Ein Kuss für die Ewigkeit
Dienstmädchen nicht. Es kletterte aus dem Wagen und rannte los.
Lizette raffte ihre Röcke zusammen, damit sie nicht stolperte, und lief hinter ihr her. Dummerweise war ihr Mieder nicht für eine solch waghalsige Flucht geschnürt, sodass sie nach wenigen Schritten kaum noch Luft kriegte. Dennoch blieb sie nicht stehen, sondern lief weiter und weiter – bis Lindall sie eingeholt und zum Aufgeben gezwungen hatte.
„O nein, Ihr entkommt mir nicht“, brüllte er. „Meint Ihr etwa, ich gestatte Euch zu entwischen, wenn mir Lord Wimarc so viel Geld für Euch bietet?“
Angst und Hilflosigkeit ließen Lizette laut aufschluchzen, als sie feststellen musste, dass Keldra immer weiter davonrannte, ohne sich noch einmal nach ihr umzudrehen. Sie war Keldra offenbar völlig gleichgültig!
„Lass die Dame los und wirf dein Schwert hin, sonst durchbohre ich dich mit meiner Klinge und schicke dich geradewegs in die Hölle.“
Lizettes Atem stockte. Sie kannte diese Stimme. Großer Gott, sie kannte diese Stimme! Sir Oliver war zurückgekehrt, um sie zu retten!
Mit einem Laut, der ein Schluchzen und ein Freudenschrei zugleich war, drehte sie sich um und sah Sir Oliver, wie er seine Schwertspitze gegen Lindalls Rücken drückte, und wie der vormalige zweite Hauptmann von Averette kapitulierend die Arme hob.
„Folgt Eurem Dienstmädchen, Mylady“, forderte Sir Oliver sie auf. „Beeilt Euch, bevor diese Schurken bemerken, dass Ihr ihnen entkommt.“
Sie nickte und raffte erneut ihre Röcke zusammen, zögerte dann aber. „Und Ihr?“
Sir Oliver reagierte mit einem zurückhaltenden Lächeln. „Ich werde mich Euch bald anschließen, Mylady.“
Erfreut und erleichtert, aber alles andere als überzeugt davon, dass sie sich wirklich in Sicherheit befand, befolgte sie seine Anweisung und lief los.
Der Ire, den manche als Sir Oliver de Leslille kannten, wartete ab, bis Lady Elizabeth außer Sichtweite war, dann hieß er den Lumpen, den er mit seinem Schwert auf Abstand hielt, sich in den Wald zu begeben.
Er hatte gar nicht eingreifen wollen, er war Lady Elizabeth nicht einmal gefolgt. Aber als er den Kampflärm hörte, da war er noch ganz in der Nähe gewesen, und dann hatte er den mürrischen Schotten tot auf dem Weg entdeckt. Da wusste er, er konnte nur eines tun: Er musste die Dame und ihr Dienstmädchen finden und für die Sicherheit der beiden sorgen.
Zum Glück war er noch rechtzeitig eingetroffen, allerdings würde er vielleicht nicht der große Held sein, als den er sich gern gesehen hätte. Als sie mit ihrem Kontrahenten rang, da war ihr volles Haar zerzaust, die Kleidung zerknittert und schmutzig, aber Lady Elizabeth war kein schwaches, verängstigtes Opfer gewesen. In ihren Augen hatte er wütende Entschlossenheit ausmachen können, und er war überzeugt, sie hätte bis zum Tod gekämpft – nicht nur für sich selber, sondern auch für ihr Dienstmädchen!
„Beeil dich“, raunzte er den Schuft an, der den Angriff auf das Gefolge der Dame angeführt hatte. Dabei drückte er die Schwertspitze fester gegen das Kettenhemd des Mannes, um seine Aufforderung zu unterstreichen.
Als sie den Schutz der Bäume erreicht hatten, drehte sich der Schurke um und betrachtete ihn abwartend, aber nicht ängstlich. „Ihr solltet mich besser nicht töten. Ich kann Euch Geld beschaffen, viel Geld. Lizette … Lady Elizabeth, die Frau, die Ihr habt fliehen lassen …nun, Lord Wimarc de Werre hat mir eine Belohnung geboten, wenn ich sie zu seiner Burg bringe.“
Diese Männer gehörten zu Wimarc? Das waren weder Gesetzlose noch Diebe, sondern Wimarcs Söldner? Dann hatte er diesen Überfall befohlen? Aber wieso? Er hätte eine Heirat erzwingen können – allerdings hatte Wimarc bereits eine Frau.
Eine Vergewaltigung?
Zugegeben, Lady Elizabeth war reizend und feurig, und es war keineswegs undenkbar, dass Wimarc einer Frau Gewalt antun würde, aber die Entführung eines Mündels des Königs – was sie sein musste, da ihre Schwester Adelaide das ebenfalls war –, das stellte eine ganz andere Art von Verbrechen dar als die Vergewaltigung einer Dienerin, einer Bäuerin oder der Tochter eines Adligen. So etwas würde Wimarc nicht wagen, außer er konnte sich sicher sein, dass er ungeschoren davonkam. Oder aber es war ihm gleichgültig, ob er sich den Zorn des Königs zuzog oder nicht. „Was will er mit ihr machen?“
„Keine Ahnung!“, erwiderte der Schurke, von dessen breitem Gesicht der Schweiß herabtropfte. „Was haben
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