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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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ihren Körper nur noch zu benutzen, um ihn mit Kleidung zu behängen und ihr Gehirn von A nach B zu transportieren - so lange, bis ihr Mr Right über den Weg lief. Und sie hatte ihr Versprechen bis jetzt gehalten. In jenem schicksalhaften Sommer während ihres achtzehnten Lebensjahrs, als sie die Selbstachtung zu ihrem neuen Lebensziel erwählte, hatte sie geschworen, dass der nächste Mann, dem sie sich hingab, ein Mann sein würde, dem sie vertraute. Ein Mann, den sie liebte.
    Ein Mann, der sie liebte.
    Dann stieß sie einen leisen Seufzer des Bedauerns aus. Selbst wenn sie einen Mann fand, dem sie vertrauen konnte, der mehr von ihr wollte als Sex auf Abruf - wie konnte sie zulassen, dass er sie liebte, wenn sie den Rest ihres Lebens auf der Flucht verbringen würde?
    Sie rollte sich auf die Seite und lag ruhig da. Sie versuchte, alle Gedanken an den nächsten Morgen zu verdrängen, und hoffte, dass sie wenigstens eine Nacht durchschlafen konnte, bevor sie gezwungen war, John von neuem zu belügen. Dann fiel ihr Blick auf die Küchenanrichte, wo etwas silbern glitzerte.
    Johns Autoschlüssel.
    Renee erstarrte. Sie brauchte ganze fünf Sekunden, bis sie begriff, welche Gelegenheit sich ihr bot. Und als sie es begriffen hatte, versetzte sie sich eine mentale Ohrfeige, weil sie nicht zu einem günstigeren Zeitpunkt daran gedacht hatte. Zum Beispiel, als er geduscht hatte. Autodiebstahl war etwas einfacher, wenn der Eigentümer beschäftigt und abgelenkt war. Oder nackt. Oder beides.
    Nein. Sie konnte seinen Wagen nicht stehlen.
    Nun, vielleicht war es gar kein Diebstahl im eigentlichen Sinne. Nicht, wenn sie den Wagen eine Zeit lang benutzte, ihn dann irgendwo abstellte und John telefonisch mitteilte, wo er ihn abholen konnte. Autodiebstahl war, wenn man die Armaturen herunterriss, die Zündung kurzschloss und den Wagen demolierte, um ihn schließlich auf dem Schrottplatz zu entsorgen, wo er in einen nicht mehr identifizierbaren Haufen aus Einzelteilen zerlegt wurde. Das war Autodiebstahl. Was ihr durch den Kopf ging, war eher so etwas wie ... Ausborgen.
    Sie überlegte, dass sie ziemlich schnell mit dem Wagen abhauen musste. Wenn er aufwachte und feststellte, dass sie und sein Auto verschwunden waren, würde er sofort die Polizei informieren und es als gestohlen melden. Man hätte sie geschnappt, bevor sie wusste, wie ihr geschah.
    Einen Moment! Er konnte niemanden anrufen. Sofern sie nichts übersehen hatte, gab es kein Telefon in dieser Hütte. Das einzige Telefon, das sie gesehen hatte, war ein Handy, das sich in seinem Wagen befand. Mit dem sie dann unterwegs wäre.
    Das bedeutete, er wäre hier, mitten in der Wildnis, völlig von der Außenwelt abgeschnitten, ohne Kommunikationsoder Transportmöglichkeit. Ihr Gewissen protestierte und schrie sie an, dass sie ihm das nicht antun konnte. Doch dann wog sie die Konsequenzen gegeneinander ab. Wenn sie mit seinem Wagen wegfuhr, musste er fünfzehn oder zwanzig Kilometer weit zu Fuß marschieren, um in die Zivilisation zurückzukehren. Wenn sie nicht mit seinem Wagen wegfuhr, würde sie höchstwahrscheinlich die nächsten fünfzehn oder zwanzig Jahre im Gefängnis verbringen.
    Sie befahl ihrem Gewissen, die Klappe zu halten.
    Anschließend lag sie längere Zeit völlig ruhig da und blinzelte ständig, um wach zu bleiben. Nachdem fünfzehn oder zwanzig Minuten vergangen waren und John sich nicht gerührt hatte, hob sie vorsichtig die Decke und setzte sich auf. Als das Bett knarrte, bekam sie fast einen Herzanfall. John bewegte sich leicht, dann war er wieder ruhig.
    Sie nahm ihre Schuhe und ging damit zur Anrichte. Bei jedem Schritt beobachtete sie John und hob die Schlüssel so vorsichtig wie irgend möglich auf, damit sie nicht klirrten. Neben dem Schlüssel lag seine Brieftasche. In Brieftaschen befand sich in der Regel Geld, und sie konnte gut etwas gebrauchen. Sogar sehr dringend.
    Sie seufzte abermals. Schon wieder das Problem mit dem Stehlen.
    Andererseits ... wenn sie ihm das Geld später mit Zinsen zurückschickte, wäre auch das kein richtiger Diebstahl, nicht wahr? Es wäre eher ... als hätte sie es für ihn investiert. Wenn sie ihm einen Zinssatz von beispielsweise fünfzehn oder zwanzig Prozent einräumte, hätte er eigentlich keinen Grund, sich zu beklagen.
    Sie öffnete die Brieftasche und wollte die Banknoten herausnehmen, die sich darin befanden. Aber Geld war nicht das Erste, was sie sah. Als ihr endlich dämmerte, was sie sah, musste sie sich den

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