Ein koestliches Spiel
wuchs mit jeder Minute. Und auch Faith war in ihrem Element, glühte vor schüchterner Aufregung.
War es wirklich erst sieben Wochen her, seit sie auf Dereham Court wie Gefangene gelebt hatten, Großvaters Hartherzigkeit ausgeliefert? So etwas wie heute Abend war nichts als ein hoffnungsloser Traum gewesen.
Und in wenigen Tagen war ihr Geburtstag.
„Prudence, was tust du denn hier?“ Es war Phillip, der sie aufgebracht musterte.
Prudence lächelte entschuldigend und setzte zu einer Erklärung an, aber Phillip schnitt ihr das Wort ab. „Ich dachte, ich könnte mich auf dein Versprechen verlassen, und jetzt sieh es dir an! Du bist hier, obwohl ich es dir ausdrücklich verboten habe.“
„Du hast nicht das recht, mir irgendetwas zu verbieten“, entgegnete Prudence. „Ich gebe zu, ich hatte eingewilligt, öffentliche Veranstaltungen eine Woche lang zu meiden, aber ich dachte, das hier sei eine kleinere Gesellschaft mit nur einer Handvoll Gästen - wenigstens ist es das, was mir Lady Augusta zu verstehen gegeben hat.“
„Weißt du, was du damit angerichtet hast, herzukommen? Du musst unverzüglich gehen!“
„Das werde ich auf keinen Fall! Es passiert doch nichts Schlimmes, Phillip. Du übertreibst. Niemand weiß etwas von unserer ... unserer Vergangenheit. “
Er blickte sich hastig um. „Du musst gehen. Vertrau mir in dieser einen Sache, Prudence. Du hast keine Ahnung, wie peinlich es für mich wäre, wenn du gesehen würdest, hier - mit so einer Frau.“
„Unsinn! Sie ist eine alte Freundin von Lady Gosforth, und ich werde nicht gehen, vor allem, weil die Zwillinge sich so amüsieren.“ Ihre Stimme wurde weicher. „Siehst du, Phillip, siehst du, wie glücklich sie sind? Es ist ihre erste Feier unter Erwachsenen - ihre erste Feier überhaupt, und ich werde sie ihnen nicht verderben.“
„Oh Himmel! Sie kann keine Freundin von Lady Gosforth sein. Du musst jetzt gehen! Wenn du das nicht tust, gefährdest du alles, wofür ich je gearbeitet habe! “
Prudence ballte die Hände zu Fäusten. „Ich gehe nicht. Du hast zu viel Angst vor ein bisschen harmlosem Gerede. Ich versichere dir, Lady Augusta ist höchst respektabel.“
Phillip starrte sie erbittert und ärgerlich an. Prudence starrte ebenso zurück.
„Seid gegrüßt, liebe Streithähne“, bemerkte eine belustigte Stimme neben Prudence. „Ihr Champagner, Miss Merridew.“ Lord Carradice reichte ihr ein schlankes, hohes Glas, blickte von ihr zu Phillip und wieder zu ihr und hob fragend die Augenbrauen. „Wollen Sie uns nicht miteinander bekannt machen, Miss Merridew?“
„Lord Carradice, Mr. Otterbury“, sagte Prudence kühn.
Lord Carradice zuckte gespielt überrascht zusammen, fasste Phillips Hand und schüttelte sie heftig. „Lassen Sie mich der Erste sein, der Ihnen zu Ihrem knappen Entkommen gratuliert, Mr. Ottershanks.“
Prudence verschluckte sich fast. Phillips Entkommen? Vor ihr? Aber sie hatte ihm doch noch gar nichts von der aufgelösten Verlobung gesagt! Sie traute ihm kein bisschen. Mit ihren Blicken durchbohrte sie ihn.
Lord Carradice lächelte unschuldig.
Phillip verneigte sich steif. „Mein Name ist Otterbury. Ihr Diener, Lord Carradice. “ Er schaute zu Prudence, dann fügte er misstrauisch hinzu: „Vor was entkommen, wenn ich fragen darf?“
„Na, dem Tiger natürlich.“ Lord Carradice gönnte sich einen Schluck von seinem Champagner.
Phillip starrte ihn an. „Wie bitte?“
Prudence begriff plötzlich, wovon er sprach. Sie musste die Lippen zusammenpressen und bemühte sich um eine ausdruckslose Miene.
Lord Carradice runzelte die Stirn. „Oder war es ein Elefant? Das war es, ja - Sie wurden unter einem Elefanten zermalmt, der sich auf Sie gesetzt hat. Ich muss sagen, Sie haben sich ausgezeichnet davon erholt - man sieht kaum noch etwas. Höchstens Ihr Kopf ist noch ein wenig außer Form, aber niemand käme auf die Idee, dass es ein Elefant war, das können Sie mir glauben.“
Ein kleines Lachen entfuhr Prudence. Sie versuchte, es in ein Hüsteln zu verwandeln.
„Miss Merridew, Vorsicht mit den Bläschen im Champagner“, warnte Gideon sie fürsorglich.
Phillip versteifte sich weiter. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.“
„Mir wurde zu verstehen gegeben, dass Sie von einem Tiger gefressen oder von einem Elefanten zermalmt worden seien. Aber trotzdem stehen Sie hier.“ Gideon lächelte leutselig. „Ich nehme nicht an, dass Sie uns erzählen wollen, wie Sie entkommen sind?“ Er nahm
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