Ein koestliches Spiel
Grübchen, das immer dann hervorlugte, wenn sie versuchte, so prüde und puritanisch wie möglich auszusehen! Er machte einen kleinen Schritt nach vorne und schloss die Lücke zwischen ihnen. Sie gab keinen Zoll Boden preis und hob ihr Retikül, nicht hoch, nichts, was irgendwie die Aufmerksamkeit auf sie zöge, nur eine kleine Mahnung. Kleine Miss Unbesonnen, bereit, sich gegen den großen, bösen Wolf zu wehren.
Er seufzte betrübt. „Sie haben keinen Funken Abenteuerlust, oder, Miss Unbesonnen?“
„Nennen Sie mich nicht so! Und wagen Sie es bloß nicht, etwas Unanständiges zu tun! Und jetzt verraten Sie mir bitte, was Großonkel Oswald damit meinte, dass Ihre Großtante nach Wales verfrachtet wurde.“
Gideon zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Ich habe nie eine Großtante irgendwohin verfrachtet, und wenn ich es versuchte, würde ich etwas erleben. Meine Großtante Estelle hat Rückgrat und lässt sich nichts gefallen. Kann einem ganz schön Angst einjagen, die Frau. Niemand könnte sie irgendwohin verfrachten. Irgendjemand hat es mal versucht, glaube ich ... der arme Kerl wurde nie wieder gesehen.“
„Aber Großonkel Oswald sagte doch ..."
„Ausgezeichnete Sache, diese Augenbrauen. Man bewegt sie ein wenig geheimnisvoll, und schon ziehen die Leute alle möglichen Schlüsse. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was Ihr geschätzter Verwandter über meine nicht existierende Tante denkt, und es ist mir auch egal. Wichtig ist nur, dass er das Thema hat fallen lassen.“
„Ja, dem Himmel sei Dank. Denken Sie, die Augenbrauen von Damen können das auch?“, erkundigte sie sich.
„Nein, ihnen fehlt es an der notwendigen Dichtigkeit“, antwortete er im Brustton der Überzeugung.
„Dichtigkeit?“
„Ja, das ist der offizielle Fachausdruck. Nun, während der liebe Sir Oswald irgendein ekel... äh, köstliches Tonikum für Sie holt, scheint es mir angebracht, wenn Sie mir verraten würden, warum ich eine kürzlich verstorbene walisische Verwandte brauchte. Nicht, dass ich undankbar sein will, verstehen Sie. Ein überleg-tes, wenn auch ungewöhnliches Geschenk. Und ich möchte auch keine vulgäre Neugier zeigen, aber wenn schon verstorbene Verwandte von mir wie aus dem Hut gezaubert auftauchen ... “
„Oh, bitte, hören Sie doch auf! Es ist nicht nötig, es mir unter die Nase zu reiben. Ich weiß, dass es nicht richtig war, und ich wollte es Ihnen vorhin schon sagen, aber dann wurde ich abgelenkt. “
„Abgelenkt, ja?“ Sein Lächeln war eine Spur zu selbstzufrieden, fand sie.
„Von Ihrer Freundin in dem scharlachroten Kleid“, erklärte sie. „Die Sache ist die, Großonkel Oswald wollte die Verlobung in der Morning Post bekannt geben. Dass Sie in Trauer sind, war das Einzige, was mir auf die Schnelle eingefallen ist, um ihn davon abzuhalten. Es tut mir leid.“
Gideon blickte sie voller Bewunderung an. „Nein, das war richtig so. Ich bin also in Trauer?“
„Ja, aber Sie müssen nicht Schwarz tragen, weil ich gesagt habe, dass Ihre Großtante Schwarz wie auch die Beschränkungen der Trauerzeit verabscheute, daher hat sie in ihrem Testament bestimmt, dass alle weiter Farben tragen. Und zu Bällen gehen und tanzen und so weiter.“
„Das ,und so weiter“ erleichtert mich sehr“, versicherte ihr Gideon. „Was für ein einfallsreiches Mädchen Sie sind.“
Prudence wurde rot. „Ich nehme an, Sie halten mich jetzt für eine schreckliche Lügnerin, aber ... “
„Nein, gar nicht“, rief Gideon. „Ich dachte, ich hätte Sie erst vor Kurzem in dieser Hinsicht beruhigt. Einfallsreichtum ringt mir höchste Bewunderung ab.“
Prudence biss sich auf die Lippe.
„Aber Sie haben meinen Charakter in Misskredit gebracht, Miss Unbesonnen. Jetzt müssen Sie es wiedergutmachen.“ „Wiedergutmachen? Wie denn?“, fragte Prudence, argwöhnisch seine Miene eines gekränkten Unschuldslamms betrachtend. „Ihren Charakter in Misskredit gebracht? Ich dachte, das ginge gar nicht.“
Gideon nahm ihre Hand in seine. „Nicht möglich, meinen Charakter in Misskredit zu bringen! rief er sichtlich getroffen. „Wie können Sie das auch nur fragen? Erst stellen Sie mich als rückgratlosen Verehrer hin, der sich mit fremden Federn schmückt -was an und für sich schon schlimm genug ist, denn ich bin für meine Abneigung gegen Federn bekannt! Als Nächstes brechen Sie meinem Schneider das Herz, indem Sie seine Liebesbriefe ins Feuer werfen, und dann lassen Sie meine Verwandten sterben, wie es Ihnen
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