Ein Kuss für die Ewigkeit
Männer wie wir denn mit Männern wie ihm zu schaffen? Wir haben genug mit uns selber zu tun, und er will dafür bezahlen, dass wir sie ihm bringen.“
Wenn er Lady Elizabeth zu Wimarc brachte, dann würde er in dessen Festung gelangen. Doch das war nicht das Problem. Das bestand nämlich darin, seinen gefangenen Halbbruder zu befreien und die Festung wieder zu verlassen.
Außerdem wollte er keine Frau für einen solchen Zweck benutzen, erst recht keine Verwandte von Adelaide d’Averette.
Aber das würde er diesem Gauner natürlich nicht erzählen. „Wenn sie ihm so wichtig ist, dann wird er vielleicht auch etwas mehr für sie bezahlen. Geteilt durch so viele Männer, bleibt für jeden Einzelnen nicht mehr viel übrig.“
„Wimarc hat die Belohnung ausschließlich mir versprochen. Die anderen sind seine Söldner, ich nicht.“ Der Lump fuhr mit der Zunge über seine Lippen. „Und ich würde nicht versuchen, mit Wimarc zu handeln, außer ich lege es darauf an, in seinem Verlies zu landen. Wisst Ihr, was er mit seinen Gefangenen macht?“
„Ich habe davon gehört.“ Langsamer Hungertod. Anfangs noch ein wenig Nahrung, dann immer weniger, bis es gar nichts mehr gibt.
Bekam Ryder noch etwas zu essen? Oder war seine Zeit bereits abgelaufen?
Lindall machte einen Schritt nach vorn, blieb aber sofort stehen, als der Ire sein Schwert so weit anhob, dass die Klingenspitze auf Lindalls Auge gerichtet war.
„Man muss doch schließlich sehen, wo man bleibt“, redete der Kerl in verzweifeltem Tonfall weiter, während ihm weiterhin der Schweiß über das Gesicht rann. „Kommt schon, ich mache halbe-halbe mit Euch. Und dafür müsst Ihr mir nur helfen, diese Frau zu fangen.“
„Du scheinst mit dieser Frau deine Schwierigkeiten zu haben.“
„Ja, weil sie eine Furie ist. Aber gemeinsam sollten wir keine Probleme haben, sie zu bändigen. Und Wimarc interessiert es nicht, ob er sie als Jungfrau kriegt oder nicht. Jedenfalls hat er kein Wort davon gesagt, dass sie noch Jungfrau sein muss. Also könnt Ihr das zu Eurem Lohn dazurechnen. Eine hübsche Summe und eine schöne Jungfrau – das sollte doch genug sein, um mein Leben zu verschonen.“
Der Ire ließ die Klinge sinken.
„Ich wusste doch, Ihr seid ein kluger Bursche“, rief der Gauner erleichtert. „Kommt, weit kann sie noch nicht sein. Und da wäre ja auch noch ihr Dienstmädchen. Da werden wir heute Abend unseren Spaß haben!“
Er ging an dem Iren vorbei, doch von einem Augenblick zum nächsten setzte der sein Schwert unter Lindalls Arm mit solcher Kraft an, dass die Klinge mühelos durch das Kettenhemd schnitt.
Während Lizettes Retter den vormaligen zweiten Hauptmann von Averette in einer tödlichen Umarmung hielt, riss Lindall vor Entsetzen die Augen auf. Blut tropfte von seinen Lippen, und er bemühte sich vergeblich, ein Wort zu sagen.
„Einer Frau Gewalt anzutun, hat für mich keinen Reiz“, erklärte der Ire und schob seinem Gegenüber das Schwert noch tiefer in den Leib. „Das ist für alle anderen Frauen, die du vergewaltigt hast, und es ist für die Männer, die deinetwegen heute gestorben sind, und es ist insbesondere für die Dame.“
Lizette folgte schweißgebadet einer Wegbiegung und versuchte, tief durchzuatmen, als sie Keldra entdeckte, die sich hinter einem Baumstamm verbarg, aber für jeden gut zu erkennen war.
Die junge Frau stieß einen erleichterten Aufschrei aus und kam zu ihr gerannt. „Oh, Mylady“, schluchzte sie und schlang die Arme um ihre Herrin. „Was sollen wir jetzt nur machen?“
Behutsam löste sich Lizette aus der Umklammerung ihrer Dienerin. „Wir können hier nicht bleiben“, sagte sie. „Wir müssen uns verstecken und auf Sir Oliver warten, der mich dankenswerterweise gerettet hat.“
„Aber wo?“
„An einem sicheren Ort.“
„Wie soll er uns finden, wenn wir uns verstecken?“, rätselte Keldra, während sie hinter Lizette hertrottete.
„Er weiß, in welche Richtung wir gelaufen sind, außerdem werden wir nach ihm Ausschau halten.“
Als sie sich ihren Weg durch das düstere Unterholz bahnten, verfingen sich immer wieder Zweige und Sträucher in Lizettes Mantel und ihren Haaren. Erschöpfung und der Schrecken des Überfalls holten sie allmählich ein. Sie wollte auch ihren Tränen freien Lauf lassen und um Iain trauern, der sein Leben verloren hatte, weil sie nicht so zügig wie er zurück nach Hause wollte.
Sie wischte sich über die Augen. Trauer und Vorwürfe konnten warten. Jetzt galt
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