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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Gespräch. Aber keinen Cognac. „Entschuldigen Sie vielmals, Sir Oswald. Sollen wir noch einmal von vorne anfangen? Wer ist tot?“
    „Ihre Großtante natürlich!“
    „Meine Großtante?“
    „Ja, und es tat mir leid, davon zu hören. Mein Beileid, Carradice. Ich kannte sie nicht persönlich, aber ich bin sicher, es ist ein großer Verlust für Sie. Wann war die Beerdigung?“
    Gideon öffnete den Mund, um zu erklären, dass, soweit er wusste, Großtante Estelle derzeit im Ausland weilte und ihre Verwandtschaft damit schockierte, ohne Anstandsdame in Begleitung eines italienischen Grafen zu reisen.
    Doch da drängte sich plötzlich ein atemloses weibliches Wesen zwischen ihn und Großonkel Oswald: Miss Prudence Merridew, mit geröteten Wangen, wunderschön und verdächtig schuldbewusst. Natürlich! In dem Moment, da eine Unterhaltung keinen Sinn ergab, war gewiss Miss Unbesonnen daran beteiligt. Langsam sollte er sich daran gewöhnt haben.
    Er lächelte sie an, legte sich ihre Hand in die Armbeuge und gab einem vorbeikommenden Diener das Zeichen, ihr etwas zu trinken zu bringen.
    Bei der Geste lächelte Sir Oswald wohlwollend. „Ach, Prudence, meine Liebe, ich frage Carradice hier gerade nach der Beerdigung. In Wales war es, nehme ich an, Carradice. Ich war noch nie auf einer walisischen Beerdigung.“
    Prudence beeilte sich zu sagen: „Es war eine sehr kleine, persönliche Feier, glaube ich, oder, Lord Carradice?“ Sie sandte ihm einen drängenden Blick.
    Gideon nickte. „Oh ja, Sir Oswald. Sie war so klein, dass man fast sagen könnte, sie habe gar nicht stattgefunden.“ Eine kleine Hand drückte seinen Arm, aber nicht aus Zuneigung, daher fügte er hinzu: „Und sehr persönlich. Wales, wissen Sie.“
    Großonkel Oswald nickte verständnisvoll. Die Hand entspannte sich.
    „Und welche Großtante war es? Einen Augenblick lang dachte ich, es sei Estelle. Hat mir einen schönen Schrecken eingejagt! Aber Prudence sagte, es sei eine andere Großtante. Ich wusste gar nicht, dass Sie Verwandte in Wales hatten.“
    „Sie lebte sehr zurückgezogen, glaube ich“, erklärte Prudence. „Oh, sehr zurückgezogen“, stimmte ihr Gideon zu. „Die Familie wusste kaum, dass es sie gab.“
    Der Diener kam mit dem Getränk, das Gideon bestellt hatte.
    Über Prudences Kopf hinweg bewegte Sir Oswald seine Augenbrauen auf und nieder, als wollte er ihm etwas von Mann zu Mann sagen. Gideon, der keine Ahnung hatte, was er sonst tun sollte, erwiderte das Brauenzucken.
    Sir Oswald starrte ihn an, seine buschigen Brauen hoben sich wieder, diesmal aber langsam. „Ach so, das war es? Nach Wales verfrachtet, was? Jetzt begreife ich, warum alles so still gehalten wurde. Ich verstehe, was Sie andeuten wollen, Carradice, und werde nichts mehr dazu sagen. Schließlich sind ja Damen anwesend. Sag, Prudence, meine Liebe, du willst dir doch wohl nicht wirklich deine Innereien mit diesem schrecklichen Zeug da vergiften, oder? Ich dachte, Sie lassen ihr Limonade kommen, Carradice!“ Missbilligend betrachtete er den Champagner, den Lord Carradice bestellt hatte, und nahm Prudence das Glas ab. „Ich habe etwas von meinem speziellen Rhabarbertonikum an Lady Ostwither schicken lassen - ich gehe und suche jemanden, der dir davon etwas holt. Es ist gut für das Blut, weißt du, Rhabarber eben.“ Damit entfernte er sich eilig.
    Prudence drehte sich zu Gideon um, die Stirn in Falten gelegt und die Lippen auf entzückende Weise gespitzt. Gideon sehnte sich danach, sie zu küssen. Er schaute sich rasch unauffällig im Saal um.
    „Was ist los?“, fragte Prudence ängstlich.
    „Ich habe nur nachgesehen, ob es jemandem auffallen würde, wenn ich Sie jetzt küsste.“
    Sie wich einen Schritt zurück. „Wagen Sie es ja nicht, so etwas zu tun! Sie haben gesagt, Sie würden aufhören, mich ständig aufzuziehen! Wir waren uns doch einig, dass wir Freunde sind.“
    Er sandte ihr einen gekränkten Blick. „Ich hatte an einen sehr freundschaftlichen Kuss gedacht.“
    „Sie wissen, was ich meine.“ Sie unternahm einen lobenswerten, wenn auch erfolglosen Versuch, ihren Mund zu einer gestrengen Linie zusammenzupressen.
    Gideon zuckte die Achseln und bemühte sich um eine schuldbewusste Miene. „Lieb gewordene Gewohnheiten legt man nicht so mir nichts, dir nichts ab.“
    Er musterte sie, und ein Lächeln spielte um seine Lippen. Sie war zu drei Vierteln kampfbereit, zu einem Viertel bezaubernd verlegen und im Ganzen vollkommen unwiderstehlich. Und dieses

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