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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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lassen?“
    „Ich könnte es abstreiten, denke ich, aber ich bezweifle, dass Sie mir glauben würden.“ Er seufzte betrübt.
    „Eine Schande! Besonders für einen Mann Ihres Standes. Sie hätten wissen müssen, dass das Mädchen viel zu jung war, ohne Wissen ihres Vormundes ein solches Versprechen zu geben.“ Gideon schaute zu Prudence und zuckte die Achseln. „Sie sieht mir nicht zu jung aus.“
    „Verdammt, Mann - sechzehn ist viel zu jung!“
    Gideon blickte Prudence entsetzt an. „Du kannst doch unmöglich sechzehn sein! Das glaube ich nicht. Du siehst wesentlich ... äh ... reifer..." Sein Blick wanderte tiefer und blieb an dem sichtbaren Zeichen ihrer Reife hängen.
    „Kommen Sie mir nicht mit Ausflüchten, Mann! Es ist inzwischen viereinhalb Jahre her, wie Sie genau wissen! “
    „Viereinhalb Jahre her?“, wiederholte Gideon verständnislos. Prudence, der sein Zögern nicht entgangen war, sprang in die Bresche. „Als wir uns verlobt haben, natürlich. Du musst doch gewusst haben, dass ich damals sechzehn war.“
    „Muss ich das?“ Er grinste. „Wieso?“
    „Wir haben damals darüber gesprochen“, erwiderte sie mit Haltung. „Du hast es vergessen.“
    „Ah ja. Ich muss damals mit meinen Gedanken bei anderen Dingen gewesen sein! “, räumte er ein und fügte leise hinzu: „Das heißt, dass du jetzt - lass mich mal rechnen, sechzehn plus viereinhalb - älter als zwanzig sein müsstest. Schon so alt! Kein Wunder, dass Großonkel Oswald dich an den Mann bringen will. Beinahe schon sitzen geblieben, könnte man sagen.“
    Sie betrachtete ihn aus schmalen Augen und ballte an den Seiten die Hände zu Fäusten, als juckte es sie in den Fingern, ihm eine Ohrfeige zu geben. Sie ist einfach entzückend, dachte Gideon, der die ganze Situation nach Kräften genoss.
    „Aber Sie sind ein Duke!“, donnerte Großonkel Oswald. „Warum vier Jahre warten, wenn Sie das Mädchen heiraten wollten?“
    „Ja genau, warum eigentlich?“ Gideon goss sich einen weiteren Cognac ein. „Möchten Sie auch ein Glas, Sir Oswald?“
    „Sie vergiften Ihre Innereien mit Cognac? Zu dieser frühen Stunde? Das ist ja beschämend!“ Großonkel Oswalds Gesicht färbte sich dunkelrot.
    „Ach, ich vergaß. Ich bin von Miss Merridew gewarnt worden. Dann bekommen Sie Tee“, lenkte Gideon ein und deutete mit der Hand zum Tablett. „Oder soll ich nach einer frischen Kanne läuten?“
    Mit sichtlicher Anstrengung meisterte Großonkel Oswald seine Empörung und mäßigte seinen Ton. „Nein danke, nichts zu trinken. Was ich zu begreifen versuche“, fuhr er fort, „ist der Grund für die ganze Geheimniskrämerei und das Herumgeschleiche?“ Gideon hob die Augenbrauen. „Bin ich herumgeschlichen?“, fragte er Prudence furchtsam. „Wie überaus eigentümlich.“ Obwohl sie die Lippen ungehalten zusammenpresste, verriet sie das Grübchen in ihrer Wange. Sie war bezaubernd, wie sie so zwischen Belustigung und Empörung hin- und hergerissen war.
    Großonkel Oswald gab nicht so leicht auf. „Sie wissen, was ich meine, zum Teufel! Wenn Sie das Mädchen wollten, hätten Sie doch wissen müssen, dass Ihre Werbung gern gesehen wäre - verflixt, Sie sind schließlich ein Duke, auch wenn Sie sich wie eine Vogelscheuche kleiden.“
    Gideon wirkte getroffen. „Eine Vogelscheuche?“ Er schaute an sich herab auf seine zerknitterte Kleidung und seufzte betrübt. „Ich schleiche herum, und ich kleide mich wie eine Vogelscheuche. Bist du dir sicher, dass du immer noch mit mir verlobt sein willst, meine Liebe?“
    „Nein! Nicht im Geringsten“, erklärte Prudence verärgert. Das Gespräch entwickelte sich nicht so, wie sie es sich erhofft hatte. Sie hätte die Führung schon viel früher an sich reißen sollen, nur schien ihr Gehirn nach dem Kuss einen Moment lang einfach nicht richtig funktionieren zu wollen. Mehrere Momente lang, um genau zu sein. Statt sich auf die Sache hier zu konzentrieren, glitten ihre Gedanken immer wieder zu dem skandalösen Vorfall zurück, durchlebten ihn immer wieder. Ihre Lippen schienen noch davon zu prickeln.
    Jetzt hatte sie sich wieder gefangen, aber in der Zwischenzeit war ihr die Lage entglitten. Wenn nur dieser verflixte Duke mit seinem Unsinn aufhören würde und sie die Rolle spielen ließe, die sie die halbe Nacht lang einstudiert hatte, wäre alles schon längst geklärt. Stattdessen schien er sich prächtig zu amüsieren.
    „Genug mit diesem Geplänkel!“, verlangte Großonkel Oswald. „Ich will

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