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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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vertiefen. Ich kann dich auch zur Wache bringen, wenn du lieber die Fragen beantworten willst, die man dir dort stellen wird.«
    Bei der bloßen Erwähnung der Polizeiwache drehte sich Renees Magen um. Plötzlich war sie bereit, John ihre komplette Lebensgeschichte zu erzählen, wenn er danach gefragt hätte.
    »Tut mir Leid«, sagte sie. »Steve ist ein sehr netter Kerl. Er ist klug und sieht gut aus, aber er hat ein oder zwei Charakterfehler, mit denen ich einfach nicht klarkomme.«
    »Zum Beispiel?«
    »Er hat überhaupt keinen Ehrgeiz. Er arbeitet in der Woche als DJ in den Clubs an der Colfax Street, wenn dort keine Livebands auftreten. Er hat immer wieder zu mir gesagt, diese Jobs seien nur vorübergehend, bis er richtige Arbeit gefunden hätte. Aber mir wurde sehr bald klar, dass das Plattenauflegen seine richtige Arbeit war und er gar nicht daran interessiert war, jemals etwas anderes zu machen. Und alles Geld, das er in die Finger bekommt, verspielt er gleich wieder. Also wird er es nie zu etwas bringen.«
    So hatte sie nicht immer über ihn gedacht. Steve und sie hatten sich an vielen Sommerabenden mit Paula und Tom in Paulas Wohnung getroffen, um sich die Spiele der Rangers anzusehen, da Paula einen Großbildfernseher hatte und die besten Nachos der Welt machte. Renee war eigentlich kein großer Sportfan, aber an diesen Abenden hatten sie immer viel Spaß gehabt. Doch dann erkannte sie, dass Tom sich auf Paulas Kosten durchschlug und sie gleichzeitig betrog, während Steves größte Lebensziele darin bestanden, Musik zu machen und zu vögeln. Danach war es nicht mehr wie früher gewesen.
    »Habt ihr euch deshalb getrennt?«, fragte John. »Weil er sich keinen richtigen Job suchen wollte?«
    »Irgendwann wäre es darauf hinausgelaufen.«
    »Aber das war nicht der eigentliche Grund.«
    Renee zögerte, weil sie nicht verstand, warum diese Dinge von Bedeutung sein sollten. »Nein. Der eigentliche Grund war der, dass er nach zwei Monaten fand, dass wir miteinander schlafen sollten. Ich weigerte mich. Als ihm klar wurde, dass ich es ernst meinte, war er verschwunden.«
    John machte sich eine Notiz, und Renee fragte sich, welchen Teil ihrer Erklärung John für so wichtig hielt, dass er ihn notieren musste. Dass sie nicht sofort mit jedem ins Bett ging? Angesichts dessen, was im Wald vorgefallen war, hatte er wahrscheinlich Schwierigkeiten, ihr in diesem Punkt Glauben zu schenken.
    »Was geschah also, als ihr euch an jenem Abend getroffen habt?«
    »Steve hat auf mich eingeredet, dass wir es noch einmal miteinander versuchen sollten. Ich konnte es nicht fassen. Er sagte, er sei ein Idiot gewesen, und ich sei das Beste, was ihm jemals zugestoßen ist. Ich wusste, dass er log, aber er klang so aufrichtig, dass ich ihm beinahe geglaubt hätte.«
    »Beinahe?«
    »Bis zu dem Augenblick, als er vorschlug, dass wir in meine Wohnung gehen sollten, um ... darüber zu reden.«
    Renee sprach die letzten drei Worte in schleppendem und anzüglichem Tonfall, genauso wie Steve sie betont hatte, als er sie gegen die Wand gedrängt und sie angestarrt hatte. Mit diesem hungrigen Blick in den Augen, der ihr verriet, dass seine gegenwärtige Freundin Rhonda, die drogenabhängige Schlampe, ihn an diesem Abend offenbar versetzt hatte, und er nun nach der erstbesten Möglichkeit suchte, Sex zu haben.
    »Reden war das Letzte, was er wollte«, sagte Renee. »Er wollte einfach nur vögeln. Er muss ziemlich verzweifelt gewesen sein, wenn er gedacht hat, dass ich es auch nur in Erwägung ziehen würde.«
    »Was hast du dann getan?«
    »Sagen wir einfach, dass Gott uns Frauen aus einem guten Grund mit Knien ausgestattet hat. Er krümmte sich immer noch am Boden, als ich in den Lift stieg.«
    »Also habt ihr euch nicht gerade freundschaftlich getrennt.«
    »So könnte man es ausdrücken. Warum fragst du überhaupt danach? Das hat doch gar nichts mit dem Überfall zu tun!«
    »Nein, aber mit deinem Alibi. Ich möchte wissen, ob Steve möglicherweise zu einer für dich günstigen Aussage bereit wäre. Aber wenn er dein Knie zwischen den Beinen gespürt hat, dürfte sich seine Bereitschaft in Grenzen halten.«
    »Das spielt sowieso keine Rolle. Mein Anwalt sagte, dass Steve mir kein Alibi verschaffen kann. Der Überfall geschah um Viertel nach zehn. Steve habe ich erst gegen elf getroffen.«
    »Wie lange hast du mit ihm gesprochen?«
    »Nur ein paar Minuten.«
    »Du hast gesagt, er wohnt in einem anderen Gebäude. Müsste er den Parkplatz

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