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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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leid.“
    „Ich muss schon sagen, ich hatte mit einem herzlicheren Empfang von dir gerechnet, meine kleine Prüde“, sagte er. „Wir haben mehr getan, als du ein Mädchen warst, wenn du dich erinnerst.“
    „Nur ein Mal. Und ich wollte es damals auch nicht“, erwiderte sie. „Und das eine Mal hatte solche Folgen ...“ Sie brach ab. Es war nicht fair, ihn mit Klagen und Vorwürfen zu begrüßen. Nicht nach all dieser Zeit. Es war vorbei. Mit diesem Mann war sie fertig.
    Sie bemühte sich um einen milderen Ton. „Entschuldige, Phillip, aber wir sind nicht mehr die Menschen, die wir einmal waren. Wir müssen uns erst wieder kennenlernen. Seit wir uns verlobt haben, ist so viel geschehen.“
    Er runzelte die Stirn.
    Sie zog den Ring aus dem Halsausschnitt ihres Kleides. „Ich habe den Ring deiner Familie all diese Jahre sicher verwahrt.“
    Er wirkte fast verlegen. „Ach ja. Gut.“
    Dies war der Augenblick, auf den sie gewartet hatte. Sie zog den Ring von der Kette und sagte: „Phillip, es tut mir leid, aber ich kann deinen Ring nicht länger behalten. Ich kann dich nicht heiraten.“
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Dann legte er ihr wieder die Hände auf die Schultern und drehte sie um, sodass sie ihn ansah.
    „Du löst die Verlobung?“ Seine Stimme klang ungläubig. „Nach viereinhalb Jahren, in denen du meinen Ring getragen hast?“
    Sie schluckte und nickte. Das erste Versprechen, das sie je gebrochen hatte.
    „Warum?“
    Sie sagte nichts und hielt ihm den Ring hin. Er nahm ihn und untersuchte ihn sorgfältig, wog ihn in der Hand, als versuchte er, sein Gewicht zu ermitteln. „Solides Gold.“
    „Ja, das muss es wohl auch, schließlich ist er ja von den weiblichen Vorfahren in deiner Familie weitergegeben worden.“ „Weibliche Vorfahr...? Oh ja, ja natürlich. Die Vorfahren.“
    Er spielte mit dem Ring herum, als sei er unsicher, was er damit tun sollte. „Weiß Lord Dereham davon?“
    „Wenn du den Ring meinst, nein. Ich habe ihn verborgen, wie du es von mir verlangt hast. Wenn du die Verlobung meinst, wieder nein. Wie auch immer, Großvater ist nicht länger wichtig - wir haben Dereham Court verlassen und werden nie wieder zurückkehren.“
    „Ja, deine Schwestern haben heute Morgen erzählt, dass ihr weggelaufen seid. Was ziemlich unüberlegt war, Prudence. Er ist schließlich euer gesetzlicher Vormund.“
    „Nicht mehr lange. Sobald ich einundzwanzig werde, trete ich mein Erbe an, und wir alle werden für immer frei von Großvater sein. “
    „Aber warum sich zu dieser hysterischen Reaktion hinreißen lassen und sein Missfallen erregen? Was, wenn er dich enterbt? Das war höchst unklug, Prudence, höchst unklug.“
    Prudence starrte ihn ungläubig an. Sie hatte ihm in ihren Briefen berichtet, wie grausam Großvater sie behandelte. Sie hatte ihm sogar das Schlimmste erzählt, das, was sie sonst niemandem verraten hatte. „Du weißt, es war untragbar, weiter mit ihm zusammenzuleben“, sagte sie langsam. „Ich habe dir oft davon geschrieben. Das kannst du doch nicht vergessen haben.“
    Phillip winkte ab. „Ich bin welterfahren genug, um übertriebene weibliche Empfindlichkeit zu erkennen, wenn sie mir unterkommt.“
    Prudence war fassungslos. Übertriebene weibliche Empfindlichkeit?
    Ohne auf sie zu achten, fuhr Phillip fort: „Es kann doch für den alten Herrn nicht leicht gewesen sein, plötzlich fünf junge Mädchen bei sich aufzunehmen. Wenn er ein bisschen altmodisch ist, dann ist das nur verständlich. Und ein wenig Strenge hat noch niemandem geschadet. Außerdem muss er inzwischen doch steinalt sein. Es ist unwahrscheinlich, dass er noch lange lebt, und dann wird es sich gelohnt haben. Er ist ganz schön gut betucht, weißt du.“
    Langsam erwiderte Prudence: „Also darum hast du nicht geantwortet ..."
    „Jetzt sei nicht ungerecht, Prue. Wahrscheinlich habe ich die Briefe, von denen du sprichst, gar nicht erhalten. Du weißt ja, wie unzuverlässig die Post nach Indien ist.“ Er blickte ihr nicht in die Augen. „Wenn ich jedenfalls getan hätte, worum du mich gebeten hast - nach Hause kommen und euch alle von dort wegholen -, so hättest du, wenn ich endlich da gewesen wäre, bestimmt längst vergessen, über welche Lappalie du dich bei mir beklagt hattest. Dann hätte ich ganz schön dumm ausgesehen! “
    Er schien nicht zu merken, dass er sich selbst widersprach. Er hatte den wichtigsten Brief erhalten.
    „Daher hast du einfach ignoriert, was ich geschrieben

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