Ein Kuss für die Ewigkeit
einer Schulter.
Finns Blick fiel auf ihre nackte Haut, und sofort zog er Lizette an sich, damit er das Mieder wieder zurechtrücken konnte.
„Oh, mein armer Schatz!“, rief er, dann drückte er die Lippen auf ihren Mund und küsste sie mit unbändiger Leidenschaft.
9. KAPITEL
Einen Moment lang war Lizette so überrascht, dass sie sich nicht rühren konnte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass ein Kuss sich so anfühlen konnte … dass sie den Wunsch verspürte, er würde nie enden … dass Finn sie irgendwohin brachte, wo sie allein sein konnten …
Vom plötzlichen Verlangen überwältigt, ließ sie ihre Hände über seinen Rücken wandern, schmiegte sich fester in seine Arme. Sie erinnerte sich daran, wie er am Lagerfeuer saß, diesen entrückten, düsteren Blick in den Augen, als würde er von furchtbaren Dingen verfolgt werden, die sich in sein Gedächtnis eingebrannt hatten. Sie dachte daran, wie er sie vor Lindall und dessen Männern gerettet hatte, wie freundlich er zu Keldra und Garreth war, wie wunderbar er aussah …
Jemand räusperte sich, und sofort besann sie sich darauf, wo sie war und warum sie sich hier befand.
Ihr fiel auch wieder ein, dass sie eine Rolle zu spielen hatte, so wie Finn. Und dass dieser Kuss nichts weiter war als ein Teil des Schauspiels, das sie aufführen mussten, um ihr Ziel zu erreichen.
Aber dass sie errötete, daran war nichts gespielt, und als sie Finns arrogantem Blick begegnete, da war auch ihre Wut auf ihn echt. „Mein Ehegatte, bitte! Das geziemt sich doch nicht.“
„Sicherlich wird Lord Wimarc es mir nachsehen können“, sagte er unbeschwert und grinste ihren Gastgeber an.
Doch noch ehe diese Bemerkung über seine Lippen gekommen war, hatte sie in seinen Augen etwas bemerkt … eine Mischung aus Überraschung, Unglauben und Begeisterung. Es war genug, um zu wissen, dass der Kuss ihn stärker berührt hatte, als er sie glauben lassen wollte.
Dennoch versuchte sie, dieser Erkenntnis nicht allzu viel Bedeutung beizumessen.
Lord Wimarc lachte auf eine sonderbar geräuschlose Weise. „Natürlich sehe ich Euch das nach. Es ist ein Vergnügen, ein Ehepaar zu erleben, das zu solcher Leidenschaft fähig ist. Das ist viel zu selten der Fall.“
Er wandte sich an Lizette, sein Blick ruhte dabei auf ihrem Gesicht, nicht auf ihrem zerrissenen Mieder. „Ich werde Euch von einem meiner Diener in ein Gemach bringen lassen, wo Ihr Euch ein wenig erholen könnt“, sagte er, dann richtete er das Wort an Finn. „Wenn Ihr nichts dagegen einzuwenden habt, Mylord, würde ich gern mit Euch über diesen Überfall reden, solange die Erinnerung daran noch frisch ist.“
„Gern“, stimmte Finn mit einem verständnisvollen Nicken zu.
Da Lizette seine gehorsame Ehefrau spielte, lächelte sie Wimarc dankbar an und verbeugte sich weit genug, um ihm einen Blick in ihr Dekolleté zu gewähren. „Mylord, ich danke Euch für Eure großzügige Gastfreundschaft und Eure Sorge um unser Wohl.“
Wimarcs Blick fiel endlich dorthin, wohin sie ihn hatte locken wollen. Sie wusste, es war ein gewagtes Spiel, aber es war nicht riskanter als das, was sie bereits angefangen hatten, und wenn es ihrer Sache dienlich war, würde sie eben auch nicht mit ihren körperlichen Reizen geizen.
„Es ist mir ein Vergnügen, Mylady“, sagte Wimarc. „Und bedient Euch bitte bei der Garderobe meiner Frau. Sie ist derzeit nicht weit von hier bei Freunden zu Besuch, aber ich bin mir sicher, es wird ihr nichts ausmachen. Erst recht nicht unter den gegebenen Umständen. Ihr, Lord Gilbert, könnt Euch natürlich etwas aus meiner Garderobe aussuchen.“
„Vielen Dank, Mylord, das werde ich machen“, entgegnete Finn.
Dann drehte sich Wimarc zu dem Gebäude um, in dem sich der große Saal befinden musste.
„Greseld!“, rief er. Augenblicke später erschien in der Tür eine weißhaarige alte Frau. „Lord Gilbert und Lady Helewyse bekommen das nördliche Gemach neben den Räumlichkeiten meiner Frau. Sieh zu, dass alles bereit ist und dass Lady Helewyse alles erhält, was sie benötigt. Das gilt auch für jedes Kleid meiner Frau, das nach ihrem Geschmack ist. Und lass Wein, Brot und Käse für Lord Gilbert und mich in den Saal bringen.“
Die alte Frau nickte und winkte eine jüngere Dienerin herbei, die sich in der Nähe aufhielt. Sie war recht hübsch, hatte nussbraunes Haar, ein spitzes Kinn und eine schmale Nase. Lizette vermutete, dass sie um ihr gutes Aussehen wusste, weil ihr Gesichtsausdruck eine
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