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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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er wagte es jetzt, Lucius direkt zu konfrontieren: »Du
sprichst mir zu oft von Gesetzen, Lucius! Vasile hat uns früher nach Belieben
reden lassen. Er hat sich nicht um Gesetze gekümmert.«
    »Und du
sprichst zu oft. Punkt«, ermahnte Lucius seinen Onkel. Er lehnte sich zurück,
als wäre er immer noch total gelassen. Aber ich sah, wie angespannt sein
Unterkiefer war. »Im Übrigen hat Vasile hier nicht mehr das Sagen. Daher würde
ich vorschlagen, dass du dich besser an die neue Führung gewöhnst.«
    »Wie lange
soll das noch so gehen?«, murmelte Claudiu und schüttelte den Kopf.
    Er sprach
leise, aber trotzdem laut genug, dass jeder ihn hören konnte.
    Ich saß wie
versteinert da und schwieg. Auch die anderen Vampire wurden jetzt still, aber
in ihren Gesichtern sah ich keine Sorge, sondern Aufregung. Nur Dorin schien
wie ich beunruhigt zu sein.
    »Würdest du
das noch einmal wiederholen?«, knurrte Lucius und seine Stimme war auf einmal
eine ganze Oktave tiefer. »Oder bist du zu feige dazu?«
    »Lucius
...«, machte ich einen zaghaften Versuch einzugreifen, aber niemand bemerkte
mich. Alle Augen waren auf Claudiu gerichtet, über dessen fahlgraue Wangen ein
rötlicher Schimmer huschte, als er sagte: »Gut, Lucius. Ich werde reden. Ich
habe schon viel zu lange geschwiegen.«
    Dann zeigte
er mit dem Finger auf mich und auf einmal schien die ganze Welt stillzustehen,
als Claudiu Vladescu aussprach, was wahrscheinlich jeder Vladescu – und viel
leicht auch der eine oder andere Dragomir – an diesem Tisch dachte. Mich
eingeschlossen.
    »Sie ist
nicht bereit zu regieren, Lucius. Sie kann ja noch nicht einmal ein Urteil
fällen!«
    Oh, nein
...
    Königin
Mihaela Dragomir hätte auf der Stelle ein Urteil gefällt, aber ich blieb wie
versteinert sitzen und beobachtete Lucius, dessen Augen ganz schwarz wurden,
so wie in der Nacht, als er mich in der Burg gefangen genommen und beinahe die
Kontrolle verloren hatte.
    Claudiu
schien davon nichts mitzubekommen. Er war so sehr damit beschäftigt, seiner
eigenen aufgestauten Wut Ausdruck zu verleihen, dass er gar nicht bemerkte,
dass der junge Vampir, den er so lange beherrscht hatte, nicht länger bereit
war, sich seine Dreistigkeiten gefallen zu lassen – und darüber hinaus gerade
ziemlich wütend wurde.
    »Lucius!«
Claudius Stimme zitterte auf einmal. »Ich habe inzwischen schon fast zwanzig
Jahre Dragomirs als Älteste an diesem Tisch akzeptiert. Aber ich kann – und
WERDE – keine Dragomir als meine Herrscherin akzeptieren. NIEMALS!« Er sah mich
mit zusammengekniffenen Augen an. »Und erst recht kein Mädchen, das nicht
die leiseste Ahnung von Führung hat.«
    Es
herrschte absolute Stille im Raum, als seine Worte verhallten.
    Und dann
stand Lucius auf und ich erkannte in ihm den Krieger wieder, der die Burg
meiner Vorfahren erstürmt und den Dragomirs geschworen hatte, sie zu
vernichten. Dieses Mal hingegen nahm er eine Dragomir in Schutz – und
alleine das ließ seine Macht noch bedrohlicher wirken, als er mit gebleckten
Reißzähnen auf seinen Onkel zuging.
    Claudiu
stand ebenfalls auf. Er zitterte am ganzen Körper, vielleicht vor Zorn – oder
vielleicht, weil er inzwischen
begriffen hatte, wie sehr er meinen Mann provoziert hatte.
    Ich wollte
mich zwischen die beiden Vampire stellen und sie bitten, sich zu beruhigen,
aber ich konnte nicht. Was zum Teil auch an der Art lag, wie Lucius sich, trotz
seiner gebleckten Zähne, die so wunderschön und so bedrohlich zugleich sein
konnten, seltsam gelassen zu Claudiu vorbeugte und ihn warnte: »Deine Worte sind
Hochverrat. Mach, dass du hier rauskommst, und sei froh, dass ich dich nicht
gleich an Ort und Stelle vernichte, ohne dir den Prozess zuzugestehen, auf den
du nach den Gesetzen, an die ICH MICH HALTEN WERDE, ein Anrecht hast – auch
wenn dein bloßer Anblick in mir den Wunsch weckt, dich unverzüglich ins
Jenseits zu befördern.«
    Claudiu
zögerte einen Moment.
    »Geh. Sofort«, knurrte Lucius.
    »Gut, ich
werde gehen«, gab Claudiu endlich nach. Doch bevor er den Raum verließ, drehte
er sich noch einmal um und fauchte: »Die Sache ist hiermit noch nicht beendet,
Lucius.«
    Die beiden
sahen sich lange an.
    Als Lucius
schließlich antwortete, wirkte er äußerlich bereits wieder völlig gelassen. Die
Worte, die er sprach, klangen jedoch umso unheilvoller: »Das ist sie in der Tat
nicht, Claudiu.«
    Während
sein Onkel zur Tür hinausging, setzte Lucius sich wieder hin und ließ den Blick
langsam über die

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