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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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grün im Gesicht. „Das ist er nicht.“ Er schluckte. „Es ist ein Ring, den ich bei einem Pfandleiher erstanden habe. Er ist nicht echt.“
    Prudence versuchte, seine Worte zu begreifen. „Das kann nicht dein Ernst sein. Ich habe den Ring mehr als vier Jahre getragen“, flüsterte sie. Sie schaute Phillip an, der ihrem Blick auswich. Er war jetzt richtig grün im Gesicht.
    Nicht echt! Von einem Pfandleiher. Gideon fing ihren bestürzten Blick auf, der ihm verriet, was ihr der Ring bedeutet hatte. Sie hatte das verflixte, hässliche Teil länger als vier Jahre um den Hals getragen wie eine Kanonenkugel an der Kette, dadurch den Zorn ihres Großvaters riskiert und sogar ihr Leben bei einem Straßenräuber dafür aufs Spiel gesetzt - oder wenigstens beinahe. Ein wertloses Stück Tand von einem Pfandleiher. Ein Symbol der Liebe von einem Wiesel. Zur Hölle mit Otterbury!
    Gideon trat vor, nahm den Ring aus Prudences erschlafften Fingern, gab ihn Otterbury und sagte: „Es reicht, denke ich. Eine alberne Scharade, meine Prudence, aber es ist genug. Du und ich, wir sind verlobt, und das ist endgültig.“ Und vor allen Anwesenden küsste er sie auf den Mund, fest und besitzergreifend.
    Nach einem Moment befreite sich Prudence aus seinen Armen, stand da und schaute ihn an.
    „Da sind Sie ja, Mr. Otterbury“, bemerkte eine kühle Stimme in die Stille hinein. „Ich hatte meinen Ratafia schon abgeschrieben. Und jetzt sind alle zum Supper gegangen. Muss ich hungers sterben, ehe Sie sich wieder meiner erinnern?“ Eine Dame in einem hellblauen Seidenkleid gesellte sich zu ihnen. Mit vertraulicher Geste hakte sie sich bei Phillip unter, nickte Lady Gosforth zu und lächelte leicht fragend in die Runde. „Himmel, wie ernst alle blicken. Und ich dachte, es sei eine so gelungene, nette Feier.“ Sie schien sich ihres Willkommenseins völlig sicher.
    Otterbury, der wieder einen Fisch nachmachte, wurde noch grüner.
    Gideon beobachtete Prudence genau; sie hatte keine Ahnung, wer diese junge Dame war. Und er fragte sich, ob ihr aufgefallen war, dass die Dame in anderen Umständen war; die stolze Wölbung ihres Bauches war von den weiten Falten ihres Kleides nicht ganz kaschiert.
    „Äh, ja. Entschuldigung. Ich werde dich sogleich zum Supper geleiten“, murmelte Phillip. „Komm doch.“ Er begann, sie mit sich zu ziehen, was unverzüglich Gideons Verdacht neue Nahrung gab.
    Er vertrat den beiden den Weg. „Wollen Sie uns nicht bekannt machen, Clotterbury?“
    Die Dame lachte fröhlich. „Otterbury, nicht Clotterbury. Viele Leute haben Probleme, sich den Namen zu merken, aber das hier ist die amüsanteste Verdrehung, die mir bislang untergekommen ist. Und Sie sind ...?“ Sie schaute erwartungsvoll von Gideon zu Phillip, der keinen Laut von sich gab. Sein Gesicht war aschfahl.
    „Ich bin Carradice.“ Gideon machte eine makellose Verbeugung. „Und dies hier ist Miss Merridew, ihr Großonkel Sir Oswald Merridew, meine Tante Lady Augusta Montigua del Fuego, und Lady Gosforth kennen Sie, nehme ich an.“
    Die Dame knickste artig vor jedem und sagte dann, da Phillip keine Anstalten machte, sie vorzustellen, mit schlichtem Stolz: „Und ich bin Mrs. Otterbury.“ Und als könnte es noch einen Zweifel geben, fügte sie hinzu: „Mrs. Phillip Otterbury.“
    Prudence war ganz still. Gideon wollte sie am liebsten in die Arme schließen, damit ihr dieser dumme Klotz und seine hohlköpfige Frau nicht noch mehr wehtaten. Er nahm ihre kalte, widerstandslose Hand in seine, legte sie sich in die Armbeuge und bedeckte sie, um ganz sicherzugehen, noch mit seiner. „Meinen Glückwunsch, Otterbury. Mrs. Otterbury“, bemerkte er kühl. „Eine heimliche Hochzeit, Otterbury?“
    „Um Himmels willen, nein.“ Phillips Frau lachte. „Warum sollte es denn eine heimliche Hochzeit sein?“
    „Das weiß ich auch nicht“, erwiderte Gideon mit unnachgiebiger Stimme und blickte Otterbury an. „Ich nehme an, die Ehe besteht erst seit kurzem?“
    Mrs. Otterbury kicherte. „Meine Güte, nein. “ Sie blickte schüchtern auf ihren gewölbten Bauch, strich sich absichtlich mit einer Hand darüber und sagte: „Wir haben vor mehr als sechs Monaten geheiratet. In Indien.“
    Mit einem Seufzer und einem Hauch raschelnder Seide wurde Prudence ohnmächtig.

19. Kapitel
    Liebe darf hoffen, wo die Vernunft verzweifelt.
    George Lyttelton
    Gideon, der Prudence wie ein Falke beobachtet hatte, bereit, ihr beim ersten Anzeichen von Unbehagen beizuspringen,

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