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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Schwestern genauso ihre schlimme Jugend hinter sich lassen konnten.
    Sie beobachtete Charity so genau, dass sie es sofort sah, als der Duke of Dinstable den Raum betrat. Ihre Blicke mussten sich kurz getroffen haben, denn von einem Moment zum anderen verwandelte sich ihre Schwester von einem schüchternen jungen Mädchen auf ihrem ersten Ball zu einem Wesen, das von innen zu leuchten schien.
    Prudence blinzelte. So hatte sie ihre Schwester noch nie gesehen. Charity war strahlend schön.
    Sie schaute von Charity zum Duke und wieder zurück. Es war erstaunlich. Hope hatte doch recht behalten. Der Duke sah Charity fast genauso an wie sie ihn - als sei er verhext. Genauso gut hätte niemand außer ihnen im Saal sein können, so viel bemerkten die beiden von ihrer Umgebung.
    War das Liebe auf den ersten Blick? So war es mit ihrer Mutter und ihrem Vater gewesen. Ein Blick - und er hatte es gewusst, hatte Papa immer gesagt. Mama hatte dann immer gelacht und erklärt, sie habe wenigstens dreimal hinsehen müssen, ehe sie merkte, dass Papa der Richtige für sie war. Und dann hatte Papa gelacht und Mama geküsst und sie seine wunderschöne Blitzmerkerin genannt. Von wegen, hatte Mama stets gespielt gekränkt geantwortet - sie war einfach nur wählerisch. Und sie hatte ihm einen innigen Blick zugeworfen, den Papa erwidert hatte, dann hatten sie gelacht und sich wieder geküsst.
    Prudence seufzte. Obwohl sie damals noch ein Kind gewesen war, hatte sie nie diese eindringlichen, verzauberten Blicke vergessen. Die Blicke von zwei Menschen, die sich lieben.
    Und jetzt tauschten ihre schöne jüngere Schwester und ein schüchterner Duke genau solche sengenden Blicke. Prudence wurde die Kehle eng. Es war genau das, was sie sich für ihre Schwestern erträumt hatte: die Liebe, die Mama und Papa gekannt hatten, die Liebe, an die sich nur Prudence erinnern konnte. Die Liebe, die sich Prudence einmal für sich selbst erhofft hatte.
    Sie verfolgte, wie der Duke sich über die Hand ihrer Schwester beugte, sah das atemberaubende Lächeln, das sie ihm schenkte, und betete, dass ihre Verzauberung wirklich echt war. Und von Bestand.
    Prudence nahm einen Schluck von ihrem Ratafia. Sie hatte befürchtet, dass ihr sehnlicher Wunsch, sie sicher versorgt zu wissen, Charity dazu bewegen könnte, den erstbesten Mann zu nehmen, der um ihre Hand anhielt. Aber wenn man dem Anschein glauben durfte und der Duke ihr einen Heiratsantrag machte, dann würde es kein Opfer sein.
    Der Duke schien ein anständiger Mann zu sein - soweit sie das bei der kurzen Bekanntschaft sagen konnte. Ruhig, ein bisschen schüchtern, aber trotzdem mit der Würde und der Selbstsicherheit seines Standes, schaute er ihre sanftmütige Schwester mit einer Zärtlichkeit an, die Prudence an den Rand der Tränen brachte. Und ihre Schwester schaute ihn genauso an.
    Für diesen Ausdruck in Charitys Augen würde Prudence noch hundert Lügen mehr erzählen.
    Der Duke war sicherlich kein Frauenheld wie sein Cousin; genau genommen war in der Notiz in der Zeitung, die sie gelesen hatte, angedeutet worden, dass er nach London gekommen war, um sich eine Frau zu suchen. Prudence schloss die Augen und betete rasch. Als sie sie wieder aufschlug, führte er Charity gerade zur Terrasse, so fürsorglich und bemüht, als sei sie eine zarte Blüte, die man vor allem schützen musste.
    Nein, der Duke war kein Frauenheld wie sein Cousin Lord Carradice, dem Himmel sei Dank. Es war ihm völlig ernst.
    Warum also fühlte sie sich mit einem Mal so ... bedrückt?
    Der gerissene Saum fiel ihr wieder ein, und Prudence begab sich zu den Räumen, in die sich die Damen zurückziehen konnten. Sie nahm ein Päckchen Stecknadeln aus dem neuen Retikül, das Grace ihr gehäkelt hatte, und begann, den Schaden zu beheben.
    „Haben Sie sich Ihren Saum eingerissen, Miss Merridew? Soll ich ihn für Sie feststecken?“ Es war Mrs. Crowther, die Frau, die sie auf der Ostwither-Soiree getroffen hatte. Ohne auf Prudences Antwort zu warten, beugte sich Mrs. Crowther vor und nahm Prudence die Nadeln ab. Sie trug heute Abend wieder Rot, ein tief ausgeschnittenes Kleid aus Seide, das sich um sie bauschte, als sie sich hinkniete.
    Prudence hatte keine Wahl. Sie dankte Mrs. Crowther und stand still, während die ältere Frau den Saum geschickt wieder an die richtige Stelle steckte.
    „So, das müsste halten.“ Mrs. Crowther erhob sich. Ihr Kleid umfloss ihre schlanke Gestalt wie Flammenzungen.
    Neben ihr fühlte Prudence sich in

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