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Ein Kuss für die Ewigkeit

Ein Kuss für die Ewigkeit

Titel: Ein Kuss für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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einen Gefallen zu erweisen.
    Aber er musste höflich bleiben, also setzte er ein Lächeln auf und bewunderte die hohe Decke mit den schweren Balken, deren Träger mit Schnitzereien in der Form von Tierköpfen verziert waren. Der Boden bestand nicht aus festgestampfter Erde, sondern war mit Steinplatten bedeckt, auf der die Streu lag. Das angenehme Aroma von Rosmarin und anderen Kräutern stieg auf, als sie die Steinplatten überquerten. Die Möbel – schmale Bänke und lange Tische, die jetzt gegen die Wände gelehnt waren – glänzten matt, was dafür sprach, dass sie sorgfältig gewachst worden waren. Drei große eiserne Leuchter hingen an dicken Ketten von der Decke herab und waren so mit den Wänden verbunden, dass man sie nach oben und unten bewegen konnte. Jeder dieser Leuchter war mit mindestens fünfzig Kerzen bestückt. Im Augenblick brannten nur die Kerzen auf dem Leuchter, der sich über dem Podest befand. Für die übrige Beleuchtung sorgten Fackeln in eisernen Haltern an den Säulen und Wänden.
    Wenn alle Kerzen und Fackeln brannten, musste es hier sogar in der Nacht taghell sein.
    Zwei große Kamine mit kunstvoll gearbeiteten Simsen waren in die Mauern eingelassen worden, einer für den Saal insgesamt, der andere an einer Stelle, von wo aus vor allem der Bereich auf dem Podest gewärmt werden konnte. So etwas fand man nur in den feinsten Sälen, und es zeugte davon, dass der Komfort dem Bauherrn wichtiger war als der Preis, den eine solche Annehmlichkeit kostete. Ein ausladender, fein gewebter Wandteppich mit der Szene eines königlichen Hofes schmückte die Außenmauer, um so vor Zugluft zu schützen.
    Der Saal wäre erheblich gemütlicher und wohnlicher gewesen, hätten sich nicht etliche von Wimarcs Söldnern dort aufgehalten, die jeden ihrer Schritte verfolgten.
    Gott stehe ihm bei, aber sich als Adliger am Hof des Königs auszugeben, erschien ihm mit einem Mal wie ein Kinderspiel! Finn unterdrückte ein Grinsen und versuchte, weiterhin einen möglichst gelassenen Eindruck zu machen.
    Auf dem Podest angekommen, deutete Wimarc auf einen Holzstuhl mit einem blauen Seidenkissen, den er offenbar Finn zugedacht hatte. Finn setzte sich hin und nahm den silbernen Weinkelch entgegen, den Wimarc ihm von einem kleinen, schmuckvollen Tisch nahe dem Kamin reichte. In einer silbernen Karaffe befand sich mehr Wein, daneben stand ein Silbertablett mit Käse, Brot und Süßigkeiten.
    Da Finn hungrig war und er Zeit schinden konnte, wenn er während der Unterhaltung etwas aß, bediente er sich von dem Tablett und fragte sich, ob Lizette wohl auch irgendwelche Speisen angeboten bekam. Wimarc setzte sich ebenfalls hin, lächelte und spielte mit dem Rubinring, den er an seiner rechten Hand trug, ohne dabei seinen Gast aus den Augen zu lassen.
    Wimarc war so aalglatt wie jeder Adlige, den Finn am Hof kennengelernt hatte. Und auf die gleiche Art sah er auch recht gut aus; er war makellos gekleidet – alles in allem die Sorte Adliger, die Finn vor Augen führte, dass er selber nur ein Bauer und Hurensohn war.
    Bedauerlicherweise war das Tablett nicht allzu üppig bestückt, und als Finn seine Portion gegessen hatte, begann Wimarc das Gespräch. „Wie groß war die Gruppe von Gesetzlosen, von der Ihr überfallen wurdet?“
    Finn trank noch einen Schluck von dem hervorragenden Wein und lehnte sich auf seinem Stuhl nach hinten. „Wir wurden von mindestens fünfzig Mann angegriffen.“
    „Wo genau?“
    Finn beschrieb eine Örtlichkeit, die einige Meilen von der Stelle entfernt lag, an der sie Lord Gilbert und dessen Frau aufgelauert hatten, und er berichtete ihm, in welche Richtung die Angreifer dann verschwunden waren – eine Richtung, die nicht nur von der Burg, sondern auch von der Hütte im Wald wegführte.
    „Möglicherweise waren es Soldaten, die nicht länger im Dienst eines Lords oder eines Adligen stehen“, überlegte Finn laut. „Seit John so viele angeheuerte Soldaten einsetzt, wird England von derartigen Schurken überrannt.“
    Obwohl er bewusst den König ins Spiel gebracht hatte, war Wimarcs Aufmerksamkeit nicht länger auf Finn und auf dessen Schilderungen gerichtet, und als Finn dessen Blick folgte, wurde ihm der Grund dafür schnell klar.
    Lady Elizabeth stand in der Tür zum großen Saal, genau am Fuß der geschwungenen Treppe, die in den Anbau führte. Ihr Haar war gekämmt, geflochten und wie eine glänzende Krone um ihren Kopf gelegt worden. Sie trug ein Kleid in kräftigem Weinrot, durchwirkt

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