Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie

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auszusteigen. Dann, als auch Grace die Kutsche verlassen hatte, schüttelte er den Kopf und erklärte in einem Tonfall gekränkter Unschuld: „Mit mir und dem Duke? Miss Prue, ich bin schockiert! Ich mag ein Frauenheld sein, aber ich kann doch wenigstens auf ein flüchtiges Wissen über die Grundzüge des Anstands zurückgreifen. Und man kann nicht in Edwards Haus wohnen wollen, denn der modische Wahn seiner Mutter hat auch vor diesem Domizil nicht Halt gemacht, sodass im Inneren alles grauslich ägyptisch ist. Römisch außen, ägyptisch innen!“ Ihm schauderte sichtlich. „Ich fürchte, jeder andere Bewohner außer Edward würde sich gezwungen sehen, das Weite zu suchen.“
    Er sprang leichtfüßig aus der Kutsche und hielt ihr auffordernd seine Hand hin, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Als sie auf der letzten Stufe stand, beugte er sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: „Genau genommen hatte ich ursprünglich geplant, dass Sie in meinem Haus bleiben - einfach zu Ihrem Schutz, aber Edward wollte davon nichts wissen. Der pingelige Kerl hält sich peinlichst genau an die Anstandsregeln! Ich kann mir kaum vorstellen, dass wir verwandt sind.“ Er trat zurück, zwinkerte ihr zu und bot ihr seinen unverletzten Arm.
    Prudence antwortete darauf nicht. Sie konnte es nicht. Ein Kloß in ihrem Hals machte das unmöglich. Er hatte die ganze Zeit geplant, dass sie bei seiner Tante Unterkommen würden. Langsam erkannte sie das Muster dahinter; wann immer sie sich wegen etwas sorgte oder aufregte, kam er mit etwas völlig Unsinnigem, Ungehörigem, um sie zu schockieren und so von ihren Sorgen abzulenken ... Freundlichkeit und Umsicht, versteckt hinter der Maske eines leichtfertigen Schürzenjägers.
    Schweigend begann sie, die Stufen zur Tür emporzusteigen.
    In diesem Moment wurde die gelbe Tür des mittleren Hauses aufgerissen, und eine kleine, immens rundliche Dame in einem Gewand aus lila und goldener Seide eilte geschäftig die Treppe hinab.
    „Meine Damen, ich möchte Ihnen gerne meine Tante vorstellen, Lady Augusta Montigua del Fuego. Tante Gussie, darf ich dich mit den Misses Merridew bekannt machen? Dies hier ist Miss ... “, begann Lord Carradice, aber die Dame fiel ihm ins Wort.
    „Nicht jetzt, mein Lieber, es ist viel zu frisch, um hier draußen zu stehen und sich an die Regeln der Höflichkeit zu halten. Meine Damen, kommen Sie doch herein - Sie müssen ja halb verhungert sein.“ Sie scharte die Mädchen wie ein kleiner, freundlicher Wirbelwind um sich und führte sie ins Haus, ohne eine Sekunde aufzuhören zu reden.
    „Hier herein, meine Lieben. Himmel, wie reizend Sie alle aus-sehen ... Ja, ja, geben Sie nur Shoebridge Ihre Hüte und Mäntel - und, Shoebridge, bitte sogleich Tee und Kuchen, ja? Gideon, was, um Himmels willen, hast du mit deinem Arm angestellt? In den hinteren Salon, Shoebridge - da ist es viel gemütlicher, meine Lieben. Und Shoebridge, ich bin für niemanden zu sprechen ... Muss sich jemand kurz frisch machen? Nein? Ach, die glückliche Jugend!“
    Sie holte tief Luft, und ehe irgendjemand antworten konnte, fuhr sie ohne Pause fort: „So, meine Lieben, welche von Ihnen ist Prudence - oh, Sie müssen es natürlich sein, so wunderschöne Augen. Gideon, lieber Junge, du bist ganz schlimm, und ich bin entzückt! “ Sie zog die erstaunte Prudence in ihre duftenden, weichen Arme und fügte hinzu: „Und ich warte immer noch auf deine Erklärung für diesen übel aussehendenVerband.“
    Prudence zuckte schuldbewusst zusammen. Wusste diese wunderliche kleine Dame, dass Prudence verantwortlich war für die Verwundung? Sie öffnete den Mund, um alles zu gestehen, aber Tante Augusta sprach weiter.
    „Und warum muss ich immer noch auf einen Kuss von meinem schlimmen Lieblingsneffen war...! Uff! Lass mich herunter, du Schlingel! Du kannst doch nicht allen Ernstes ...“
    Gideon riss seine Tante überschwänglich mit einem Arm an sich, hob sie hoch und drehte sich mit ihr im Kreis.
    „Tante Gussie,Tante Gussie, du bist meine ewige Freude! Bitte, ändere dich niemals und unter keinen Umständen“, sagte er und drückte einen herzhaften Kuss auf beide sorgfältig mit Rouge bemalten rundlichen Wangen.
    „Stell mich ab, du schreckliches Geschöpf!“ Mit zierlichen Schuhen bekleidete Füße zappelten hilflos sechs Zoll über dem Boden.“
    Alle vier Misses Merridew starrten mit offenem Mund auf die Szene vor ihnen. Grace war die Erste, die kicherte, dann stimmten die Zwillinge ein.