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Ein Kreuz in Sibirien

Ein Kreuz in Sibirien

Titel: Ein Kreuz in Sibirien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Loch.« Bataschew legte die gewaltigen Hände aneinander und blickte Rassim treuherzig an. » Abukow ist die Idee, ich bin der Motor. So wird das Theater etwas. Wie ist Ihre Meinung, Genosse Kommandant?«
    »Jederzeit steht für dich eine Sträflingspritsche zur Verfügung«, antwortete Rassim und lachte verhalten. »Möglichkeiten gibt es genug, dich wieder bei uns einzuquartieren.«
    »Eine Drohung, Genosse?«
    »Nur eine private Überlegung, Maxim Leontowitsch .« Rassim kämmte sich, indem er mit gespreizten Fingern durch seine Haare fuhr, stand dann auf, ging zum Fenster und blickte hinaus. Die Wagen mit den Kartoffelsäcken wurden jetzt entladen. Mirmuchsin hatte die Plane des ›Möbelwagens‹ hochgeschlagen und klappte gerade die Ladeklappe herunter. Rassim konnte deutlich den neuen Küchenschrank aus polierter Birke erkennen. »Das soll fürs Theater sein?« knurrte er.
    »Alles!« Bataschew trat neben ihn ans Fenster. »Ich opfere alles.«
    »Dieses Küchenmöbel …«
    »Ist für ›Kanal der Liebe‹.«
    Rassim warf einen Seitenblick auf Bataschew . »Kenne ich nicht.«
    »Ein berühmtes Stück von Schiller, sagt Abukow . Er hat es mir erklärt. Da gibt es eine Luise, deren Vater Musiker ist, und da kommt ein vornehmes Herrchen und schwängert sie. Vor allem Mustai s Stück ist das!«
    » Mustai ? Was hat Mustai mit Schiller zu tun?«
    »Die Hauptrolle spielt Limonade. Sagt das feine Hurenherrchen doch zu ihr: ›Du bist so blaß, Luise.‹, und dabei hat sie vergiftete Limonade getrunken. – Mustai hat sofort protestiert und will das Stück umgeschrieben haben. Geschäftsschädigung sei das für ihn.« Bataschew atmete tief auf. »Geeinigt haben wir uns: Luise trinkt jetzt vergifteten Kwaß. – Man hat so seine Sorgen am Theater. Kulturschaffen ist eine enorme Anstrengung.«
    »Man könnte die Möbel beschlagnahmen«, sagte Rassim nachdenklich, »denn wer beweist, daß die Möbel wirklich dir gehören? Ah! Ein grünes Plüschsofa! Es würde gut in mein Zimmer passen. Zum Mittagsschläfchen, du Teufelshalunke!«
    Bataschew war weit davon entfernt, sich darüber zu erregen. Rassims Reaktion war einkalkuliert. Er zog einen zerknitterten Briefbogen aus der Tasche, faltete ihn auseinander und hielt ihn Rassim hin: »Bitte zu lesen, Genosse Kommandant …«
    Ein Schreiben war's der angesehenen Witwe Grigorjewa , und sie bestätigte eindeutig, daß der Genosse Bataschew die Möbel bei ihr gekauft hatte, und zwar aus dem Nachlaß des leider so früh verunglückten Grigorjew . Sogar die Kaufsumme war verzeichnet.
    Rassim überflog das Schreiben, schlug es mit einem Fausthieb aus Bataschews Fingern und beobachtete weiter das Ausladen des Möbelwagens. Mit einem Ruck wandte er sich dann ab und stapfte ins Zimmer zurück.
    »Wann können wir wieder boxen?« fragte er plötzlich. Bataschew zuckte nun doch zusammen.
    »Sie, Kommandant, und ich?«
    »Wer sonst? Einsatz: Die Möbel!« Rassim lächelte hinterhältig. Er bemerkte Bataschews Unsicherheit, aber was er für Zögern hielt, war nur Bataschews Bedenken über den Ausgang des Treffens. Nach seinem Training an dem überschweren Sandsack gab es für Rassim kaum einen Vorteil. Doch es war zu erwarten, daß er eine zweite Niederlage nicht ohne Rache hinnehmen würde. Darunter würde alles leiden, vor allem das Theater. »Falls du kneifst, du Großmaul, vergesse ich das Schreiben dieser – wie heißt sie – dieser Grigorjewa und lasse die Möbel konfiszieren.« Rassim wippte siegessicher mit den Stiefelspitzen auf und ab. »Was sagst du dazu, Bataschew ?«
    Der Boxer seufzte und hob die Schultern. »Für die Kultur ist jedes Opfer gerechtfertigt. – Wann, Genosse Kommandant!«
    »Am Sonntag!«
    »Also in drei Tagen?«
    »Binde dir schon jetzt die Hose zu!« Rassim hob den rechten Arm und deutete einen durch die Luft pfeifenden Haken an. »Damals, du Halunke, hattest du Glück, sonst nichts! Eine Sekunde lang paßte ich nicht auf – das wird nicht mehr vorkommen. Es bleibt bei Sonntag? Hier im Zimmer?«
    »Ihre Entscheidung ist es, Rassul Sulejmanowitsch «, sagte Bataschew und seufzte ergeben. »Ich hätte mich nie danach gedrängt.«
    Ein gemütlicher Tag wurde es noch. Rassim ließ Tee und Gebäck kommen, sogar Wodka gab er für Bataschew aus und sah mit Freuden, wie Maxim Leontowitsch genußvoll soff. Kein Problem, dachte Rassim zufrieden. Alkohol schwächt die Kraft. Wenn man ihm jetzt noch ein Weib in die Kissen legt, so ein ausgehungertes Luder aus dem

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