Ein koestliches Spiel
erstaunte Pause entstand. Hope und Charity betrachteten sie verwundert aus tränenfeuchten, wunderschönen Augen.
„Der Duke of Dinstable?“, wiederholte Großonkel Oswald verblüfft. „Du bist mit dem Duke of Dinstable eine heimliche Verlobung eingegangen?“
„Ja.“ Prudence versuchte sich an einem strahlenden Lächeln, während sie sich verzweifelt den Kopf zerbrach, um sich an alles zu erinnern, was sie die beiden Damen über ihn hatte sagen hören.
„Der Kerl, den sie Einsiedler-Ned nennen?“
Sie nickte.
„Dinstable? Der, der Städte hasst? Der sich seit Jahren nicht in London hat blicken lassen? Der in einer gottverlassenen Gegend irgendwo in Schottland lebt?“
Wieder nickte Prudence. Sie begann, eine gewisse Zufriedenheit mit sich zu empfinden. Der Duke of Dinstable. Der Name war wie vom Himmel gesandt. Der Duke of Dinstable mochte ein merkwürdiger Kauz sein, aber es hieß, er sei enorm reich. Und wenn er nie nach London kam, konnte Großonkel Oswald ihn nicht bitten, eine geheime Verlobung zu erklären. Natürlich konnte er ihm immer noch schreiben, aber Briefe benötigten lange und vielleicht würde der zurückgezogen lebende Duke gar nicht antworten. Es war ein Aufschub, wenn auch nur vorübergehend.
„Der Duke of Dinstable?“, wiederholte Großonkel Oswald und schüttelte verwundert den Kopf.
Prudence, des Nickens müde, neigte den Kopf.
„Wie hast du ihn kennengelernt, diesen Dinstable, wenn er nie nach London kommt? Man stelle sich nur vor, London nicht zu mögen!“
„Er kommt vielleicht nicht nach London, aber es gibt keinen Grund, warum er nicht nach Norfolk reisen sollte“, sagte sie, sorgsam darauf bedacht, ihre Sünden nicht noch zu verschlimmern, indem sie mehr Lügen erzählte.
Ihr Großonkel runzelte die Stirn. „Wie alt warst du denn, als du dich auf diese ungehörige Verbindung eingelassen hast?“
„Beinahe siebzehn“, sagte Prudence. Das war auch keine Lüge, jedenfalls nicht direkt. Nicht, dass sie je den Duke of Dinstable getroffen hätte, aber sie hatte sich mit sechzehn verlobt - mit Phillip Otterbury, den sie ihr ganzes Leben lang kannte. Phillip, der sie zur Verschwiegenheit verpflichtet hatte, nach Indien gegangen war und versprochen hatte, als unvorstellbar reicher Nabob zurückzukehren.
„Du warst erst sechzehn?“ Großonkel Oswald ging beinahe vor Empörung in die Luft. „Und du hast mehr als vier Jahre da-rauf gewartet, dass dieser verflixte Duke sich festlegt und dich heiratet?“
Prudence nickte. War es wirklich schon so lange?
„Kein Wunder, dass deine Schwestern an den Zügeln zerren. Kann ihnen keinen Vorwurf daraus machen, jetzt, wo ich darüber nachdenke. Verteufelt nachlässige Einstellung meiner Großnichte gegenüber. Vier Jahre! Warum, zum Teufel, hast du mir nichts davon gesagt?“
Prudence antwortete nicht. Sie konnte ihm kaum in die Augen sehen, er war so freundlich und großzügig gewesen. Aber sobald sie sicher wären, würde sie ihm alles gestehen. Und sie schwor sich, es wiedergutzumachen.
„Dinstable, ja?“ Großonkel Oswald ging zum Kamin und legte die Stirn in nachdenkliche Falten. „Dukes, selbst wenn sie wie Einsiedler leben, machen blutjungen Dingern von sechzehn Jahren nicht so mir nichts, dir nichts einen Heiratsantrag. Du hast ihn doch nichts mit dir machen lassen, oder? Etwas, das du ihn nicht hättest tun lassen sollen.“ Er musterte sie scharf. „Du weißt, was ich meine.“
Prudence wurde rot. „Er hat mich nicht angefasst.“
„Hm. Und es war vor vier Jahren.“ Während er überlegte, bildete sich eine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen. „Und warum diese Heimlichtuerei? Es ist ja schließlich nicht so, als wäre er der jüngere Sohn eines Bauern.“
Prudence errötete wieder. Das war eine peinlich treffende Beschreibung von Phillip. „Großvater hat keine Besucher geduldet und erst recht keine Verehrer.“
Großonkel Oswald schnaubte. „Theodore war schon immer kurzsichtig, was geschäftliche Dinge angeht. Ich nehme an, dieser Duke hat nichts niedergeschrieben, oder?“
Prudence schüttelte den Kopf. „Großvater hat uns keine Korrespondenz erlaubt.“
„Hast du noch nicht einmal heimliche Briefe? Das weibliche Wesen ist mir noch nicht untergekommen, das in Herzenssachen keinen verbotenen Briefwechsel zustande gebracht hätte.“
Die Röte in ihren Wangen vertiefte sich, und sie blickte zum Feuer.
„Ach, du hast sie verbrannt, was? Schade. Briefe hätten die Sache vielleicht
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