Ein koestliches Spiel
den Atem an und schloss die Augen. Sie hatte nicht den Wunsch, zu entkommen. Sie sollte es, aber sie fühlte sich so köstlich träge ... zur gleichen Zeit war ihr heiß, sie war erregt und angespannt.
Schließlich öffnete sie die Augen wieder und zwang sich, ihm ins Gesicht zu schauen. Sie musste sehen, wissen, was er dachte. Er blickte sie an, und diesmal war kein bisschen Belustigung in seinen dunklen Augen zu erkennen. Er schien beinahe ... erschüt-tert. Eine steile Falte stand auf seiner Stirn. Sein Blick durchbohrte sie, forschend, leicht verwirrt, als wäre sie ein Rätsel, das er nicht verstand.
„Wer, zum Teufel, bist du, Miss Prudence Merridew?“, murmelte er.
Wie ein Guss eiskalten Wassers, der über ihrer überhitzten Haut ausgeleert wurde, brachte seine Frage sie wieder zur Vernunft. Sie konzentrierte sich. „Es tut mir sehr leid, Lord Carradice. Ich wollte Ihnen keine Schwierigkeiten bereiten“, erklärte sie mit bebender Stimme, plötzlich den Tränen gefährlich nahe. „Ich habe gelogen, um meinen wahren Verlobten zu schützen. Er ist ein jüngerer Sohn mit bescheidenen Aussichten und auf das Wohlwollen meines Großonkels angewiesen.“
„Das habe ich nicht gemeint.“ Seine Stimme war tief und vibrierte durch ihren Körper.
Plötzlich war sie atemlos und musste tief Luft holen. Von den widerstreitenden Gefühlen in ihr ganz durcheinander, rang sie verzweifelt um wenigstens ein bisschen Fassung, schluckte, denn ihr Mund war unerklärlich trocken, und leckte sich die Lippen. Was ein Fehler war, wie sie sogleich erkannte, denn sein Blick wurde hitziger, und sein schöner, spöttischer Mund verzog sich in einem unbekannten Gefühl, und ehe sie ein Wort sagen konnte, wurde sie erneut geküsst.
Prudence merkte, wie sich ihr Körper seinem entgegendrängte, ihr Mund öffnete sich unwillkürlich einen Spaltbreit, in Erwartung seiner würzigen Hitze, während der dunkle Strudel aus Empfindungen sie erneut erfasste. Das kühle Material seiner Weste und das Metall der Knöpfe presste sich gegen den dünnen Stoff über ihrem Busen. Die Wärme und die Kraft seines Körpers drangen durch ihre Kleider, und sie erschauerte erneut.
Plötzlich lag seine Hand auf ihrer Brust, streichelte und liebkoste sie, weckte die köstlichsten Gefühle in ihr. Sie erzitterte und seufzte, und er stöhnte.
Das Stöhnen schaffte es.
In Prudences Ohren klang es wie das Schnurren einer zufriedenen Katze. Einer extrem selbstzufriedenen Katze. Tief, leise und verführerisch und ... unanständig.
Es brachte sie jäh zu Sinnen. Entsetzt erkannte sie, was sie hier tat: Im Hause eines fremden Mannes - eines fremden Dukes! - lag sie in lässiger Pose auf einem dekadenten ägyptischen Sofa und gestattete einem Mann, den sie gerade erst kennengelernt hatte, intimste und schockierende Freiheiten. Mehr noch, einem Mann, bei dem sie mit eigenen Augen gesehen hatte, dass er sich nicht um die üblichen Regeln des Anstands und guten Benehmens scherte. Und sie hatte ihm gesagt, dass sie verlobt war.
Gütiger Himmel, was hatte sie ihm erlaubt? Sie kannte ihn noch nicht einmal, und was sie von ihm wusste, hätte genug sein müssen, um sie vor ihm zu warnen und ihn auf Abstand zu halten. Er hatte sie in die Irre geführt, in Bezug auf seine wahre Identität getäuscht und sich über ihren Großonkel lustig gemacht. Er war achtlos gekleidet und sah unordentlich und zerknittert aus. Sein Kinn kratzte von seinen Bartstoppeln.
Prudence versuchte, nicht daran zu denken, wie herrlich rau sich diese Stoppeln auf ihrer Haut angefühlt hatten.
Er hatte sich die ganze Nacht irgendwelchen Ausschweifungen hingegeben. Er trank schon zum Frühstück Cognac. Der scharfe, heiße Geschmack seines Cognacs war nun auch in ihrem Mund. Ihr wurde ganz warm bei dem Gedanken daran. Er war ein stadtbekannter Schürzenjäger ... und Prudence Merridew hatte ihm innerhalb weniger Minuten, nachdem sie seine Bekanntschaft gemacht hatte, unvorstellbare Intimitäten eingeräumt.
Sogar jetzt noch streichelte er mit seiner Hand ihren Schenkel, die andere lag auf ihrer Brust, drückte und rieb ... Und am allerschlimmsten war ... am schlimmsten war nicht, dass sie es ihm erlaubt hatte - sondern, dass es ihr gefiel. Mehr noch als das.
Frauen sind nichts als schwache Geschöpfe, die kein Vertrauen verdienen, sklavisch ihren niederen Trieben ausgeliefert, klang ihr Großvaters Stimme im Ohr. Prudence erstarrte. Ihr halbes Leben lang hatte sie gegen ihren Großvater und
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