Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
kurz mein Make-up ausbessern.« Fahrig wühlte sie in ihrer Handtasche herum. Was mussten ihre Finger auch so dämlich zittern? Schließlich stellte sie die Suche nach einem Lippenstift ein und öffnete seufzend ihre Puderdose.
Die hätte sie vor Schreck beinahe fallen lassen, als er ihr von oben zurief: »Alles okay da unten? Du bist ja so still wie ein Mäuschen.«
»Ähm, ich …« Sie stockte. Die Worte blieben ihr im
Hals stecken. Er sprühte sich seelenruhig Eau de Cologne auf die Wangen, während er über dem Handlauf der Treppe lehnte… mit splitterfasernacktem Oberkörper.
Seine Brust war mit dunklem Flaum bedeckt, und es kribbelte Shelley in den Fingern, das einladend weiche Vlies zu streicheln. Sie ertappte sich dabei, dass sie den flachen Waschbrettbauch über der goldfarbenen Gürtelschnalle fixierte. Dabei erinnerte sie sich spontan an seine geschmeidig glatte Haut, als sie ihn in der Bibliothek gestreichelt hatte. Ihre Beine waren plötzlich wie Gelee, trotzdem vermochte sie den Blick nicht von ihm zu reißen.
»Ich bin gleich bei dir«, meinte er. Grinsend verschwand er aus ihrem Blickfeld.
Vorsichtig klappte sie die Puderdose zu, sorgsam darauf bedacht, sie nur ja nicht fallen zu lassen, und steckte sie in die Tasche zurück. Als Nächstes kramte sie nach ihrer Haarbürste. Am besten, sie konzentrierte sich auf derart profane Dinge. Vielleicht konnte sie darüber verdrängen, wie sexy er aussah oder dass ihr Adrenalinspiegel sprunghaft angestiegen war.
»Verfluchter Mist.«
Der gedämpfte Fluch kam von oben. Shelley hörte schlurfende Schritte, einen weiteren Kraftausdruck.
»Was ist denn?«
»An meinem Hemd ist ein Knopf abgegangen, und ich habe kein sauberes mehr, das zu dem Jackett passt.«
»Hast du Nähzeug?«
»Na klar.«
»Bring es mit runter. Ich werde sehen, was sich machen lässt.«
Innerhalb von Sekunden kam er in halsbrecherischem Tempo nach unten gehechtet. »Was für ein unverschämtes Glück. Ich hab sogar blaues Nähgarn.« Er zog eine mit Garnen in diversen Farben bespannte Karte aus dem Etui. Eine dünne Nähnadel steckte in dem Pappkarton.
Sie nahm ihm die Nähutensilien ab, heilfroh, sich von seinem Astralkörper ablenken zu können. Er hatte die Hemdknöpfe offen gelassen, und bei näherem Hinsehen wirkte seine maskuline Brust fatalerweise noch erregender als von weitem. »Wo ist der Knopf?«
»Hier.« Er reichte ihr einen kleinen, weißen Knopf.
»Mmh … ähm … willst du das Hemd nicht – na ja – kurz ausziehen?«
»Kannst du den Knopf nicht auch so annähen?«
Sie schluckte. »Doch«, erwiderte sie großspurig und wünschte sich in Wahrheit auf eine einsame Insel, weit weg von ihm. Irgendwie schaffte sie es trotz ihrer zittrigen Finger, das hellblaue Garn in die Nadel zu fädeln.
»Sollen wir uns nicht besser hinsetzen?«, schlug er vor.
»Nein. Ist nicht nötig.«
Der Knopf war der dritte von oben und damit mitten auf seiner Brust. Unschlüssig nahm sie den fein gewebten Stoff zwischen zwei Finger, straffte ihn und zog mit der anderen Hand die Nadel durch.
Sie arbeitete so schnell, wie es eben ging, ohne dass der Faden sich verhedderte. Vermied dabei sorgsam jede Berührung seiner nackten Brust. Unweigerlich kitzelten sie einzelne Haare, oder ihre Hand streifte seine erhitzte Haut. Einen Herzschlag lang hielt er wohl die Luft an. Denn als er ausatmete, fühlte sie den warmen
Hauch auf Stirn und Wangen. Sie hätte schwören mögen, dass sie seinen aufgewühlten Herzschlag wahrnahm – vielleicht war es auch ihr eigener. Als sie den Faden verknotete, war sie mit den Nerven am Ende.
»Schere?«, fragte sie rau.
5
»Schere?«, wiederholte er ziemlich baff. Seine Pupillen bohrten sich in ihre, drangen bis zu den Tiefen ihrer Seele vor. »Keine Ahnung, wo so was sein könnte.« Er zuckte mit den Achseln.
»Ist nicht weiter tragisch.« Ohne nachzudenken und von dem Wunsch getragen, diese Mission endlich abzuschließen, beugte sie sich vor, nahm den Faden zwischen die Zähne und biss ihn durch. Sie realisierte, dass ihre Lippen dabei kaum Zentimeter über seiner Haut schwebten. Ihr Atem zauste sein raues Brusthaar.
»Shelley.« Er seufzte.
Seine Hände gruben sich zärtlich in ihr Haar. Und sie vermochte sich nicht dagegen zu sträuben. Doch, du musst, signalisierte ihr Verstand, zieh einfach den Kopf weg und steh auf! Aber ihr Körper wollte nicht gehorchen. Stattdessen verlor sie sich in der lockenden Versuchung des Augenblicks. Senkte ihr
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