Ein koestliches Spiel
als sie es zu dem anderen Schmuck zum Verkauf getan hatte, erinnerte sich wieder daran, wie behutsam sie es in ihren Händen gehalten hatte, an ihre Wehmut, es herzugeben. Es hatte ihn getroffen, trotzdem er wusste, dass sie es nicht verlieren würde.
Prudence hob die Hände, um sich die Kette über den Kopf zu streifen, aber er hielt sie fest. „Nein, nehmen Sie es nicht ab. Ich kann es auch von hier gut sehen.“ Er zog sie näher, sodass sie halb auf ihm lag, halb neben ihm saß. Seinen Arm um sie liegen lassend, machte er sich unbeholfen an dem Verschluss zu schaffen.
„Er klemmt. Ich wollte das schon lange reparieren lassen.“ Ihre Finger streiften seine, als sie es für ihn aufklappte.
Schweigend blickten sie in das Medaillon. Gideon spürte ihre weiche Wärme entspannt neben sich. Sie duftete betörend. Er konnte ihren warmen Atem auf seiner Haut fühlen; sein eigener Atem wurde immer abgehackter. Mit Mühe gelang es ihm, sich auf die beiden leicht verblichenen, leicht schiefen Bilder auf den Innenseiten des Medaillons zu konzentrieren. Sie bedeuteten ihr so viel. Ein Mann und eine Frau mit altmodischen Frisuren. Die Miniaturen waren stümperhaft gemalt. Er fragte sich, ob sie sie selbst angefertigt hatte. Und er überlegte, ob er sie je wieder gehen lassen könnte ...
„Es sind Mama und Papa. Die einzigen Bilder von ihnen, die wir haben.“ Zärtlich strich sie mit dem Finger über den goldenen Rand. „Sie sind nicht wirklich gut getroffen - sie wurden von einem jungen Italiener gemalt, der in dem Dorf wohnte und hoffte, einmal Maler zu werden. Papa sollte sein Gönner werden ... “ Ihre Stimme brach, endete in einem halben Schluchzer.
Gideon ertrug es nicht.
Sie biss sich auf die Lippe und sagte: „Ich weiß, ich hätte nicht so ein albernes Risiko eingehen dürfen, aber die Vorstellung, nie wieder ...“
„Scht!“, sagte Gideon beschwichtigend, dann hob er ihr Kinn mit einem Finger an und küsste sie.
14. Kapitel
Eine Frau liefe ja gern durchs Feuer und Wasser für so ein liebreiches Herz.
William Shakespeare
Sie wich nicht zurück.
Er ließ ihr keine Zeit, lange zu überlegen, sondern bedeckte ihren Mund mit seinem, sanft, besitzergreifend und zärtlich, um sie nicht zu erschrecken oder gar zu vertreiben. Sie zögerte einen Moment, dann fühlte er, wie sie sich entspannte und gegen seinen Körper sank. Ein scharfer Schmerz durchfuhr seine Schulter, aber er ignorierte ihn und schlang seine Arme fester um sie. Ihre Lippen wurden nachgiebig, dann begann sie, den Kuss zu erwidern, vorsichtig und unsicher, und aus Überraschung wurde Verlangen.
Sie küsste ihn zärtlich, behutsam, als läge er auf dem Sterbebett. Er würde noch Dutzende Verletzungen wie diese mit Freuden erleiden, wenn er dafür noch einen dieser zärtlichen, von Herzen kommenden Küsse erhielt. Sie schmeckte nach Wärme ... und Tränen ... und ganz schwach nach Zahnpuder. Unvergleichlich süß. Er konnte einfach nicht genug von ihr bekommen.
Langsam vertiefte er den Kuss, und die Wärme und Großzügigkeit ihrer Erwiderung überwältigte ihn. Er hatte sich auf diesen Augenblick gefreut, seit er sie das letzte Mal geküsst hatte, aber dennoch traf es ihn unvorbereitet. Das Aufwallen von ... von Gefühlen und Empfindungen. Quälend vertraut und doch auch schmerzlich neu.
Wie viele Frauen hatte er geküsst? Er wusste es nicht. Keine von ihnen war Prudence gewesen.
Sie hob die Hände und umfing sein Gesicht, während sie ihn küsste. Das Gefühl dieser beiden kleinen, kühlen Hände, die seine Wangen so ernsthaft hielten, während sie warme, feuchte Küsse auf seine Lippen presste, ließ etwas in ihm erblühen. Er wollte es von den Dächern rufen, und er wollte sie wie ein kostbares Geheimnis hüten. Hatte eine andere Frau je dafür gesorgt, dass er sich so ... so übermächtig ... und doch ... so hilflos fühlte? Er wusste es nicht, konnte nicht denken. Alles, was er tun konnte, war, sie küssen, sie halten ... und den Drang bekämpfen, sie zu besitzen, denn obwohl sie allein waren und auf einem Bett, war dies nicht der richtige Moment. Das wusste er.
Seine hochgelobten Verführungskünste - wo waren sie jetzt? Er konnte nicht klar genug denken, um sich auch nur an einen einzigen Zug zu erinnern. Dies hier war reines, sehnliches Fühlen ...
Mit ihren Fingern fuhr sie ihm durchs Haar, und er spürte neuerlich Zärtlichkeit in sich aufwallen, als er sie mit den Lippen lockte, ihren Mund zu öffnen, und den Kuss vertiefte.
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