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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Mit bezaubernd gesträubten Federn.
    Gideon ließ sich noch Zeit, ehe er sich wieder zu den anderen Gästen gesellte. Er setzte sich hin und überlegte, was eigentlich eben geschehen war. Einerseits war es ein Szenario, mit dem er mehr als vertraut war: ein paar heimliche Zärtlichkeiten in einem abgeschiedenen Hinterzimmer. Andererseits ... Wie war es möglich, dass ein paar ungeschickte, von Zorn geleitete Küsse -so hatte sie wenigstens behauptet - ihn so tief treffen konnten?
    Aber sie hatten ihn vollkommen umgeworfen. Denn diese süßen Küsse hatten ihm zu einer Erkenntnis verholfen, die ihn bis ins Mark erschütterte.
    Er wollte keine falsche Verlobung. Er wollte Prudence wirklich. Als seine Geliebte. Aber nicht als Mätresse. Und es gab in seinen Augen nur eine Lösung für das ganze Durcheinander.
    Nach einer Weile stand er auf und verließ den Raum. Wie betäubt schritt er durch den überfüllten Ballsaal. Ihm schwindelte. Sein ganzer Lebensplan war auf den Kopf gestellt worden.
    Er verließ den Ball und trat nach draußen auf die dunklen Straßen. Schließlich fand er sich vor der Tür zum Stadthaus seines Cousins wieder, ohne dass er sich daran erinnern konnte, wie er hierhergelangt war. Er wäre leichte Beute für Straßenräuber oder Taschendiebe gewesen.
    Aber was bedeutete das schon, wenn das Fundament seiner Lebensanschauung plötzlich umgestülpt worden war?
    Als er am nächsten Abend mit seinem Cousin zusammensaß, brachte er das Gespräch ganz beiläufig auf das Thema. „Hast du irgendetwas infrage Kommendes gefunden, Edward?“
    Der Duke zuckte zusammen. Er hatte gedankenverloren ins Nichts gestarrt. „Etwas infrage Kommendes?“
    Gideon schaute seinem Cousin ins Gesicht. „Bei deiner Suche nach einer passenden Braut.“ Er runzelte die Stirn. „Wobei passend der springende Punkt ist. Es muss verdammt schwierig sein. Ich meine, denk doch nur an unsere Eltern. Sie haben ihre Ehen ganz unschuldig und mit den besten Vorsätzen begonnen, und sieh nur, wohin es geführt hat!“
    Edward lächelte wehmütig. „Ich weiß. Aber ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass wir keine andere Wahl haben, als zu tun, was sie getan haben: heiraten und es darauf ankommen lassen.“ Gideon richtete sich auf. „Was? Du meinst doch nicht ...?“
    „Ja, Gideon, ich habe meine passende Braut gefunden.“ Edward wirkte leicht verlegen.
    „Ausgezeichnet!“ Er stieß mit seinem Glas gegen das seines Cousins. „Wer ist das Mädchen? Jemand, den ich kenne?“
    Edward zögerte. „Wenn es dir nichts ausmacht, wäre es mir lieber, du wüsstest ihren Namen nicht, bis ich ihr die Frage gestellt und eine Antwort erhalten habe.“
    Auf Gideons Stirn erschienen Falten. „Du musst keine Angst haben, dass ich es ausplaudere. Verflucht, Cousin, du kennst mich doch besser, als so etwas anzunehmen!“
    „Aber natürlich. Du weißt doch, dass ich dir mein Leben anvertrauen würde. Es ist nicht das, es ist nur ... Es wäre, als ob man das Schicksal herausforderte; ich denke, so kann man es nennen.“
    „Gut, wenn du so abergläubisch bist, Edward, dann ist das deine Sache. Es ist ja nicht so, als ob es wahrscheinlich wäre, dass du eine Absage erhältst. Aber sag mir, kenne ich sie?“
    Sein Cousin überlegte. „Ja, du hast sie mehrmals getroffen.“ „Und sie ist genauso, wie du es wolltest und immer gesagt hast? Unscheinbar, ruhig und langwei... äh, sanftmütig? Eine, die nicht dazu geschaffen ist, unangenehme Gefühle zu wecken?“
    „Mit genau diesen Worten würde ich sie nicht beschreiben. Aber sie ist die Richtige für mich.“
    „Exzellent. Also ist sie nett und von unauffälligem Äußeren?“ Um Edwards Lippen zuckte es. „Dir ist ihre Schönheit jedenfalls nicht aufgefallen.“
    Eindeutig unscheinbar, entschied Gideon, denn er selbst war ein berüchtigter Kenner weiblicher Schönheit. Es war nur verständlich, dass Edward nicht auf ihrem mangelnden Aussehen herumreiten wollte. Schließlich hatte er vor, sie zu heiraten. Gideon schwenkte den Portwein in seinem Glas herum, betrachtete die Kerzenflamme durch die rubinrote Flüssigkeit hindurch und ging im Geiste die vielen unscheinbaren Mädchen unter den Debütantinnen dieser Saison durch. Es waren zu viele, um sich zu erinnern, welcher von ihnen sein ruhiger Cousin seine Aufmerksamkeiten in besonderem Maße gewidmet hatte. Genau genommen war es ein besonders langweiliger Haufen, entschied er. Es gab überhaupt nur eine Schönheit, die ihm in den Sinn kam - Miss

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