Ein koestliches Spiel
nicht. Was sollte er auch in Bath tun?“
Faith legte ihrer Schwester einen Arm um die Schultern. „Gewiss liegt es nur daran, dass wir so viel an Phillip denken in letzter Zeit, sodass du ihn hier sehen wolltest und auf eine flüchtige Ähnlichkeit hereingefallen bist.“
Hope nickte. „Wenn Phillip hier wäre, könnte er uns retten.“
„Nun, stattdessen rettet uns Lord Carradice!“, verkündete Grace leidenschaftlich. „Und ich werde tausendmal lieber von ihm gerettet als von Phillip.“
„Danke, Miss Grace. Es freut mich sehr, dass die armseligen Bemühungen meinerseits geschätzt werden“, erwiderte Lord Carradice leise. Er seufzte übertrieben, und alle schauten sogleich auf die Verletzung, die er sich dabei zugezogen hatte, sie zu retten. Nur er und Prudence wussten, wer ihn wirklich angeschossen hatte.
„Oh Mylord,“ rief Hope aus, „ich hoffe, Sie halten mich jetzt nicht für undankbar!“
„Nein, nein, Miss Hope, überhaupt nicht.“ Lord Carradice machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dort oben zu Ihrer Linken ist die Milson Street, wo man alle bekannten Geschäfte findet.“ Die Mädchen blickten in die Richtung, in die er zeigte, während er sich in die Polster zurücklehnte und Prudence fragend anschaute.
Prudence wurde rot. Grace hatte mit unheimlicher Genauigkeit Prudences eigene Gedanken ausgesprochen. Sie würde sich in der Tat viel lieber von Lord Carradice retten lassen als von ihrem Verlobten! Sie starrte aus dem Fenster und versuchte, den Gedanken zu verbannen.
„Hier sind wir“, verkündete Lord Carradice. Die Kutsche blieb vor einer Reihe vornehmer Stadthäuser aus cremefarbenem Stein stehen, die in einem eleganten Halbbogen um einen von eisernen Gittern umschlossenen Park standen.
„Welches Haus ist es?“, erkundigte sich Grace eifrig.
„Welches Haus?“ Prudence wurde mit einem Mal von Zweifeln geplagt. Es war sehr nachlässig von ihr gewesen, dem hier zuzustimmen. Sie konnten unmöglich in einem Haus wohnen, das Lord Carradice oder dem Duke gehörte. Nicht unter demselben Dach wie ein unverheirateter Mann. Ein unverheirateter Mann, der nicht mit ihnen verwandt war. Ein unverheirateter Mann, der den Ruf hatte, ein Frauenheld und Schürzenjäger zu sein. Noch nicht einmal mit vier Schwestern als Anstandsdamen. Es war einfach unmöglich.
Mit dem Duke und Lord Carradice zu reisen, war nichts Besonderes gewesen - selbst die prüdesten Anstandswächter hätten nichts daran auszusetzen gefunden, dass fünf unverheiratete Mädchen mit ihrer Zofe und ihrem Lakai reisten und von zwei unverheirateten Herren begleitet wurden, auch wenn die Herren keine Verwandten waren. Sie verdrängte die Erinnerung an die nächtliche Fahrt im Phaeton mit einem unverheirateten Mann und seinem Burschen - schließlich war es ja auch eine offene Kutsche gewesen. Und für eine weitere Person wäre kein Platz gewesen. Und es war ein Notfall. Und außerdem wusste niemand ...
Aber selbst für kurze Zeit unter demselben Dach wie diese Herren zu wohnen, nein! Es war schlicht unmöglich. Auch wenn Charity den Duke heiraten würde. Prudence wollte nicht, dass hinter vorgehaltener Hand geflüstert wurde, dass der Duke of Dinstable zu seiner Ehe gezwungen gewesen wäre, nachdem er die entsprechende junge Dame kompromittiert hatte.
Sie würden in einem Hotel einkehren. Oder bei einer achtbaren Pensionswirtin zur Untermiete wohnen.
„Ich glaube, wir sollten ...“, begann Prudence.
„Die drei Häuser mit den gelben Türen gehören uns“, unterbrach Lord Carradice sie und beantwortete damit Graces Frage. „Das linke ist meines, das rechte gehört meinem Cousin, und in der Mitte lebt unsere Tante Augusta. Sie erwartet uns - ich habe ihr eine Nachricht geschickt, als ich krank daniederlag. Tante Gussie muss man einfach mögen. Sie ist die Allerbeste in der Familie meiner Mutter.“ Er schaute zu Prudence und fügte trocken hinzu: „Hätte Tante Gussie zu der Zeit nicht in Argentinien gelebt, bezweifle ich, dass unsere Eltern so ein grässliches Durcheinander aus allem gemacht hätten. Aber sie ist erst seit Kurzem wieder in Bath und findet es nach den Jahren in Übersee ausgesprochen langweilig hier. Sie ist sicher außer sich vor Freude bei der Aussicht auf Gäste.“
„Sie meinen, wir wohnen bei Ihrer Tante?“ Prudence atmete erleichtert auf. „Und nicht mit Ihnen und dem Duke?“
Er sandte ihr einen vorwurfsvollen Blick, sagte aber nichts, während die Zwillinge schon begannen
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