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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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ungeplant war und die erste, an der sie sich jemals versucht hatte. Sie beendete auf jeden Fall das alberne Gespräch über ihre Verlobung mit Lord Carradice. Das einzige Problem war, dass sie ihren bevorstehenden Zusammenbruch vielleicht Großonkel Oswald hätte andeuten sollen - mit einem Seufzer oder einem leisen Keuchen weiblicher Bedrängnis. Ältere Herren mochten es offensichtlich gar nicht, wenn unerwartet Frauen ohnmächtig gegen sie sanken.
    Großonkel Oswald wankte rückwärts und keuchte unter ihrem Gewicht. Er schien in ernsthafter Gefahr zu schweben, sie zu Boden fallen zu lassen. Es war vielleicht eine Fehlentscheidung von ihr gewesen, in seine Richtung zu fallen, statt anmutig auf Kleopatras Barke in Ohnmacht zu sinken. Sie brauchte alle Selbstbeherrschung, die sie aufbringen konnte, um weiter die Ohnmächtige zu spielen, während sie sich zu Boden gleiten fühlte.
    Und dann, mit erschreckender Plötzlichkeit, wurde sie vor dem Verhängnis gerettet durch ein Paar muskulöser Arme. Sie konnte sich gerade noch einen Aufschrei verkneifen, als sie hochgehoben und an eine breite Männerbrust gedrückt wurde.
    Es war nicht Großonkel Oswalds Brust. Und es war auch nicht die des Dukes. Prudence hoffte stark, es wäre der Butler Bartlett, der sie so scheinbar mühelos hielt. Doch Bartletts Figur hatte eigentlich gut gepolstert ausgesehen. Sie schnupperte argwöhnisch. Es roch nicht verräterisch nach Moder wie der Butler. Da war - sie schnupperte wieder, nur um ganz sicher zu sein - der schwache Duft von Cognac und Tabak, herber Seife und der Wäschestärke seines Hemdes und am anziehendsten von allem der Geruch von ... Es fiel ihr schwer, ihn wiederzuerkennen, aber es roch sehr gut. Konnte es der Duft... eines Frauenhelden sein?
    Widerstrebend erlaubte Prudence ihrem Verstand, zu erkennen, was ihr Körper sogleich gewusst hatte. Es war Lord Carradice, der sie hielt, an dessen Brust sie ruhte. Es war eine sehr breite und Trost spendende Brust, das musste sie einräumen. Sie verspürte den überwältigenden Drang, sich für immer an sie zu kuscheln, aber einmal abgesehen von der Tatsache, dass sie etwas so Schockierendes besser nicht fühlen sollte, wusste sie, dass in dieser Brust ein Herz schlug, das vollkommen ohne anständige Gefühle war.
    Großonkel Oswald hatte ihn einen berühmten - nein, einen berüchtigten - Schürzenjäger genannt, einen Schuft und einen liederlichen Schurken. Und er hatte es nicht abgestritten. Beinahe schien er stolz darauf zu sein, so einen schlimmen Ruf zu haben. Alles schien zu passen.
    Und Prudence hatte mit eigenen Augen gesehen, dass er nichts ernst nahm. Offenbar störte ihn ihre Forschheit wenig. Stattdessen hatte er sie beide gedankenlos weiter in Lügen verstrickt, ihre ursprüngliche Lüge fröhlich ausschmückend und immer weitere Komplikationen schaffend, ohne einen Gedanken an die Folgen.
    Sie suchte keine Entschuldigung für ihr Verhalten, aber sie war von Verzweiflung getrieben gewesen. Er dagegen schien mitzumachen aus ... aus Spaß! Er hatte sogar auf zutiefst schockierende Art und Weise Kapital aus ihrem Täuschungsmanöver gezogen, indem er es als Vorwand genutzt hatte, um ihr einen Kuss zu stehlen. Weiterhin hatte der Kuss sie nicht nur völlig überrascht, sondern auch ihr Gefühl für damenhaftes Verhalten unterwandert.
    Sie konnte sich nicht ganz von dem Verdacht freisprechen, dass sie sich an ihn geschmiegt hatte - und noch dazu stürmisch. Und es war nicht abzustreiten, dass diese Erfahrung - wie erschreckend sie auch gewesen war - auch höchst angenehme Gefühle in ihr erzeugt hatte. Es waren mehrere Augenblicke verstrichen, nachdem er aufgehört hatte, sie zu küssen, ehe ihr eingefallen war, ihn wegzustoßen.
    Und diese dunklen, amüsiert funkelnden Augen verrieten ihr, dass er es wusste, jedes Mal, wenn er sie anschaute. Das war höchst unritterlich von ihm.
    Er schien wenig von Ritterlichkeit zu halten. Genau genommen, seinem Benehmen nach zu urteilen, schien er Trug und Täuschung geradezu zu genießen. Sie nahm an, das musste bei Frauenhelden so sein - wie sonst würden sie Frauenhelden werden? Anständige Damen wollten gewiss nicht verführt werden; es musste also eine Form von Täuschung oder Trick dabei sein. Oder?
    Sie seufzte, spürte die beruhigende Kraft der Arme, die sie hielten. Mit einem Mal konnte Prudence fast verstehen, warum eine sonst tugendhafte Dame es sich wünschen könnte, verführt zu werden.
    Sie wartete, dass er sie auf das

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