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Ein Kuss für die Ewigkeit

Ein Kuss für die Ewigkeit

Titel: Ein Kuss für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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Tochter nie ein Quell von Sanftmut und Güte gewesen, und das galt auch für jeden anderen, mit dem sie zu tun gehabt hatte.
    Dennoch war durch ihren Tod in Lady Janes Existenz eine Lücke entstanden. Natürlich war da ihr kleiner Haushalt, den sie zu führen hatte, und da angesichts ihres Alters und ihrer mangelnden Schönheit nicht mehr mit einer Heirat zu rechnen war, musste sie ihre Erfüllung in eben diesem Haushalt finden. Andernfalls blieb ihr nur, Nonne zu werden, und das wollte sie nicht.
    Nein, sie würde das Anwesen bis zu ihrem Tod führen, danach konnte es ein entfernter männlicher Verwandter erben. Und sie würde in die Kirche gehen und für die unsterbliche Seele ihrer Mutter beten, auch wenn sie selber eher zu der Ansicht neigte, dass die es allen Gebeten und Messen zum Trotz niemals in den Himmel schaffen würde.
    Das aus sandfarbenen Steinen errichtete Bauwerk, das mit der Zeit einen warmen Braunton angenommen hatte, war gar kein so unangenehmer Ort, um ein wenig Zeit dort zu verbringen. Der Geruch nach Weihrauch und feuchtem Holz und Stein spendete auf seine Weise einen gewissen Trost.
    „Mylady! Mylady!“
    Der erschreckte Aufschrei ihrer Dienerin ließ Jane zur Tür schauen, wo Hortensa stand und mit zitterndem Zeigefinger auf den Hof deutete. „Da ist ein … ein Mann!“
    Trotz des Entsetzens ihrer Dienerin sah Jane keine Veranlassung, sich zu fürchten oder sofort hinaus zu eilen. Hortensa neigte zu Überreaktionen, sodass es sich bei dem besagten Mann um einen Bauern, einen Soldaten oder sogar um einen Priester handeln konnte. Stattdessen erhob Jane sich langsam, bekreuzigte sich, zog ihren Mantel etwas enger um sich und näherte sich erst dann der Tür.
    „Ich … ich glaube, er ist tot , Mylady!“, rief Hortensa.
    Das trieb Jane nun doch zur Eile an. An der Tür angelangt, schaute sie nach draußen auf den Friedhof.
    Tatsächlich lag dort ein Mann inmitten der Grabsteine. Er trug ein Kettenhemd und einen Surcot, seine Körperhaltung vermittelte den Eindruck, als sei er auf allen vieren hierhergekrochen und dann einfach zusammengebrochen. In der Scheide an seinem Gürtel steckte kein Schwert, er trug keinen Helm, und sein graumeliertes Haar schien feucht zu sein, was zweifellos vom Tau kam. Wahrscheinlich hatte er einen Großteil der Nacht da draußen verbracht.
    Am beunruhigendsten war das getrocknete Blut an seinem Surcot. Es war offensichtlich, dass man ihn angegriffen hatte – aber wer war dieser Angreifer gewesen? Und wie hatte der Verletzte es noch bis hierher geschafft? Lebte er, oder war er schon tot?
    Jane machte die Tür weiter auf, weil sie zu ihm gehen wollte, doch dann streckte Hortensa den Arm aus und versperrte ihr den Weg. „Wenn er noch lebt, könnte er gefährlich sein!“
    „Wenn er noch lebt, dann ist er bewusstlos“, erwiderte Jane. „Schau dir doch seinen Surcot an. Das ist kein Dieb oder Gesetzloser.“
    „Er könnte einer von diesen Söldnern sein, die hier in der Umgebung ihr Unwesen treiben! Schreckliche Männer sind das. Sie stehlen, sie tun Frauen Gewalt an und weiß Gott, was sonst noch alles!“
    Möglicherweise hatte Hortensa mit ihrer Befürchtung recht, doch daran glaubte Jane nicht. „Ich habe gesehen, welche Art von Söldner in Lord Wimarcs Diensten stehen, und die sind nicht so gekleidet wie er.“
    „Er könnte auch einen Ritter ausgeraubt haben. Lord Wimarcs Schurken ist schließlich alles zuzutrauen.“
    Auch damit hatte Hortensa recht, und dennoch … „Ich kann einen Menschen nicht einfach seinem Schicksal überlassen, der sich in einer solchen Verfassung befindet“,erklärte Jane und schob Hortensas kräftigen Arm zur Seite. „Er könnte vor unseren Augen sterben.“
    „Und wenn er ein Dieb und Mörder ist?“, protestierte Hortensa, während sie ihrer Herrin widerwillig folgte, die mit zügigen Schritten voraneilte. „Was würde Eure arme, selige Mutter dazu sagen?“
    Arm war ihre Mutter nie gewesen, und selig würde sie auch niemals sein. „Vermutlich das Gleiche, das du dazu sagst.“ Auch wenn Hortensa von etwas anderem überzeugt war, besaß Janes Mutter nach ihrem Tod keine Macht mehr über sie. Also gab es für Jane keinen Grund, sich länger nach dem möglichen Willen ihrer verschiedenen Mutter zu richten. Dafür hatte sie zu deren Lebzeiten genug ertragen müssen, als dass sie sich jetzt auch noch aus dem Jenseits Vorschriften machen lassen würde.
    Jane kniete neben dem Mann nieder und schob den dicken schwarzen

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