mein Vater sie heiraten musste.“
„Stimmt. Dein Vater hatte ein großes Herz, wenn ich das mal so sagen darf.“
„Das er am liebsten mit jeder Frau in Montmajor geteilt hätte. Meine Mutter hat das nur hingenommen, weil sie Angst vor einem Skandal hatte.“
Tomy zuckte gleichgültig mit den Schultern. „So läuft das nun mal. Du heiratest die hübsche Mutter deines Kindes und hast weiterhin deine Affären. Du kannst doch dein Vergnügen haben, auch wenn eine Königin neben dir auf dem Thron sitzt.“
„Nein, danke, das ist nichts für mich. Es gibt Traditionen in meiner Familie, die ich nicht unbedingt fortführen möchte.“
„Deshalb hast du wohl auch das Gesetz erlassen, dass sexuelle Beziehungen zwischen unverheirateten Partnern nicht mehr strafbar sind?“ Der Freund grinste. „Sehr romantisch.“
„Wieso? Es gibt keinen Grund, die Mutter meines Sohnes als kriminell abzustempeln.“
„Das ist sehr nett von dir.“ Tomy knuffte den Freund in die Seite. „Kein Wunder, dass alle Frauen Westeuropas hinter dir her sind. Aber dir ist schon klar, dass sie deinen Junggesellenstatus als Einladung betrachten?“
„Selbst wenn ich verheiratet wäre, würde sich daran nichts ändern. Es wäre nur noch eine größere Herausforderung für sie. Nein, ich glaube, dass ich als Single besser dran bin.“
Lächelnd schüttelte Tomy den Kopf. „So gut möchte ich es auch mal haben.“
Seit dem Ball brachten alle einschlägigen Magazine lange Berichte über Montmajor und seinen König. Im Internet wurde offen über Stellas Beziehung zu Vasco, über ihren Sohn und eine mögliche Zukunft spekuliert. Das alles empfand sie als äußerst demütigend, zumal sie selbst nicht wusste, wie es mit ihr und Vasco weitergehen würde.
„Du nimmst das alles viel zu ernst“, meinte Karen, die die Freundin eines Abends angerufen hatte. „Denk nicht so viel an die Zukunft, und genieße einfach die Gegenwart.“
Stella wusste, dass Vasco in „ihrem“ Turmzimmer auf sie wartete, und wollte das Gespräch gern schnell beenden. „Das tu ich auch. Aber genau das ist das Problem. Wenn ich ein bisschen mehr Disziplin und Verantwortungsgefühl hätte, würde ich eben nicht immer nur genießen, sondern würde Vasco fragen, wie er sich die Zukunft vorstellt.“
„Es wird sich schon irgendwie entwickeln. Warte doch einfach mal ab.“
„Das versuche ich ja.“ Stella seufzte leise. „Aber ich habe das Gefühl, dass es bis in alle Ewigkeit so weitergehen
Weitere Kostenlose Bücher