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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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wirst
immer mutiger und das sehr schnell«, sagte er. »Aber traust du dich auch, den
Pflock tatsächlich zu benutzen?«
    »Ihn zu
benutzen? Du meinst, damit zuzustechen?« Raniero nickte. »Si.«
    Er hatte
zwar gesagt, dass ich mich von einem bewaffneten Vampir nicht abwenden sollte,
aber trotzdem blickte ich mich schnell in dem kleinen Raum um. »Hier ist nichts
weiter als eine Sammlung alter Pflöcke. Worauf sollte ich einstechen?«
    »Du kannst
dies hier nehmen.«
    »Was?«,
fragte ich verwundert, denn er hielt nichts in der Hand.
    Raniero
zeigte auf seine Brust.

Kapitel 95
    Antanasia
    Das soll
ein Scherz sein,
oder?«
    Einen
Moment lang wusste ich nicht, ob er mich aufzog oder tatsächlich meinte, ich
solle ihn vernichten. Dann hielt er seine Hand hoch und sagte: »Ich
werde meine Hand auf den Tisch legen und du wirst zustechen. So lernst du, wie
es sich anfühlt, jemandem eine Wunde zuzufügen.«
    »Das kann
ich nicht.«
    »Das
solltest du aber. Du musst wissen, wie es sich anfühlt, jemandem eine
Verletzung zuzufügen. Wenn du im entscheidenden Moment nicht zögern willst,
solltest du die Erfahrung vorher schon einmal gemacht haben. Und wie andere
Dinge auch wird es durch Übung leichter, jemanden zu verletzen.«
    In seiner
Stimme schwang nun wieder die vertraute Wehmut und Bitterkeit mit, und das ließ
mich erneut Vertrauen zu ihm fassen. Er bereute, was er in der Vergangenheit
getan hatte. »Aber das muss doch unvorstellbar schmerzhaft für dich sein.«
    Er schien
kein bisschen besorgt. »Schmerzen zu ertragen, ist genau so, wie Schmerzen
zuzufügen. Es wird durch Übung leichter. Und wie du weißt, heilen die Wunden
von Vampiren sehr schnell.« Er spreizte seine tätowierte Hand auf dem Tisch und
zeigte auf die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger. »Hier ist kein Knochen.
Die Wunde wird spätestens in ein paar Tagen verheilt sein.«
    Entsetzt
schüttelte ich den Kopf. »Nein ... das kann ich nicht.«
    Raniero
belächelte mich. »Der Buddha sagt: ›Leben heißt leiden.‹ Wir können
Schmerzen nicht vermeiden, wir können sie nur bewusst wahrnehmen und
akzeptieren. Ein kurzer Augenblick des Leids ist nichts für mich.«
    »Ich glaube
nicht, dass der Buddha es gutheißen würde, wenn ich dich absichtlich mit einem
Pflock durchbohre.«
    Als das
Lächeln langsam aus seinem Gesicht verschwand, begriff ich, dass ich aus
Versehen sein neues Weltbild und sein altes Leben hatte zusammenprallen lassen.
    Irgendwie
passten seine philosophischen Ansichten hier nicht so gut wie zu seinem Leben
am Strand. Was ja auch genau der Grund dafür war, dass er eigentlich nicht
hatte herkommen wollen.
    »So haben
Lucius und ich trainiert«, sagte er. »Und auch wenn ich es dir nicht befehlen
kann, würde ich dir doch sehr dazu raten, dass du es tust, wenn du die
Fähigkeiten erlangen möchtest, die du brauchen wirst, um in deiner neuen Rolle
zu überleben.«
    Ich wich
entsetzt zurück. »Du und Lucius habt euch absichtlich gegenseitig die
Hände mit dem Pflock durchbohrt?«
    Er
antwortete nicht, aber ich konnte an seinem Gesichtsausdruck ablesen, dass sie
genau das getan hatten. Sie waren dazu gezwungen worden. Und das
wahrscheinlich mehr als einmal – weswegen Raniero wahrscheinlich auch dazu in
der Lage gewesen war, den Pflock in Lucius' Brust zu bohren.
    Auf den
Tisch gestützt stand er da, und während er mich so beobachtete, wurde er
nachdenklich. »Hast du jemals jemanden verletzt, Antanasia? Ich meine nicht,
auf eine Spinne zu
treten, sondern hast du jemals jemandem richtige Schmerzen zugefügt?«
    »Ähm, ich
habe mal mit einer Mistgabel in Lucius' Fuß gestochen.«
    Ranieros
Mund, der jetzt nicht mehr hinter seinem Bart versteckt war, zuckte belustigt,
als würde er die Geschichte kennen. Ich konnte ihm ansehen, dass er das nicht
gelten lassen würde.
    »Nein, ich
glaube, ich habe noch nie jemanden richtig verletzt«, gab ich zu.
    »Du hast
den Gerichtssaal verlassen, weil du noch nicht einmal dazu in der Lage warst, über
die Vernichtung eines Vampirs abzustimmen.« Er überraschte – und
beschämte – mich, indem er das sagte.
    »Woher
weißt du das?«
    Er zuckte
mit den Schultern. »Solche Nachrichten erreichen auch Vampire, die am Strand
leben.«
    Sogar
Raniero wusste, was passiert war, und er hielt sich absichtlich von Klatsch und
Tratsch fern. Ich stützte mich ebenfalls auf den Tisch. Meine neue Tapferkeit
hatte einen Knacks bekommen. »Wenn jeder davon weiß, wie ich in der
Situation davongelaufen bin, wie

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