Ein Konkurrent zum Kuessen
Geschäftsvereinbarungen getroffen, als er es je für möglich gehalten hätte. Endlich nahm die Melbourner Geschäftswelt seinen ausgezeichneten Geschäftssinn wahr. Über das anstehende Berufungsverfahren seines Vaters wurde diskret geschwiegen.
Und das alles dank Ruby und der Scheinehe, die sie eingegangen waren. Und genau diese tolle Frau war der Grund, warum Jax seine Prioritäten überdachte. Da sein Unternehmen nun weltweit expandierte und die Zentrale in Melbourne lag, wäre es sinnvoll, seinen Wohnsitz zu verlegen. Sein Stellvertreter in Western Australia könnte leicht die Geschäftsführung dort übernehmen, sodass Jax sich auf Melbourne konzentrieren – und mit Ruby verheiratet bleiben könnte.
Er musste sich eingestehen, dass es ihm eigentlich allein darum ging. Es war an der Zeit, sich mit anderen Dingen als mit Geschäftlichem zu befassen. Zum Beispiel mit Rubys leichter Distanziertheit seit der Auktion, nach der sie einander kaum gesehen hatten. Jetzt, da diese unglaublich anstrengende und betriebsame Woche vorbei war, wollte Jax sich um seine Ehe kümmern. Und er war fest entschlossen, eine richtige Ehe daraus zu machen. Als Erstes würde er einen Schritt unternehmen, um auch seine Frau zu überzeugen.
Diesmal fuhr Ruby die Strecke nach Daylesford allein. Momentan wollte sie auf keinen Fall eine Stunde lang mit Jax zusammen auf engem Raum sein. Außerdem wäre er wahrscheinlich ohnehin nicht mitgekommen, wenn sie ihn gebeten hätte.
In der vergangenen Woche hatte er sich sehr rargemacht. Damit hatte Ruby gerechnet, als sie nach der Auktion seinen triumphierenden Gesichtsausdruck gesehen hatte. Natürlich hatte sie sich für ihn gefreut, aber gleichzeitig war sie auch tief traurig gewesen. Denn dieser Erfolg war der Anfang vom Ende ihrer Ehe.
Eher aus Höflichkeit hatte Ruby Jax per SMS von ihren Plänen fürs Wochenende berichtet. Er hatte seinem vollen Terminkalender in der letzten Woche nur wenige Momente für sie abgerungen. Da interessierte es ihn sicher nicht, wo sie die Tage nach dem Besuch bei ihrer Schwester verbringen würde.
Jax hatte nicht einmal zurückgeschrieben. Offenbar hatte er Besseres zu tun: Sich bei der Melbourner High Society lieb Kind machen, Geschäfte abschließen, Millionen anhäufen …
Auch Seaborn’s ging es immer besser. Mit ihrer Idee einer Vernunftehe hatte Ruby also richtig gelegen. Doch der geschäftliche Erfolg genügte ihr nicht mehr. Irgendwo zwischen Ehegelübde, dem erotischen Intermezzo in ihrer Werkstatt und der Auktion war Rubys Herz gebrochen. Dabei war Jax Maroney doch gar nicht ihr Typ! Vielleicht glaube ich das irgendwann, wenn ich es mir nur lange genug einrede, dachte sie ironisch.
Ruby bog in die Auffahrt von Tenang und sah diese Oase der Ruhe vor sich liegen, die sie selbst gerade auch sehr gut gebrauchen könnte. Erst sechs Wochen waren vergangen, seit sie mit Jax hier gewesen war – aber genug Zeit für das Unvorstellbare: Sie hatte sich in ihren Mann verliebt.
Noch immer dachte sie an Jax als ihren Ehemann, als wäre das etwas Wertvolles, das sie mit Stolz erfüllte. Doch vielleicht würde er schon bald ihr Ex-Mann sein.
Ruby parkte, meldete sich am Empfang an und ging in Richtung Fluss. Wie sie vermutet hatte, lag ihre Schwester dort auf einer Holzbank, mit baumelnden Füßen und einem riesigen Strohhut auf dem Kopf. Sie tat nichts, außer einfach die Frühlingssonne zu genießen.
Ihr Anblick machte Ruby glücklich, denn normalerweise konnte Sapphie keine zwei Sekunden lang still sitzen oder ausspannen. Während sie sich unterhielten, wuchs ihre Vorfreude darauf, dass ihre Schwester bald zu Seaborn’s zurückkam – auch weil sie selbst sich dann wieder ihrem eigentlichen Talent widmen könnte: dem Schmuckdesign.
Bis Dienstag musste Ruby noch letzte Hand an den Verlobungsring mit den rosa Diamanten anlegen. Laut Opal hatte der Kunde bereits die gesamte Summe bezahlt. Bei diesem Gedanken fiel ihr auf, dass Sapphie sie nicht ein einziges Mal nach den Finanzen des Unternehmens gefragt hatte. Das war völlig untypisch. Es wäre wirklich schön, Sapphie wieder bei Seaborn’s zu haben. Ich werde sie brauchen, wenn Jax Maroney aus meinem Leben verschwindet, dachte Ruby traurig.
Sapphie lüpfte ihren Hut. „Warum starrst du mich denn so an?“
„Weil ich am liebsten ein Foto von dir machen würde, um dich in Melbourne daran zu erinnern, dass du häufiger ausspannen solltest.“
Ihre Schwester setzte sich auf. „Das wird nicht
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