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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mantel kaufen. Und eine Mütze, gestrickt, Ski Heil in der Großstadt, das ist modern.
    Er ging zurück zur Hauptstraße, stellte sich wieder gegenüber der Kräuterbonbon- und Gebrannte-Mandel-Bude auf und hielt seine Hand hin.
    Er fror erbärmlich, wärmte sich ab und zu in einem Büroeingang auf und kaufte sich sogar – welch eine Investition – eine Tüte gebrannte Mandeln, ganz heiß, frisch aus der Röstpfanne. Aber um 6 Uhr abends hatte er seinen billigen Mantel verdient, kaufte ihn in einem Warenhaus, dazu die Strickmütze, und war jetzt ein Bürger wie jeder andere.
    In der Pension ›Kreuzeck‹ mietete er ein kleines Zimmer. Man fragte gar nicht nach seinem Namen, war völlig zufrieden, als er den Zimmerpreis auf den Tisch legte, und ließ ihn allein.
    Er setzte sich auf das Bett, starrte in die Dunkelheit und dachte nur eins: Wie kann ich Erika erklären, daß sie noch diese Woche Europa verlassen muß? Ich kann ihr doch nicht sagen, daß die Welt am 5. Januar untergeht. Das kann man doch keinem sagen …
    Er schlug die Hände vor das Gesicht und wußte keinen Weg. Er wußte nur eins: Die Zeitspanne, in der man sich noch retten konnte, wurde immer kürzer.
    Seit Stunden bemühte sich Prof. Mortonson darum, in Kontakt mit seinem sowjetischen Kollegen Sotow zu kommen. Aber Nowo Kjusnow schwieg immer noch, das heißt, bis über Moskau hinaus kam Mortonson nicht. Die Verbindung nach Sibirien kam nicht zustande.
    Immer und immer wieder hatte Mortonson nach Zwischenmessungen die Computer gefüttert: Der Komet Kohatek raste durch das Weltall und ließ ein Chaos hinter sich. Er mußte mit anderen Sternen in Berührung kommen und sie zerfetzen, denn immer wieder kam er aus einer zuvor berechneten Flugbahn heraus und degradierte den logisch weiterrechnenden Computer zu einem Idioten. Nichts stimmte mehr.
    »Wir müssen etwas tun!« sagte auch Herp Masters zu seiner Braut Lil Abbot. Sie lagen auf dem Bett, hatten sich geliebt, und wenn Lil gehofft hatte, Herp damit für längere Zeit auf andere Gedanken bringen zu können, erwies sich das schnell als eine Täuschung. Schon bei der ersten Zigarette nach dem Zusammensein stand das Gespenst des Kometen Kohatek wieder in ihrem kleinen, muffigen Zimmer.
    »Alles, was jetzt so geschieht, ist doch völlig sinnlos. Dieser ganze Weihnachtseinkaufsrummel zum Beispiel … wofür? Für zwölf Tage Leben nach Heiligabend? Lil … diese Ahnungslosigkeit der Menschheit macht mich verrückt …«
    Am nächsten Morgen kaufte Lil eine Perücke für Herp Masters … einen langmähnigen Haarschopf, unter dem er jetzt, zusammen mit seinem Stoppelbart und seiner schrecklichen Brille, wie ein Hippie bester Sorte aussah. Das machte ihn völlig anonym und verschaffte ihm sogar eine gewisse Narrenfreiheit.
    Nachdem er etwas gequält über sein neues Aussehen gelacht und seinem Spiegelbild den Vogel gezeigt hatte, wagte sich Herp an Lils Seite zum erstenmal wieder auf die Straße. Nur ganz kurz, zur Information, wie er sagte. Sie gingen in eine richtige Arbeiterkneipe, stellten sich an die Theke und tranken ein Bier. Herp Masters hatte es nicht schwer, seine Nachbarn am Tresen in ein Gespräch zu verwickeln.
    Was er hörte, war in seiner Einfalt so erschütternd, daß er wieder zu zittern begann. Auf seine Frage: »Mister, kennen Sie Kohatek?« bekam er eine Masse Antworten. Von: »Nee, den Whisky kenne ich nicht!« bis: »Soll ich mich auch noch um'n Waschpulver kümmern?« war alles drin, nur von einem Kometen, der der Erde entgegenraste, wußte keiner etwas. Als Herp das sagte, sah man ihn dumm an.
    »Na und?« fragte fast jeder. »Wenn sie jetzt auch noch anfangen, jeder Sternschnuppe 'nen Namen zu geben …! Ich hab andere Sorgen …«
    »Das ist ein Komet mit einem sechzig Millionen Kilometer langen Feuerschweif …«, schrie Herp. »Andere sagen sogar hundert Millionen …«
    »Na und?«
    »Wenn er mit der Erde zusammenstößt, Mann …«
    Das war dann immer der Augenblick, wo man Masters sinnend anstarrte, dann zu lächeln begann, ihm auf die Schulter klopfte und sagte: »Trink noch einen, Kumpel, dann haste 'nen ganzen Sternenhimmel im Kopf …«
    Dreimal mußten sie sogar die Wirtschaft verlassen, weil Herp mit seinem Weltuntergang lästig wurde und man ihm Schläge auf sein großes Maul androhte. Dann zog Lil den ›idiotischen Gammler‹, wie man ihm nachrief, von der Theke weg ins Freie.
    »Soviel Dämlichkeit!« schrie Herp draußen auf der Straße. »Mein Gott, diese

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