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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Ein Teil von ihm fühlte sich wie ein Junge, der bebend seinen ersten Geschmack vom Leben bekam, während ein anderer Teil von ihm zusah und sich unglaublich alt vorkam. Wann war er jemals zufrieden gewesen, eine Frau nur zu halten und zu küssen? Wann war ein Kuss nicht nur der erste Schritt in einem wohlgeübten Tanz aus Verführung und Verlangen? Sein Körper kannte die Bewegungen, verzehrte sich danach.
    Also wo kamen diese Skrupel her? Er konnte sie ohne große Mühe verführen, wenn er wollte, das spürte er. Und er musste sie haben - mehr als alles sonst in seinem Leben -, sie musste Fleisch von seinem Fleisch werden. Und doch ... und doch ...
    Jeder behutsame, feuchte Kuss bedeutete ihm viel. Jede Berührung ihrer Hand an seinem Kinn, in seinem Haar, um seinen Hals. Der Druck ihres weiblichen Körpers an seinem, unschuldig und ahnungslos, welche Wirkung das auf ihn hatte. Und darin lag das eigentliche Problem. Er hätte lieber ein Dutzend von Herzen kommender Küsse von ihr als eine Nacht der Leidenschaft und einen Morgen - vermutlich gar ein Leben - der Reue. Miss Prudence musste mit ganzem Herzen zu ihm kommen, zu ihrer Zeit. Danach durfte es keine Reue geben.
    Das war der Unterschied, erkannte er mit einem Mal. Er wollte sein Leben mit dieser Frau verbringen, und er würde nichts überstürzen und keinen Augenblick davon aufs Spiel setzen. Er würde seine Bedürfnisse im Zaum halten und jeden Moment genießen, jede kleine Zärtlichkeit, jeden liebevollen, ungeübten Kuss.
    Und so ließ er es geschehen, dass die Umarmung endete. Er sah zu, wie sie langsam wieder zu sich kam, wie ihre großen Augen ihren verträumten, leicht benommenen Ausdruck verloren und allmählich klarer blickten. „Oh!“, rief sie, als sie begriff, was sie getan hatte. „Oje!“ Sie löste sich aus seinen Armen, sprang auf und begann, das Bettzeug glatt zu streichen, wobei sie ihm immer wieder flüchtige, verlegene Blicke zuwarf, nur um gleich wieder wegzusehen. Schließlich hörte sie auf, holte tief Luft und schaute ihm in die Augen.
    „Wir ... ich hätte das nicht tun sollen“, erklärte sie.
    „Nein?“ Gideon konnte nicht anders, er musste über ihre bekümmerte Miene lächeln. „Warum nicht?“
    Sie seufzte. „Sie wissen doch, warum, Ich bin nicht frei.“
    Gideon zuckte die Achseln. „Ein paar Küsse. Man sollte ihnen nicht zu viel Bedeutung beimessen“, bemerkte er leichthin. „Sie waren traurig. Ich habe Sie doch nur getröstet.“
    Sie dachte darüber ein wenig nach, und zwischen ihren Brauen bildete sich eine unsichere kleine Falte. „War das wirklich der Grund?“
    „Was sonst?“ Seinen beiläufigen Ton strafte der Ausdruck in seinen Augen Lügen. Oder war das nur ihre eigene Verwirrung, überlegte Prudence. Ihr Wunschdenken. Sie zitterte immer noch innerlich von diesem kurzen Augenblick dessen, was er Trösten nannte. Wenn das Trösten sein sollte, dann ... begriff sie nichts ...
    „Allerdings sollten Sie vielleicht noch einmal nachsehen, ob ich Fieber bekomme - ich befürchte es.“ Er nahm ihre Hand und legte sie sich auf die Stirn. Ein zärtliches Lächeln lenkte von dem dunklen Versprechen in seinen Augen ab. Dann drehte er ihre Hand nach innen und drückte sie sich sanft auf das Gesicht. Ihre hohle Hand bedeckte seinen Wangenknochen, ihre Finger streiften seine glatte Stirn. Sie war ganz kühl und überhaupt kein bisschen klamm oder fiebrig. Prudence rührte sich nicht. Ihre Brust fühlte sich mit einem Mal eng an. Ihre Fingerspitzen berührten gerade noch das dicke, dunkle Haar. Es juckte sie in den Fingern, noch einmal hindurchzufahren, aber sie konnte sich einfach nicht regen.
    Er legte seine Hand über ihre - warm, stark und besitzergreifend - und führte sie langsam über seine männliche und unrasierte Wange.
    Prudence fragte sich vage, wie eine versäumte Rasur so wunderbar aufregend sein konnte, aber es war so, ließ ihn dunkler, gefährlicher und aufregend männlich erscheinen. Sie zitterte, als er ihre Hand langsam und sinnlich mit seinem Gesicht streichelte, sich an ihr rieb wie eine große, träge Katze, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, sie faszinierte, verhexte und bannte, während die Liebkosung seinen Mund erreichte.
    Er hielt einen Moment inne, was ihr wie eine Ewigkeit erschien, und sie wartete, als stünde sie an einem Abgrund, spürte seinen festen, warmen Mund unter ihren bebenden Fingern. Dann drückte er einen Kuss auf die empfindsame Innenfläche ihrer Hand, und es war, als

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