haben die Uhr gestellt. Um zu beweisen, dass wir in dem kleinsten, langweiligsten Dorf der Welt leben. Sieh dich doch mal um, Mum! London ist so viel schöner, und Nikki unternimmt hier immer total coole Sachen. Hier ist wenigstens was los …«, sie wedelte mit der Hand zum Fenster, um auf die große Menschenmenge in einem Thai Café gegenüber zu deuten. »Siehst du das denn nicht? Laurie findet auch, dass London die großartigste Stadt auf der ganzen Welt ist«, fuhr Milly fort.
»Oh, tut sie das?«, fragte Rachel.
»Ja, und sie meinte sogar, dass ich zu ihr kommen soll, um hier ein Praktikum zu machen, wenn es mir ernst damit ist, in der Modebranche zu arbeiten.«
»Aha.« Rachel erinnerte sich daran, wie sie zufällig mitbekommen hatte, dass Milly irgendetwas von einem Jungen zu Hause erzählt hatte. »Schreibt ihr euch oft, du und Laurie?«
»Ja, manchmal«, erwiderte Milly mit einem Schulterzucken. »Wir mailen uns. Mit ihr kann man entspannt über alles reden. Sie ist eben nicht so wie andere Erwachsene; sie interessiert sich für die gleichen Dinge wie ich. Als wäre sie jünger. Sie ist lustig. Sie ist ganz anders als du.«
Rachel blickte in der Hoffnung auf Unterstützung zu Aiden hinüber, doch der schrieb gerade eine E -Mail auf seinem iPhone – wahrscheinlich brachte er Simon hinsichtlich der Möbel auf den neuesten Stand. Seine erst halb verspeiste Pizza schien er darüber vergessen zu haben.
»Hier wissen die Leute einfach, wie sie sich anzuziehen haben«, fuhr Milly fort und sah betont zu der Gruppe Mädchen hinüber, die am Tisch nebenan saßen, lachten und sich unterhielten. Alle trugen Halstücher und Schmuck, hatten Make-up aufgelegt und das Haar perfekt gestylt. »Das ist was anderes als zu Hause, wo es nur Doris’ Boutique gibt.«
»Milly«, unterbrach Rachel sie streng. »Es reicht jetzt! Du weißt gar nicht, wie glücklich du dich schätzen kannst! Also hör auf, dich zu beschweren, und iss deine Pizza auf.«
»Vielen Dank auch für deine Unterstützung«, wandte sich Rachel an Aiden, als sie gemeinsam nach Hause gingen. Milly und Zak gingen ein Stück voraus.
»Bitte?« Aiden steckte sein Handy ein und schaute auf. »Welche Unterstützung?«
»Ganz genau. Hast du eigentlich mitbekommen, was Milly da drinnen gesagt hat?«
»Irgendwas über Skipley?«, erwiderte Aiden, schien aber immer noch abgelenkt zu sein. »Ich musste Simon über Jays Möbel informieren und ihm den Link zu seiner Website schicken, damit wir schon einmal einen Zeitrahmen abstecken können.«
»Sie hasst Skipley. Außerdem scheint sie zu glauben, ich sei die langweiligste Mutter der Welt – ganz anders als Laurie.«
»Na ja, Laurie ist auf ihre eigene Weise ziemlich jung geblieben.«
»Was soll das denn jetzt heißen?«, fuhr sie Aiden an.
»Ich will ja nur sagen, dass ich schon verstehe, warum Milly sich so gut mit ihr versteht und sie bewundert. Außerdem verbindet sie ihr gemeinsames Interesse für Mode.«
Rachel ging geflissentlich über seine Bemerkung hinweg. »Da gibt es wohl einen Jungen«, fuhr sie fort, »irgendjemanden in ihrem Leben. Ich habe zufällig mitbekommen, wie Milly mit Nikki über ihn gesprochen hat. Ich frage mich, ob das vielleicht der Grund ist, warum sie sich in letzter Zeit so anders verhält.«
»Ein Junge?«, hakte Aiden nach.
»Ja …« Rachel wurde von Aidens Handy unterbrochen, das in seiner Tasche klingelte. Er kramte es wieder hervor und nahm den Anruf entgegen. Rachel seufzte.
»Simon, hi – ja, was sagst du dazu? Die Ausführung ist hervorragend. Ich glaube, wenn wir ihnen ein paar erstklassige, maßgefertigte Teile anbieten, werden sie uns vielleicht ein paar zusätzliche Tage im Zeitplan nachsehen. Jay meinte, er könnte schnell arbeiten.«
Von:
[email protected] An:
[email protected] Hi Carter,
ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast, und es tut mir leid, wenn dich das geärgert hat. Ich will von keinem von Nikkis Freunden etwas, das verspreche ich dir! Wahrscheinlich war es blöd von mir, dir davon zu schreiben. Ich hätte wissen müssen, dass du es möglicherweise falsch verstehen könntest. Aber ich habe an niemand anderen als an dich gedacht. Hier ist übrigens meine Handynummer: 07834384347.
Ich hoffe, es geht dir gut!
LG Milly
Am nächsten Tag, Donnerstag, schüttete Rachel Zak Choco Krispies und Milch in eine Schüssel und kochte sich einen starken Kaffee. Dann schaltete sie das Küchenradio an und drehte es laut auf.
»Noch zehn