Ein koestliches Spiel
Hope.
„Wag es nicht, auch nur ein Wort von dir zu geben, du grässliche kleine Schlange!“, fuhr ihre liebevolle ältere Schwester sie an. „Wärst du nicht gewesen ...“
„Ja, und es tut mir ja auch leid, aber ich war verzweifelt, Prue. Ich möchte doch so gerne zu Bällen gehen und Gesellschaften. Ich möchte mit einem gut aussehenden Mann Walzer tanzen und mich wahnsinnig verlieben. Ich würde lieber sterben, als zurückzugehen und wieder bei Großvater zu leben. Phillips Zaudern hat alles für uns ruiniert. Ich gebe dir keine Schuld - ich hätte ihn mir an deiner Stelle auch geschnappt, wenn es die einzige Chance gewesen wäre, die ich vermutlich bekäme ..."
„Ich habe mir Phillip nicht geschnappt!“, unterbrach Prudence sie gekränkt. „Noch war er die einzige Chance, die ich bekommen konnte! Es war der romantischste Augenblick meines Lebens ...“
„Es war der einzige romantische Augenblick deines bisherigen Lebens“, unterbrach Hope sie, „und es ist mehr als vier Jahre her.“
„Ich verstehe immer noch nicht, wie Großonkel Oswald dem Duke of Dinstable als Erstes morgen früh einen Besuch abstatten kann, wenn er in Nordschottland lebt“, schaltete sich Charity ein, ohne dem schwesterlichen Schlagabtausch weiter Beachtung zu schenken.
Prudence und Hope, wieder an das drohende Desaster erinnert, vergaßen sogleich ihre Meinungsverschiedenheiten.
„Als er sagte, der Duke plane vielleicht eine romantische Überraschung, hat er auf die Zeitung geguckt“, bemerkte Prudence nachdenklich. „Vielleicht..." Die Schwestern fielen über die Zeitung her, teilten sie unter sich auf und begannen, hastig die Seiten zu überfliegen.
„Hier ist es!“, verkündete Charity nach wenigen Momenten. Mit hohler Stimme las sie vor:
Diese Metropole wird derzeit mit der seltenen Anwesenheit des D... of D... beehrt, der seine Einsiedelei im Norden verlassen hat und in die Stadt gekommen ist. Die Gerüchte besagen, dass der D... of D... eine Heirat in Betracht zieht...
Sie starrte Prudence bestürzt an und reichte ihr das Stück Zeitung.
„Der Duke of Dinstable ist in der Stadt? Er hat sich seit mehr als zehn Jahren hier nicht blicken lassen!“ Prudence blickte ungläubig auf das Papier und knautschte es langsam in ihrer Hand. „Wie furchtbar! Er war doch jahrelang glücklich und zufrieden in der Wildnis Schottlands! Warum ist er jetzt in die Stadt gekommen?“
Sie dachte eine kleine Weile nach und fügte dann mit einem Stöhnen hinzu: „Und was wird er wohl denken, wenn Großonkel Oswald kommt und ihn zu einer Hochzeit mit mir zwingen will?“
Sie schwiegen entsetzt.
„Was willst du tun, Prue?“
Prudence betrachtete das Problem von allen Seiten. „Egal, wie ich es drehe und wende, ich sehe keine Alternative.“
Charity nickte. „Ich weiß. Oje, oje! “ Tränen begannen über ihre zarten Wangen zu rinnen.
Hope begann ebenfalls zu schluchzen. „Jetzt wird er uns zu Großvater zurückschicken. Oh Prue, es tut mir so leid, dass ich etwas gesagt habe. Ich habe einfach nicht nachgedacht.“ Sie schniefte und tastete blindlings nach ihrem Taschentuch.
Prudence setzte sich aufrecht hin und betrachtete ihre Schwestern verwundert. „Was redet ihr da? Wir gehen nicht zurück nach Dereham Court.“
Charity blinzelte unter Tränen. „Aber wenn du Großonkel Oswald alles gestehst, wird er ...“
„Großonkel Oswald alles gestehen?“, rief Prudence. „Ich habe nicht die geringste Absicht, Großonkel Oswald irgendetwas zu gestehen.“
„Aber was sonst kannst du tun?“
„Ich werde mit dem Duke of Dinstable sprechen, natürlich. Es gibt keine andere Lösung.“
Nach einer erstaunten Pause fanden ihre Schwestern schließlich ihre Sprache wieder. „Aber wo ... wie willst du ihn treffen? Und wann? Großonkel Oswald hat vor, ihn morgen früh aufzusuchen!“
Prudence lächelte grimmig. „Nun, dann wird Prudence Merridew eben noch etwas früher vorsprechen müssen, nicht wahr?“ Charity war sichtlich entsetzt. „Zu einem Mann gehen? In sein Haus? Unangemeldet und ohne ihm vorgestellt worden zu sein? Prudence, das geht nicht.“
Prudence reckte die Schultern. „Warte es ab.“
3. Kapitel
Ein Mädchen, keine Jungfer, möcht ich wetten - ein freches Gör, mir aufgehalst wie die Ladung einem Schiff, um meine Seelenruhe zu zerstören.
Sophokles
„Miss Merridew, um Seine Gnaden, den Duke of Dinstable zu sprechen.“
Ein Butler betrachtete sie missbilligend von oben herab. Prudence richtete
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