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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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ausgestoßen, dass einem die Haare zu Berge standen! Hat er das schon vorher getan? Hat er je Hand an eines von euch Mädchen gelegt?“
    Prudence konnte nicht sprechen, so erleichtert war sie. Sie sprang auf und umarmte Großonkel Oswald. Halb hatte sie immer noch damit gerechnet, dass Großvater jeden Moment auftauchte; stattdessen war er auf Dereham Court, um dort zu bleiben. Sie fühlte sich so viel leichter, freier. Charity war verheiratet und glücklich. Großvater war nicht länger eine Bedrohung für sie, und zum ersten Mal seit Jahren sah ihre Zukunft rosig aus. Sie spürte Großonkel Oswalds Hand auf ihrem Rücken, besänftigend, ungeschickt und ein wenig unsicher. Sie fasste sich und löste sich von ihm.
    „Nun, Fräuleinchen. Hat er euch misshandelt?“ Sein gutes, altes Gesicht zeigte Sorge und leise Schuldgefühle.
    Sie wollte nicht mehr lügen, jetzt, da Lügen nicht länger notwendig waren. Auf der anderen Seite wollte sie diesem lieben Mann nicht sagen, wie schrecklich Großvater sie behandelt hatte, denn das würde ihn aufregen und sich noch schuldiger fühlen lassen als so. Er würde sich dafür verantwortlich fühlen und von Gewissensbissen geplagt werden. Sie sah keinen Nutzen darin, altes Leid wieder aufzuwärmen. Es war besser, Vergangenes ruhen zu lassen.
    „Er war ein hartherziger, strenger Erzieher“, begann sie, auf Phillips Sicht der Dinge zurückgreifend, „allerdings kann es für ihn auch nicht leicht gewesen sein, fünf junge Mädchen bei sich aufzunehmen. Das hat seine Geduld sicher auf eine harte Probe gestellt. Lass uns nicht länger über ihn reden, Großonkel Oswald - oder sollte ich lieber Großonkel Ozzie sagen? Du bist ganz schön hinterlistig, weißt du das, einfach so in der Kirche aufzutauchen!“
    Er schmunzelte. „Hat dich überrascht, nicht wahr? Die Sache ist die, ich bin mit dem alten Chuffy zur Schule gegangen. Kann kaum glauben, dass aus ihm ausgerechnet ein Bischof geworden ist. War in der Schule ein ziemlicher Teufelskerl. Wie auch immer, als Dinstable und Charity ihn wegen der Sondererlaubnis ansprachen, roch Chuffy den Braten. Erkannte natürlich den Namen wieder. Wusste, dass ich meine Großnichten bei mir in London hatte, weswegen er sich fragte, was eine von ihnen in Bath zu suchen hatte und weshalb sie eine Sondererlaubnis brauchte. Hat mir eine Nachricht geschickt, und ich bin unverzüglich hierher aufgebrochen. Kann doch nicht zulassen, dass eines von euch Mädchen heiratet, ohne dass ich dabei bin, um diejenige in die Ehe zu geben, oder?“ Sein Lächeln erstarb, und er kniff die Lippen unzufrieden zusammen. „Die Hochzeitsfeier selbst war nichts Besonderes, Prudence. Die Abbey ist eine schöne, große Kirche, und einen Bischof zu haben, der die Hochzeit durchführt, ist gut, aber für einen Duke und deine wunderschöne Schwester war es doch ein wenig unspektakulär, wenn ich das einmal anmerken darf.“ „Oh, aber es war genauso, wie Charity und Edward es wollten“, versicherte Prudence ihm. „Klein und im engsten Kreis, nur die Familie. Ich weiß, dass Charity außer sich vor Freude war, dass du gekommen bist. Das waren wir alle.“ Wieder erhob sie sich von ihrem Stuhl, trat zu ihm und küsste ihn auf die Wange. „Du bist uns allen sehr lieb.“
    Er zog sein Taschentuch hervor, um sich erneut zu schnäuzen. „Du bist selbst ein liebes, gutes Mädchen, und wenn wir dich und Carradice verheiraten, dann tun wir es in großem Stil, was? St. George, Hanover Square, und wir holen uns Chuffy - ihm steht Lila ausgezeichnet, das muss der Neid ihm lassen -, und dann ein Ball als Hochzeitsfeier. Und natürlich ein Ball vorneweg, um die Verlobung offiziell zu verkünden. Wann ist die walisische Tante gestorben? Carradices Trauerzeit müsste doch bald vorbei sein, oder?“
    Prudence schluckte. Die Zeit war gekommen, zu gestehen, dass die Verlobung mit Lord Carradice nur ein Täuschungsmanöver gewesen war. Und kein gutes, dachte sie schuldbewusst, wenn sie den freundlich lächelnden alten Mann vor sich anschaute. Er war so ein lieber Onkel. Er würde sich schrecklich fühlen, wenn er herausfand, dass sein wohlgemeinter Versuch, sie erst versorgt zu haben, ehe er ihre schönen Schwestern in die Gesellschaft einführen ließ, ihnen in Wahrheit viele Sorgen bereitet hatte.
    Sie öffnete den Mund, aber Großonkel Oswald, der sein feuchtes Taschentuch in einer Hand hielt, lächelte sie so wohlwollend an, dass sie es nicht über sich brachte. Und da ihre

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