Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
nicht nur brüskiert und meinen Moralkodex angezweifelt, der dem der Universität gewiss hundertprozentig entspricht, Sie haben auch Mrs. Robins beleidigt …«
»Grant …«
»… die sich absolut nichts vorzuwerfen hat.«
Sie hatte ihn unterbrechen wollen, aus Angst, dass er sich schützend vor sie stellen und damit den Rektor noch mehr aufbringen könnte. Aber nach Grants aufgebrachter Miene zu schließen, hätte er ohnehin jede Warnung in den Wind geschlagen.
»Danke für die Einladung und Ihre Gastfreundschaft«, sagte Grant eben und schob sie zur Tür. »Und richten Sie Mrs. Martin unseren Dank aus.«
Grant riss die Tür sperrangelweit auf, stapfte mit gestrafften Schultern hinaus und marschierte durch das Partygewühl mit ihr zum Eingang. Falls er die neugierig gereckten Köpfe bemerkte, so ließ er sich nichts anmerken. Shelley betete insgeheim, dass ihre knallroten Wangen nicht so auffällig wären und ihre puddingweichen Knie sie noch bis ins Freie trügen.
Sie hielt tapfer durch bis zum Wagen. Kaum dass Grant ihr die Beifahrertür geöffnet hatte, ließ sie sich völlig erledigt auf den Sitz fallen.
Beide schwiegen. Erst als Grant die Allee bis zur Hauptstraße hinuntergebraust war und den Sportwagen in den abendlichen Verkehr eingefädelt hatte, sagte er: »Ich sterbe vor Hunger. Worauf hast du Lust? Was hältst du von Pizza?«
Sie drehte den Kopf zu ihm, starrte ihn fassungslos an. »Pizza! Grant, der Rektor der Universität hat gerade damit gedroht, dich rauszuschmeißen.«
»Was er gar nicht kann, solange er nicht die Mehrheit des Direktoriums hinter sich hat. Trotz der negativen Publicity, die ich bekommen habe, und ungeachtet des Skandals, der mir anhaftet, ist ein Teil der Leute regelrecht euphorisch und wird mich unter allen Umständen weiterbeschäftigen wollen. Andere begreifen inzwischen, dass ich ein verdammt guter Dozent bin. Von wegen Vertragsauflösung!
Das Einzige, was mir verdammt an die Nieren geht, ist, was er sich dir gegenüber angemaßt hat. Dieses scheinheilige Arschloch. Wenn der könnte, würde er doch lieber heute als morgen ein ›Verhältnis‹ mit dir anfangen.«
»Grant!«, kreischte Shelley und warf aufgelöst die Hände vors Gesicht. Ihre erkennbare Bestürzung war ihm unverständlich. Nachdem sie schweigend – bis auf das eine oder andere gedämpfte Aufschluchzen von Shelley – die Strecke zu ihrem Haus zurückgelegt hatten, steuerte er den Wagen in die Auffahrt und bremste abrupt. Sein Vorschlag, noch irgendwo essen zu gehen, erübrigte sich damit von selbst.
Eine lange Weile saßen sie betreten schweigend im Wagen. Grants Profil, erhellt vom sanften Lichtschein einer Straßenlaterne, wirkte genauso unnahbar wie das
von Rektor Martin. Shelley raffte allen Mut zusammen und murmelte: »Wir dürfen uns nicht mehr sehen, Grant. Jedenfalls nicht so wie heute.«
Seine Kleidung raschelte leise in der Dunkelheit, da er auf dem Sportsitz zu ihr herumschnellte. Er legte einen Arm um ihre Rückenlehne und fixierte sie eindringlich. »Soll das heißen, dass diese Karikatur von einer Respektsperson uns auseinanderbringen kann?«
Sie atmete gepresst aus. »Ich weiß, was Martin ist, und wenn er nicht diese Position bekleidete, wäre er mir piepegal. Aber er ist nun einmal der Rektor der Universität, und du bist sein Angestellter.«
»In meinem Vertrag steht keine Klausel, mit wem ich was anfangen darf und mit wem nicht.«
»Aber es ist nun mal ein ungeschriebenes Gesetz, dass Lehrbeauftragte die Finger von ihren Studenten lassen sollen. Ich hab dir schon vor Wochen zu erklären versucht, was die Leute hier von uns halten. Aber da hast du die Ohren auf Durchzug gestellt. Wir sind hier nicht an der Ost- oder Westküste, wo man progressiver darüber denkt. Das hier ist der konservative Mittelwesten. Da tut man so was einfach nicht.«
»Was machen wir denn Schlimmes, kannst du mir das mal verraten?«, brüllte er unbeherrscht, nachdem er sich bis zu diesem Augenblick mühsam kontrolliert hatte. Als er ihre Bestürzung wahrnahm, stieß er einen gedämpften Fluch aus und atmete tief durch. »Tut mir leid. Ich bin ja gar nicht wütend auf dich.«
»Ich weiß«, gab sie matt zurück. Es war die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation, die ihn maßlos verärgerte.
Es fiel Grant schwer, das einzuräumen. »Ich will keinen
weiteren Skandal heraufbeschwören. Himmel noch, das wäre das Letzte, was ich mir wünsche! Und vor allem möchte ich vermeiden, dass du da in irgendwelche
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