Ein Kuss und Schluss
hätte«, fuhr Leandro fort. »Ich meine, die Kleine ist wirklich ein scharfes Ding, nicht wahr?« Er schien diesen Gedanken eine Weile weiterzuverfolgen. »Wissen Sie, ich habe nicht oft mit flüchtigen Frauen zu tun. Aber ich möchte wetten, dass die meisten alles tun würden, um sich vor dem Gefängnis zu retten.«
John stellte sich die widerwärtigen Praktiken vor, die Leandro möglicherweise als Gegenleistung erwarten würde, und seine Hände klammerten sich fester um das Lenkrad.
»Wenn ich genauer darüber nachdenke, muss ich sagen, dass sie genau der Typ Frau ist, die ich gerne mal flachlegen würde, Blondes Haar, blaue Augen, ein süßer kleiner Hintern ... und nicht zu vergessen ihre Lippen!« Leandro stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich kannte mal ein Mädchen, das solche Lippen hatte. Glauben Sie mir, sie konnte den Kronkorken von einer Bierflasche saugen. Wenn sie mit einem fertig war, kam man sich vor, als wäre man von einem Tanklaster überfahren worden. Ja, vielleicht würde es sich sogar lohnen, das Geld sausen zu lassen, um nur einmal zu spüren, wie sich diese hübschen Lippen um meinen ...«
John trat auf die Bremse. Leandro schoss nach vorn und wäre beinahe mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe geknallt, was seiner Nase den Rest gegeben hätte. Als der Wagen zum Stehen kam, wurde er mit ähnlicher Wucht gegen die Kopfstütze geschleudert. Im nächsten Moment hielt John den Kragen seines schmutzigen Hemds in der geballten Faust und zog ihn halb über die Konsole zu sich heran. Der bloße Gedanke, dass Renee in Sichtweite der lüsternen Augen Leandros kommen könnte, ließ sein Blut aufkochen.
»Wenn Sie es auch nur wagen, Sie zu berühren, schwöre ich Ihnen bei Gott, dass ich Sie wegen Vergewaltigung festnehme. Haben Sie mich verstanden?«
Leandro blieb locker und grinste nur. »Jawohl, Herr Wachtmeister! Es ist also völlig in Ordnung, wenn Bullen unanständige Sachen mit entflohenen Tatverdächtigen anstellen, aber Kopfgeldjäger dürfen sich so was nicht erlauben. Habe ich es richtig verstanden?«
»Ich wusste nicht, dass sie eine Tatverdächtige ist. Und ich habe nichts mit ihr angestellt! Und Sie werden es auch nicht tun!«
Leandro verdrehte die Augen. »Scheiße! Darf man nicht einmal laut denken? Glauben Sie wirklich, ich würde mir so viel Geld durch die Lappen gehen lassen, nur um eine Nummer zu schieben?«
John stieß Leandro angewidert zurück. Aber es war gar nicht Leandro, der ihn anwiderte. Was war nur los mit ihm? Warum in aller Welt legte er sich so sehr für Renee Esterhaus ins Zeug? Sie war kein hilfloses Opfer, und es wurde Zeit, dass er diese Tatsache in seinen Schädel hineinbekam, auch wenn sie noch so süß und unschuldig aussah. Sie war eine Verbrecherin, die einen Raubüberfall begangen und ohne Zögern eine Kugel auf die Ladeninhaberin abgefeuert hatte. Und sie war eine Autodiebin. Eine Kriminelle, nicht mehr und nicht weniger. Wenn sie unschuldig wäre und noch nie einen Supermarkt ausgeraubt hätte, wäre sie nicht geflüchtet, und dann würde Leandro nicht davon fantasieren, sich mit ihrer Hilfe ein wenig Entspannung zu verschaffen. Sie war selbst schuld, dass sie in Schwierigkeiten steckte, und es wurde Zeit, dass sie die Konsequenzen zu spüren bekam.
John gab wieder Gas. Wenige Minuten später verließen sie den Wald und erreichten den Highway, zwei oder drei Kilometer von Harleys Laden entfernt. Die Straße war leer, Von Renee war nichts zu sehen. Und John hatte keine Ahnung, wohin sie gefahren sein könnte.
Wie ging es jetzt weiter? Wenn sie sich auf die Suche machten, kurvten sie möglicherweise irgendwo durch die Landschaft, während Renee in eine ganz andere Richtung davonbrauste. Es wäre ihm lieber, wenn er es war, der sie fasste, weil er dann seinen Wagen wiederbekam, ohne sich mit umständlichem Papierkram auseinander setzen zu müssen. Aber es sah nicht danach aus, dass dieser Fall eintrat. »Verdammt«, brummte John. »Inzwischen könnte sie sonstwo sein. Haben Sie eine Ahnung, wohin sie wollte, als Sie sie geschnappt haben?«
»New Orleans.«
»Dann ist sie wahrscheinlich dorthin unterwegs. Ich werde die örtliche Dienststelle und die Highway-Polizei informieren. Wenn ich eine Beschreibung meines Wagens durchgebe, wird man sie früher oder später festnehmen.«
»Ja, das ist ein großartiger Plan, Super-Bulle. Sie kriegen Ihren Wagen wieder, aber ich muss auf das Kopfgeld verzichten, weil nicht ich, sondern die Polizei sie
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