Ein Königreich für einen Kuss!
Die Menschen sind sehr freundlich. Und ich habe eine Arbeit, von der normale Buchrestauratoren kaum zu träumen wagen.“
„Und du hast Vasco.“
„Ja, zumindest im Moment.“
„Dann frag ihn doch einfach. Versuch herauszufinden, was er will. Und ruf mich erst wieder an, wenn du das getan hast. Bis dann.“ Karen legte auf.
Bei dem plötzlichen Freizeichen fuhr Stella zusammen. Doch dann rappelte sie sich auf, setzte sich auf die Bettkante und angelte nach ihren Schuhen. Vasco würde bereits auf sie warten und ihr lächelnd die Arme entgegenstrecken, wenn sie durch die Tür trat. Auf jeden Fall musste sie ihre Frage stellen, bevor er sie in die Arme schloss und küsste. Denn dann würde sie nicht mehr klar denken können.
Als sie an einem der Diener vorbeikam, nickte sie ihm freundlich zu. Glücklicherweise war es ihr nicht mehr peinlich, wenn sie zu dieser nächtlichen Stunde auf den Gängen angetroffen wurde. Jeder im Palast wusste sowieso, was zwischen ihr und Vasco lief, und akzeptierte das als normal und natürlich.
Dass der König seine Mätresse hatte.
Irgendwie fühlte sie sich nicht als Vascos Freundin, was auch immer man darunter zu verstehen hatte. Sie wohnte in seinem Palast, wurde hier verpflegt und trug Sachen, die er bezahlt hatte. Wenn sie „nur“ seine Freundin wäre, hätte sie ein Apartment für sich, würde Miete zahlen und sich ihre Kleidung selbst kaufen. Außerdem würde sie sich auch mit anderen Leuten treffen und nicht jeden Abend nur für ihn da sein. Nein, sie wurde regelrecht ausgehalten, auch wenn sie hier arbeitete.
„El meu amor“, begrüßte Vasco sie, als sie in das dunkle Turmzimmer trat, und streckte ihr die Hände entgegen. Meine Liebe … Empfand er so wie sie?
Sie schloss die Tür und ging auf das Bett zu, auf dem er nackt und lang ausgestreckt lag. In dem hellen Mondlicht waren sein prachtvoller Körper und sein markantes Gesicht deutlich zu sehen. Er stützte sich auf den Ellbogen und sah Stella lächelnd an. „Komm her, meine Schöne, damit ich dich ausziehen kann.“
Nur mit großer Anstrengung konnte sie sich zurückhalten, ihm nicht gleich in die Arme zu sinken. Sie blieb stehen. „Vasco, ich bin jetzt einen Monat hier.“ Bloß raus damit, bevor sie der Mut verließ … „Ich muss wissen, wie es für mich und Nicky aussieht. Und zwar auf längere Sicht.“
„Ihr lebt hier, und dies ist euer Zuhause.“
Warum wollte er sie nicht verstehen? Sollte sie wirklich riskieren, das zu verlieren, was sie hatte? „Ich kann nicht ewig deine Freundin sein.“
„Aber du bist doch viel mehr als das.“
„Ich weiß. Ich bin auch die Mutter deines Sohnes. Aber was bedeutet das für die Zukunft? Wirst du mich irgendwann heiraten? Wird Nicky eines Tages König sein?“
Er lachte. „Denkst du bereits an die Zeit, wenn ich tot bin?“
„Nein!“, stieß sie schnell hervor. „Natürlich nicht!“ Die Vorstellung von Vascos Tod war unerträglich. „Es ist nur … ich meine, ich möchte so gern, dass wir eine richtige Familie sind und …“ Und eine gemeinsame und sichere Zukunft haben. Sie wurde rot und war froh, dass das in der Dunkelheit nicht zu sehen war. Wie peinlich, diese Forderungen stellen zu müssen. Aber jetzt war es heraus, und das war gut so. Mit angehaltenem Atem wartete sie auf Vascos Reaktion.
„Stella.“ Er stand auf und kam auf sie zu. „Wir sind doch in jeder Beziehung gleichberechtigte Partner.“
Sie wich vor ihm zurück. Wenn er sie jetzt berührte, wäre es um ihre Haltung geschehen. „Ich möchte keine königliche Mätresse sein. Die Leute reden. Und die Zeitschriften verbreiten alle möglichen Spekulationen. Das alles ist mir sehr unangenehm.“
„Aber man schreibt und redet immer über die Mitglieder der königlichen Familie. Damit müssen wir leben. Du solltest dieses Zeug gar nicht lesen. Unser Leben gehört nur uns, und alles andere sollte uns nicht kümmern.“
Als er ihr den Arm um die Taille legte, erschauerte Stella. Am liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt. Warum hörte sich nur alles, was er sagte, so sinnvoll an, sodass sie den Eindruck hatte, sie sei es, die dummes Zeug redete? Sie gab sich einen Ruck. „Hast du denn vor, irgendwann jemand anderen zu heiraten? Vielleicht eine Frau aus dem Adel?“
Vasco lachte laut los. „Um Himmels willen, nein! Niemals! Unser Sohn wird König werden, und du bist und bleibst immer meine Königin.“ Sanft liebkoste er ihren Mund mit den Lippen. „Lass uns diese Nacht
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