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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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vorzubereiten.
    Ich schwang
meine Beine aus dem Bett und dachte an Lucius und den Pflock, der schon immer
so wichtig für unser gemeinsames Leben gewesen war, und ich konnte immer noch
die Stärke und Macht seiner Hände spüren, die ich im Traum wahrgenommen hatte – und dann fiel mir auf einmal etwas ein. Mein mathematischer Verstand und mein
vampirischer Instinkt brachten es mir glasklar vor Augen – es war so
offensichtlich, dass ich nicht verstehen konnte, warum ich nicht schon viel
eher darauf gekommen war.
    In aller
Eile zog ich mich an und verließ das Zimmer, ohne auch nur ein Wort an Emilian
zu verlieren.
    Ich spürte
seine Anwesenheit hinter mir, als ich zu Ranieros Zimmer rannte, das ich ohne
anzuklopfen betrat. Ich schloss die Tür hinter mir, ging zum Bett und rüttelte
Raniero wach, der sofort in höchster Alarmbereitschaft war, und als er
kerzengerade im Bett saß, fragte ich ihn: »Hast du jemals eine Leiche
exhumiert?«

Kapitel 103
    Antanasia
    Die
Nacht war sehr
kalt, aber der Mond schien hell und wir brauchten noch nicht einmal eine
Taschenlampe, als wir am Friedhof ankamen, denn hier gab es keine Bäume, die
das Mondlicht abgeschirmt hätten. Durch die Gitterstäbe des Eisentors sah ich
bereits wie einen grauen Fleck gegen das viele Weiß des Schnees das Mausoleum,
in dem meine leiblichen Eltern begraben lagen – und wo vielleicht auch ich
eines Tages meine letzte Ruhe finden würde. Und in der Ferne konnte ich die
viel größere Gruft der Vladescus erkennen, wo auch eine Nische für Lucius ...
    Raniero
stand hinter mir, die Schaufel lässig über die Schulter gelegt, während ich die
Pforte entriegelte.
    »Hältst du
das wirklich für notwendig?«, fragte er.
    »Ja,
unbedingt. Mir ist ein wichtiges Detail von Claudius Tod wieder eingefallen.
Etwas, worüber ich überhaupt nicht nachgedacht hatte, bis du mir gezeigt hast,
wie man einen Pflock benutzt.« Ich betrat den Friedhof und fand umgehend
Claudius Grab. Der nagelneue Grabstein leuchtete weißer als alle drum herum und
der Schnee auf dem Grab war viel höher, weil die Erde darunter noch nicht
zusammengefallen war, sondern einen Hügel bildete.
    Ich machte
ein paar Schritte darauf zu, dann drehte ich mich nach Raniero um, der immer
noch am Tor stand. Er schien unruhig, wie beim ersten Mal, als ich ihn hier ge
troffen hatte. »Sag nicht, es macht dich nervös, hier zu sein«, sagte
ich.
    Er trat von
einem Fuß auf den anderen. »Nein, ich hab doch schon gesagt, dass ich einfach
faul bin. Der Boden wird hart sein.«
    »Wenn du
mir nicht hilfst, mache ich es eben selbst.«
    »War nur
ein Scherz, Antanasia.« Aber er bewegte sich immer noch nicht vom Fleck. Er
schaute über den Friedhof und im Mondschein konnte ich sehen, wie angespannt
seine Gesichtszüge waren. »Ich bin nicht besonders gerne hier. Ich bin für
eine Menge dieser Gräber verantwortlich. Hier hineinzugehen, ist wie auf ein
Minenfeld zu treten – und ich frage mich, ob der Anblick eines Grabsteins
reicht, um mich explodieren zu lassen. Keine Angst, ich scherze nur, um
dunklere Gedanken abzuwenden.«
    Ich wickelte
meinen Umhang enger um mich. »Tut mir leid. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich
will doch nur Lucius helfen.«
    Er sah mich
skeptisch an. »Und du denkst, die Leiche von Claudiu Vladescu auszugraben, kann
irgendjemandem helfen?«
    »Ja, das
denke ich.«
    Seine
Finger umklammerten den Griff der Schaufel. »Ich begreife immer noch nicht,
warum.«
    »Und ich
verstehe nicht, warum Vampire ein Verbrechen immer noch untersuchen wie im
Mittelalter und sich dabei auf Folter, Gerüchte und das Wort eines Vampirs
gegen den anderen verlassen«, sagte ich. »Ich möchte bei Lucius' Verhandlung Beweise anführen.« Ich blickte über die weiße Fläche, die mit Grabsteinen gespickt
war. Unter einem lag ein Vampir begraben, dessen Verhandlung ich nicht hatte
ertragen können. »Es gab Augenzeugen, aber keinen wirklichen Beweis, als der
Mörder von Ylenias Vater vor Gericht
stand.« Ich sah Raniero in die Augen. »Und hat irgendjemand außer Lucius dich
bei deinem Prozess verteidigt?«
    »Nein.
Niemand.« Er trat wieder unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Du möchtest
also neue Untersuchungsmethoden einführen wie die in amerikanischen Fernsehserien,
ja?«
    Er machte
immer noch Witze, aber ich meinte es todernst. »Ganz genau. Und auch wenn wir
noch nicht mal über die nötige Ausrüstung verfügen, um Fingerabdrücke zu
nehmen, können wir trotzdem Fakten sammeln. Wir können

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