Ein koestliches Spiel
hatte.
Prudence versuchte, den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern, indem sie sich in die Polster des Sofas drückte. Sie war ganz außer Atem. Seine Augen lächelten wissend, als könnte er ihre geheimsten Gedanken und Wünsche lesen. Als wüsste er, dass sie ihren Prinzipien widersprachen. Sie senkte den Blick, um ihm nicht länger in die Augen zu sehen, auf seinen Mund. Es ist ein sehr netter Mund, dachte sie atemlos. Fein geschnitten und - wie es schien - zum Lachen geschaffen. Und zum Küssen. Sie schaute wieder in seine Augen und bekam es mit der Angst zu tun.
„Gehen Sie weg!“ Sie versuchte, sich unter ihm hervorzuwinden, und drückte mit den Händen gegen seine breite, warme Brust. „Lassen Sie mich aufstehen.“
„Es ist völlig sinnlos, wenn Sie mich so ansehen“, erklärte er leise. „Es ist viel zu spät für einen Fluchtversuch.“ Und mit diesen Worten senkte er seinen Mund auf ihren.
5. Kapitel
Nichts ist verlockender, als Verwirrung hinterlassend vom Sofa aufzustehen.
William Congreve
Es war nicht wie der erste Kuss, den er ihr gegeben hatte - dieser flüchtige, in Überraschung gestohlene Kuss, der jeden vernünftigen Gedanken aus ihrem Kopf gefegt hatte und von dem ihre Lippen noch viele Minuten später geprickelt hatten.
Dies hier war wesentlich mehr ... mehr ...
Einfach mehr.
Sie war schon zuvor geküsst worden, ja, aber nicht so ... nicht mit dem ganzen Mund. Seine Lippen waren fest und sicher und vermochten ihr mühelos jeden Willen zu rauben. Herrschaft durch Lust. Seine Zunge war wie warmer Samt, streichelte, suchte.
Sie konnte ihn schmecken! Sie schmeckte den Cognac, den er vorhin getrunken hatte. Aber darunter war heißer, dunkler, unwiderstehlicher ... Zauber.
Mit jedem Streicheln schrumpfte Prudences Standhaftigkeit etwas weiter. Ohne es zu wollen, drängte sich ihr Körper gegen ihn. Ihre Finger glitten in sein Haar.
Sie sollte dem hier ein Ende bereiten ... aber was auch immer er da mit ihr anstellte, es schien sie jedes zusammenhängenden Gedankens zu berauben ... und aller Entschlossenheit. Es war wie Hexerei ... Es war doch gewiss sündig. Es war ... Prudence konnte einfach nicht klar denken. Sie konnte sich nur an ihm festhalten, hilflos ... in Bann geschlagen ... während in ihrem Inneren ein wahrer Gefühlssturm entfesselt wurde.
Seine Zunge bewegte er in einem langsamen, unwiderstehlichen Rhythmus. Eine fiebrige Woge der Lust erfasste sie. Nie hatte sie sich so gefühlt, ihr Mund und Körper von einem anderen besessen, genährt von Hitze und Magie.
Plötzlich erkannte Prudence, dass er aufgehört hatte, sie zu küssen. Sie rang darum, wieder Herrschaft über ihren Verstand zu erlangen, aber sie konnte nur blinzeln und auf seinen Mund starren, so nahe an ihrem, und sich über den Aufruhr in ihrem Inneren wundem, den er damit ausgelöst hatte ... immer noch auslöste. Wer würde glauben, was ein einfaches Paar Lippen bewirken konnte? Und eine Zunge, natürlich. Wieder spürte sie Hitze in sich aufwallen und errötete.
Sie rang um Atem und um Fassung, sich seiner überwältigenden Nähe und seines auf ihr ruhenden Blickes allzu bewusst. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Sie konnte auch nicht woanders hinsehen, nur auf seine verrutschte Krawatte. Und sie konnte natürlich nicht verhindern, dass sie seinen Mund sah.
Bisher hatte sie nicht gewusst, dass der Mund eines Mannes so maskulin und gleichzeitig so schön sein konnte. Sie dachte daran, was dieser Mund mit ihr angestellt hatte und schloss kurz die Augen. Sein Geruch neckte ihre Sinne; wäre sie je in der Lage, ihn nach dem hier zu vergessen? Der schwache Geruch von Cognac, Rasierwasser, Mann und Verlangen.
Er hielt sie mit seinem Körper praktisch gefangen. Und jede Stelle, an der sie sich berührten, brannte wie ein heißes Eisen. Seine rechte Hüfte drückte sich hart gegen ihren weichen Schenkel. Mit seinen starken Armen stützte er sich rechts und links von ihr ab, eine sehnige Hand an ihrer Schulter, die andere so dicht an ihrer rechten Wange, dass sie ihre Wärme spürte; wenn sie ihren Kopf nur ein kleines bisschen drehte, würde ihr Gesicht auf seiner Hand liegen. Er beugte sich über sie, seine Brust nur wenige Zoll von ihrer entfernt, und atmete schwer, abgehackt, als hätte er ein Rennen hinter sich. Und jedes Mal, wenn er einatmete, streifte seine Weste ganz leicht ihren Busen. Jede noch so schwache, federleichte Berührung spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers.
Prudence hielt
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