Ein Kuss für die Ewigkeit
für Ryders Rettung und die anschließende Flucht vor. Es brannte eine dicke Kerze auf dem Nachttisch. Der Leinenvorhang war zugezogen, um die kalte Nachtluft ebenso fernzuhalten wie den Lichtschein des fast vollen Mondes. Es wäre besser gewesen, wenn der Mond von Wolken verdeckt gewesen wäre, doch daran ließ sich nichts ändern.
Lizette trug das Kleid, in dem sie hergekommen war und das nun gewaschen und geflickt war. Da es braun war, konnte man es nach Finns Worten in der Dunkelheit nicht so leicht bemerken. Er hatte vier Diebesschlüssel aus dem Ledergurt ausgewählt und unter seinen Gürtel geschoben.
„Das ist einfacher, als sie aus meinem Stiefel zu holen“, erklärte er. „Ein Glück, dass Roslynn zurückgekehrt ist, sonst würde Wimarc Euch heute Nacht ganz sicher erwarten. So ist er bei seiner Frau, und wir können sein Gemach durchsuchen.“
Sie nickte, gleichzeitig band sie ihr Haar mit einem schlichten Lederstreifen zusammen. „Zwar möchte ich Beweise finden, die Wimarc belasten, doch Roslynn tut mir leid. Alles Land und Vermögen eines Verräters fallen an die Krone. Sie könnte am Ende völlig mittellos dastehen.“
„Sie hat eine Familie, die sie aufnehmen kann. Es sei denn, sie ist auch in die Verschwörung verstrickt.“
„Das glaube ich nicht. Ihr?“
Finn schüttelte den Kopf. „Nein, ich auch nicht. Wimarc wird ihr nicht so weit vertrauen, dass er sie in seinen Plan eingeweiht hat.“
Schweigend nickte sie und bewunderte insgeheim Finns Gelassenheit. In Anbetracht dessen, was vor ihnen lag, erwies er sich als bemerkenswert ruhig.
Allerdings war er solche Unternehmungen auch gewöhnt, ganz im Gegensatz zu ihr. Und wenn das hier vorüber war und sie in Sicherheit waren, würde sie nach Averette zurückkehren und ihn vermutlich nicht wiedersehen. Ebenso würde sie nichts darüber erfahren, was aus ihm geworden war. Ob er noch lebte oder längst tot war. Ob es ihm gut ging oder ob er krank war. „Finn, wenn wir das hier hinter uns gebracht haben, was werdet Ihr dann machen?“
Er zuckte mit den Schultern und blickte zu Boden. „Das Gleiche wie bisher auch.“
Dann erwartete ihn wahrscheinlich ein früher Tod. Es gab nur sehr wenige hochbetagte Diebe, denn die meisten von ihnen endeten recht jung am Galgen. Im Vergleich zu anderen hatte Finn sogar schon lange überlebt.
„Ihr seid so klug, Ihr müsstet Euch doch gar nicht als Dieb durchschlagen“, sagte sie und ging auf ihn zu, da sie näher bei ihm sein wollte. „Ihr wärt ein hervorragender Kaufmann, ganz gleich was Ihr anbieten würdet. Vor allem Frauen würden Euch alles abkaufen, und Garreth könnte Euer Helfer sein.“
Finn schüttelte den Kopf. „Nach einem halben Tag würde er sich langweilen und den Stand nebenan bestehlen.“
„Nicht, wenn Ihr es ihm untersagen würdet. Ich glaube, für Euch würde er alles tun, sogar ehrlich sein. Wollt Ihr es Euch nicht wenigstens einmal überlegen? Ich … ich möchte nicht eines Tages eine Straße entlangreiten und Euch an einem Galgen hängen sehen.“
Sein Blick wich nicht von ihr, als er erwiderte: „So wie ich nicht eines Tages hören möchte, dass Ihr geheiratet habt.“
„Ich werde niemals heiraten.“ Jedenfalls nicht, wenn ich Euch nicht heiraten kann.
Die Worte hallten in ihrem Herzen nach, und sie erkannte, wie wahr sie waren. Für Finn würde sie den Eid brechen, den sie ihren Schwestern geleistet hatte. Sie würde alles dafür tun, um seine Frau zu sein, ihr ganzes Leben mit ihm zu teilen und seine Kinder zur Welt zu bringen. Doch das würde niemals möglich sein.
„Ich habe einen Schwur abgelegt“, erklärte sie ihm. „Adelaide, Gillian und ich haben uns nach dem Tod unseres Vaters gegenseitig versprochen, niemals zu heiraten. Deshalb war ich auch so aufgewühlt, als ich von Euch erfuhr, dass alle beide inzwischen verheiratet sind.“
Er zog verwundert die Augenbrauen zusammen. „Ich dachte, jede Frau will heiraten. Meine arme Mutter wäre zu allem bereit gewesen, damit jemand sie heiratete, notgedrungen auch Judas, der in einer Wolke erschienen wäre und um ihre Hand angehalten hätte.“
„Vermutlich hätte sie es sich anders überlegt, wenn ihr Zukünftiger so ein brutaler Mann wie mein Vater gewesen wäre“, erwiderte Lizette. „Wir wollten nicht das Gleiche durchmachen wie unsere Mutter – verprügelt und beschimpft, nur weil sie ihm keine Söhne gebar, auch wenn sie noch so oft schwanger war. Die Strapazen von Schwangerschaft und Geburt
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