Ein koestliches Spiel
Kleid mit Händen glatt, die nicht ganz ruhig waren. „Nein, es reicht. Ich wollte einfach nur demonstrieren, dass ich nicht ganz so unschuldig bin, wie Sie zu glauben scheinen.“
Der verblüffte Ausdruck verschwand; jetzt musterte er sie aus schmalen Augen. „Wenn Sie denken, diese sogenannte Demonstration hätte mich davon überzeugt, dass Sie in irgendeiner Weise zu Theresa Crowther und ihresgleichen passen, irren Sie. Diese Küsse haben nichts bewiesen - nichts, außer Ihrer Unschuld.“
„Oh, Sie sind einfach unmöglich!“ Sie stampfte verärgert mit dem Fuß auf. Zwar wusste sie, dass sie den ersten Kuss vermasselt hatte, aber der zweite und der dritte hatten sie beinahe umgeworfen. Sie hatte alles, was sie wusste, hineingelegt. Und trotzdem hielt er sie für eine unwissende Miss, die beschützt werden musste.
Er lächelte wölfisch, schien ihre Gedanken zu lesen und kam näher. „Kein Grund, ärgerlich zu werden. Ich fand Ihre Küsse ganz wundervoll. Aber wenn Sie wirklich Ihr Können verbessern möchten, stelle ich mich gerne als Übungsobjekt zur Verfügung. Schließlich sind wir ja auch verlobt.“
Geschickt wich sie zur Seite aus, und als erst einmal ein paar Schritte zwischen ihnen lagen, drehte sie sich zu ihm um, die Hände in die Hüften gestemmt. „Es ist eine falsche Verlobung, wie Sie sich vielleicht erinnern wollen. Und das ist auch gut so, denn ein blinder Bettler könnte sehen, dass wir nicht zueinanderpassen, so wie wir streiten.“
„Ich würde es nicht notwendigerweise streiten nennen. Und selbst wenn Sie darauf bestehen, so ist Streit doch kein Zeichen für Unverträglichkeit. Es kann auch ein Zeichen für ... Leidenschaft sein.“
Prudence rümpfte die Nase und trat noch einen Schritt weiter zurück. „Meine Eltern haben nie ein böses Wort getauscht. Und Phillip und ich auch nicht.“
Er hob spöttisch eine Braue. „Von dem, was ich weiß, tauschen Sie und Otterboots überhaupt kein Wort. Das muss grässlich langweilig sein. Aber er scheint mir ohnehin kein sonderlich aufregender Bursche zu sein - und Sie sagen, er bringt noch nicht einmal einen anständigen Streit zustande?“
Er hatte recht, erkannte Prudence plötzlich. Sie konnte sich noch nicht einmal vorstellen, ein so anregendes Wortgefecht mit Phillip auszutragen. Und ihr Streit mit Lord Carradice fühlte sich ziemlich ... leidenschaftlich an. Und was den Kuss betraf, den sie begonnen hatte ... Ihr Selbstbewusstsein schwand. Niemals hätte sie sich Phillip so an den Hals geworfen! Was bewirkte, dass sie sich derart aufführte? Ihr verflixtes Temperament! Wie hatte sie sich von ihm nur so leicht provozieren lassen?
Er hatte diese Art und Weise, die ihr unter die Haut ging. Er versuchte noch nicht einmal, ihre Verteidigung zu durchbrechen; stattdessen schlüpfte er einfach darunter hindurch und verdrehte sie zu seinem eigenen Vorteil. Es war ... es war inakzeptabel. Mit keinem anderen hätte sie es geschehen lassen. Das einzige Mal, als Phillip ihre Verteidigung überwunden hatte, hatte er seine überlegene männliche Kraft eingesetzt. Lord Carradice wandte niemals körperliche Stärke an. Was er tat, war irgendwie raffinierter. Er weckte ihre niederen Triebe ...
Ihr kommen Zweifel, dachte Gideon, der sie genau musterte. Wegen Otterbury, hoffte er, nicht seinetwegen. Aber wenn sie seinetwegen waren, dann gab es nur einen Weg, sie zu vertreiben. Sie wegküssen. Unauffällig kam er näher, und ehe sie Zeit hatte, ihm zu entwischen, hielt er sie in den Armen und küsste sie. Gründlich.
Überrascht keuchte sie. Er konnte spüren, wie sie versuchte, nicht weich zu werden, doch sie verlor die Schlacht. Er küsste sie gerade lange genug, dass sie es selbst merkte.
„Sehen Sie“, sagte er leise, während er sie losließ. „Wenn das hier Streiten ist, dann müssen Sie selbst zugeben, dass es Spaß macht.“
„Ich werde nichts dergleichen zugeben“, entgegnete sie hochmütig und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgewühlt sie war. „Noch werde ich Phillip mit Ihnen diskutieren. Wie Sie es vorhin so freundlich rieten, werde ich in Zukunft vorsichtig sein, welchen Umgang ich pflege.“ Sie lächelte boshaft. Sie sprach nicht von Mrs. Crowther und ihren Freunden. Energisch zog sie sich ihre Handschuhe wieder über, als wären es Panzerhandschuhe. „So, nun muss ich aber zu meiner Schwester zurückkehren.“ Und ehe er sie aufhalten konnte, segelte sie aus dem Zimmer wie ein verärgerter kleiner Falke.
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