Ein Kuss für die Ewigkeit
ist.“
„Du könntest Lord Gilbert nach draußen bringen, natürlich erst, nachdem du ihn gefesselt hast, und dann kann ich Lady Helewyse durchsuchen, ohne dass du dabei zusiehst. Es sei denn, das macht dir Spaß.“
Seine Miene verfinsterte sich noch mehr, und er ballte die Fäuste. „Es muss sein. Vermutlich planen sie in diesem Augenblick ihre Flucht. Jedenfalls würde ich das an ihrer Stelle tun.“
„Du bist aber nicht an ihrer Stelle. Und offenbar hast du kein Verständnis für die Gefühle einer Dame. Die arme Lady Helewyse …“
„… wurde ihr Leben lang von Bediensteten umsorgt. Ganz sicher bin ich nicht der erste Mensch, der sie in ihrer Unterwäsche zu Gesicht kriegt.“
„Du könntest aber neben ihrem Gatten der erste Mann sein“,hielt Keldra ihm vor.„Was ist verkehrt an meinem Vorschlag? Oder geht es nur darum, dass es mein Vorschlag ist? Oder hast du Angst, Lord Gilbert könnte dir entwischen?“
Garreth verschränkte die Arme vor der Brust und verlagerte sein Gewicht auf ein Bein, wie Finn es oft machte. „Also gut, dann machen wir es eben auf deine Art.“
„Gut.“
Offensichtlich zufrieden mit seiner Entscheidung beugte sich Keldra vor und kümmerte sich um den Haseneintopf, der auf dem Feuer köchelte. Garreth ließ sich auf einem Baumstamm nieder, griff nach einem Stück Holz und zeichnete damit Muster in die Erde.
Keldra rührte langsam weiter, dann hielt sie inne und blickte zu ihm. „Glaubst du, es geht ihnen gut?“ Sie musste nicht sagen, wen sie damit meinte.
„Natürlich“, murmelte Garreth, der die Zeichnung auf dem Boden betrachtete, als sinniere er über ihren künstlerischen Wert. „Finn schafft alles, was er sich vornimmt.“
„Und deshalb ist er auch bloß ein Dieb?“
Garreth sprang verärgert auf. „Er ist der beste Dieb!“
Keldra schürzte die Lippen und rührte weiter im Topf.
„Na schön, dann gehe ich morgen eben ins Dorf und versuche, etwas über mögliche Besucher auf Castle de Werre herauszufinden, wenn du dann zufrieden bist.“
Sie straffte die Schultern, aber ihre Miene ließ keine Spur von Dankbarkeit erkennen. „Das solltest du auch. Wir müssen in Erfahrung bringen, ob der Plan fehlgeschlagen ist.“
„Ganz bestimmt nicht.“
„Ich hoffe, du hast recht“, sagte sie nicht mehr ganz so wütend, während sie sich wieder dem Essen widmete.
Einen Moment lang beobachtete er sie noch, versuchte dabei aber nicht darauf zu achten, wie elegant sie sich bewegte und wie sehr ihre grünen Augen leuchteten.
Er würde ihr ganz sicher nicht anvertrauen, dass er längst mit dem Gedanken gespielt hatte, sich ins Dorf zu begeben. Denn so zuversichtlich er auch war, dass Finn nicht in Schwierigkeiten steckte, machte er sich dennoch Sorgen um ihn.
13. KAPITEL
Lord Wimarc konnte zwar an diesem Abend kein Wildschwein auf seiner Tafel anbieten, doch die Auswahl war nichtsdestotrotz hervorragend: Wild, Lamm, Karpfen, Aal in Eierteig, Lachs aus Schottland, eine Lauchsuppe mit Knödeln, dazu ein edler Pudding und gebackenes Obst. Es waren viele Menschen anwesend, die es offenbar genossen, zu Gast bei Wimarc zu sein, denn wohin Lizette auch blickte, überall wurde laut geplaudert und gelacht.
Wäre Lizette nicht so aufgewühlt gewesen, dann hätte sie gegessen, bis sie keinen Bissen mehr hinuntergebracht hätte. Denn weder in Averette noch anderswo hatte sie je solche Speisen in einer derartigen Vielfalt zu Gesicht bekommen. Aber sie war nun einmal aufgewühlt – zum einen, weil die Rolle es von ihr verlangte, die sie zu spielen hatte, zum anderen, weil sie wusste, dass sie mit ihren Worten Finn verletzt und verärgert hatte.
Während immer neue Gerichte serviert wurden und Wimarc sein Bestes gab, ein charmanter Gastgeber zu sein, konnte sie nicht ignorieren, dass Finn neben ihr saß, aß und trank und nur selten ein Wort sprach. Sie konnte ihm sein Verhalten nicht zum Vorwurf machen, denn was sonst war nach den harschen Unterstellungen zu erwarten gewesen, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte?
Dabei wollte sie ihn nur auf Abstand zu sich halten, damit ihr Verlangen nach ihm nicht die Oberhand gewann und sie vergessen ließ, weshalb sie eigentlich hier waren. Sie musste diese leidenschaftliche Sehnsucht, die Finn in ihr auslöste, verdrängen und sich einzig und allein auf die vor ihr liegende Aufgabe besinnen.
Trotzdem tröstete sie die Tatsache, dass Ellie nicht in ihrer Nähe saß.
Als die Diener schließlich die Reste des Mahls abräumten,
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